Der Norden in Serie: Bron/Broen
„Bron/Broen“ ist eine dänisch-schwedische Krimiserie, die in Deutschland leider den abschreckenden Titel „Die Brücke — Transit in den Tod“ erhalten hat. Zu unrecht, denn die Serie ist intelligent und spannend, die Charaktere authentisch und charmant.
Der rote Faden der Serie ist eine Reihe von Morden, zu denen sich ein unbekannter Täter bekannt hat. Seine Motivation sei es, auf eine bestehende Ungleichheit der Gesellschaft vor dem Gesetzt hinzuweisen und dies sei der einzige Weg sich öffentlich Gehör zu verschaffen. So beginnt die Serie mit dem grausamen Fund einer zerstückelten Frauenleiche, die mitten auf der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden liegt. Wie sich schnell herausstellt, gehörten die Stücke teilweise zu einer bekannten schwedischen Politikerin und einer dänische Prostituierten. Saga Norén (Sofia Helin) von der Malmöer Polizei und Martin Rohde (Kim Bodnia) aus dem Dezernat in Kopenhagen schließen ihre Ermittlungen daraufhin zusammen, in der Hoffnung den Mörder vor Ablauf seiner fünf „Warnungen“ zu fassen.
Die dänisch-schwedische Koproduktion „Bron/Broen“ ist eine spannende Krimiserie ganz der langen skandinavischen Tradition des Soziokrimis folgend. Nicht nur der schwedisch-dänischen Polizei werden hier gesellschaftliche Missstände aufgezeigt, sondern auch der Zuschauer wird zum Mitdenken angeregt. Warum wird der Mord an einer jungen Prostituierten nach einer Woche unvollendet zu den Akten gelegt, während der Tod einer Politikerin landesweit in den Medien kommentiert wird? Wieso erhalten fünf Polizisten den Freispruch, nachdem sie den Tod eines jungen Migranten verschuldet haben? Sind wir also, abhängig von unserer gesellschaftlichen Stellung, ungleich vor dem Gesetz? Dieser Frage widmet sich der Mörder der Serie, der mit seinen sogenannten „5 Warnungen“ auf die prekäre Situation in Schweden und Dänemark hinweisen will.
Auch das Alltagsgeschehen der Protagonisten wird ungeschönt und kritisch dargestellt. Rohdes Familie, von Außen vorbildlich gestaltet, hat mit dem Ärger berufstätiger Eltern, Untreue und allgemeinen Kommunikationsproblemen zu kämpfen. Der unter Asberger-Syndrom leidenden Saga Norén hingegen fällt es schwer menschliche Gefühle zu erkennen und auf diese angemessen zu reagieren, