Heute — am 23. April — ist der Welttag des Buches! 1995 erklärte die UNESCO den Tag zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Tag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Ganz zufällig wurde der Tag damals nicht gewählt, der „Welttag des Buches“ teilt sich das Datum mit dem Namenstag des katalanischen Volksheiligen St. Georg zu dessen Ehren Bücher und Rosen verschenkt werden. Außerdem ist es der Todestag von den großen Autoren William Shakespeare und Miguel de Cervantes. Zu Ehren des Tages möchten wir euch gleich ein paar neue Bücher aus und um den Norden vorstellen!
Das Amerika der Seele
Karl Ove Knausgård hat ja vor allem durch seine “Min Kamp” Serie auf sich aufmerksam gemacht. Allerdings hat der Norweger noch weitere Bücher verfasst. “Das Amerika der Seele” ist ein Essayband, der von unterschiedlichsten, persönlichen Ereignissen inspiriert wurde. So geht es zum Beispiel um die Beerdigung des Vaters, um Knut Hamsuns Roman „Mysterien, um das Massaker auf Utøya, um die Empfindung, dringend aufs Klo zu müssen.
Und wie schon “Min Kamp” besonders war, ist es auch Knausgårds Essayband. Einige Texte sind einfach ausgezeichnet, wenn er zum Beispiel über die neue norwegische Bibelübersetzung schreibt, für die er als Berater hinzugezogen wurde, andere, wie „Der braune Schwanz“, sind dagegen äußert gewöhnungsbedürftig. Bei insgesamt 18 Essays dürfte allerdings für jeden etwas dabei sein.
Karl Ove Knausgård: „Das Amerika der Seele“. Luchterhand.
Wenn das Eis bricht
Hanne ist Kriminalpsychologin und soll einen neuen Fall übernehmen, der einem der ihrem von vor 10 Jahren ähnelt. Ein grauenhafter Mord und wenig Indizien. Was jedoch niemand weiß, Hanne zweifelt gerade an ihrer eigenen Wahrnehmung, sie vermutet einen beginnenden Alzheimer. Für ihre Ermittlungen muss sie tief in die Vergangenheit eintauchen und langsam verbinden sich die beiden Fälle. Doch kann Hanne ihren eigenen Erinnerungen trauen?
Die Schwedin Camilla Grebe hatte bereits als Teil des Autorenduos Grebe/Träff auf sich aufmerksam gemacht, “Wenn das Eis bricht” ist nun ihr erster eigener Thriller. Trotz der beachtlichen 600 Seiten liest sich die Geschichte schnell weg, denn der Spannungsbogen wird bis zum Ende gehalten. Die Erzählperspektive wechselt in der Ich-Form zwischen Hanne, Peter und Emma, wodurch einem die unterschiedlichen Charaktere schnell bekannt werden. Grebe verwebt die einzelnen Geschickten geschickt miteinander und bis zum Ende bleibt die Lösung undurchsichtig.
Camilla Grebe: “Wenn das Eis bricht.” btb Verlag.
Die Geschichte von Kullervo
Auch noch Jahre nach dem Tod von J.R.R. Tolkien finden Forscher bisher unveröffentlichte Manuskripte des Autors. So ist es auch mit “Die Geschichte von Kullervo”, die auf einer Episode des finnischen Kalevala-Epos basiert. Es geht um den Waisenknabe Kullervo, der bei seinem Onkel aufwächst, einem dunklen Magier. Als er später von ihm in die Sklaverei verkauft wird, schwört Kullervo, dass er sich irgendwann an seinem Onkel rächen wird.
Tolkin hat, so heißt es, die Kalevala innig geliebt, mit Anfang 20 hat er diese sogar selber aus dem Finnischen für sich übersetzt. Aber damit war er nicht zufrieden und er begann den Stoff der Kalevala selber weiter zu dichten. “Die Geschichte von Kullervo” gilt als Frühwerk des Erfinders von „Herr der Ringe“ und ist wirklich interessant, nicht nur für Tolkien-Fans. Die Herausgeberin Verlyn Flieger hat die Einleitung und das Nachwort verfasst und findet in “Die Geschichte von Kullervo” Parallelen zwischen Kullervo und Tolkins eigener Biografie.
J.R.R. Tolkien: “Die Geschichte von Kullervo”. Klett-Cotta.
Der Lärm der Fische beim Fliegen
Leo Vangen lebt entspannt als Rechtsreferendar in Oslo. Größere Anforderungen verstören ihn, bunte Pillen helfen ihm durch den Tag; seine LPs sind alles, was er braucht. Als ein Freund aus Kindertagen ihn um einen Gefallen bittet und den mit 250.000 Kronen honorieren möchte, kommt Leo auf die Beine, um sich in Nordnorwegen einfach „mal ein bisschen umzuhören“. Ökoaktivisten haben es auf die Zuchtlachsfarmen der Gebrüder Vega abgesehen und entlassen mit mal 200.000 Lachse in die Freiheit — was allerdings der Umwelt immens schadet. Ein Forschungslabor brennt, ein Mensch stirbt. Leo gerät zwischen alle Fronten und kommt nicht mehr dazu seine Psycho-Cocktails zu mixen, denn plötzlich rennt er um sein Leben.
Lars Lenth, Fliegenfischer aus Passion, Rockmusiker und Schauspieler, hat die Vielfalt seiner Aktivitäten erweitert und ein erfrischend freches Buch geschrieben, das zwischen allen Genrestühlen abrutscht und gerade deshalb so unterhaltsam ist. Seine Charaktere sind exzentrisch, skurril und leicht gestört, die Story ist unerhört und schwarzhumorig. Dass Lenth trotzdem ein Anliegen hat, ist offensichtlich: Ihm geht es um Naturschutz, den Erhalt von natürlichen Ressouren, um Nachhaltigkeit und die ökologische Fischzucht.
Und nachhaltig wirkt das Buch auch auf die Leser/-innen und deren Essverhalten: Der Zuchtlachs auf dem Teller wird von nun an durch Tofu ersetzt.
Lars Lenth: “Der Lärm der Fische beim Fliegen.” Limes Verlag.
Der endlose Sommer
Der schmale Roman “Der endlose Sommer” erzählt die Geschichte einer kleinen Gruppe von Leuten, die auf einem Gutshof in Dänemark wohnen. Dort wohn das junge Mädchen, der scheue Junge, der vielleicht ein Mädchen ist, die Mutter, der Stiefvater und die zwei kleinen Brüder. Mitten im Sommer stoßen zwei Fremde in die Gemeinschaft und rütteln das Zusammenleben gehörig auf. Eine verbotene Liebschaft beginnt, die alle Protagonisten mit in den Bann zieht.
„Der endlose Sommer„ ist kein Roman und keine Erzählung im klassischen Stil. Das Buch beginnt mit dem Jungen, auf den sich sofort der Fokus der Leser legt, um dann sofort zu den anderen im Roman überzugehen. Das Erzählte besteht folglich nur noch aus flüchtigen Erinnerungen, die wie hinter einer dicken Schicht Nebel zu verschwinden scheinen. Endlose Sätze verweben sich zu einem flüchtigem Ganzen, etwas schwer Greifbarem. Die Autorin Madame Nielsen ist außerdem Sängerin, Künstlerin und Übersetzerin Madame und ihre Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, und sie war mehrfach für den Nordic-Council-Preis nominiert.
Madame Nielsen: “Der endlose Sommer”. Kiepenheuer&Witsch.
Fit für Walhalla
Angefangen wird mit der Entstehung der Welt und es endet mit dem Untergang. Das Büchlein “Fit für Walhalla: Nordische Mythen für Einsteiger” erklärt uns die nordischen Mythen lustig, leicht und verständlich. Es geht um Odin, Thor und die Wallküren, um Götter und Menschen und alle dazwischen. Die Thematik ist übersichtlich in 6 Kapitel aufgeteilt: „Die Götter und Göttinnen“, „Die Welt wird geschaffen und gestaltet“, „Verfeindete Mächte“, „Reif für Valhöll: Menschliche Helden“, „Helden der Wikingerwelt“, „Endzeit- und Neubeginn“. Dazu werden auf fast jeder Seite zusätzliche Informationen geliefert, wie Karten, Vorbemerkung zu den Namen und ihrer Aussprache, Fotos oder Zeichnungen. Die Autorin Carolyne Larrington lehrt englische Literatur des Mittelalters als Fellow am St John’s College in Oxford und man kann ihre Faszination für alte Literatur auf jeder Seite erkennen.
Carolyne Larrington: “Fit für Walhalla: Nordische Mythen für Einsteiger” . Theiss, Konrad.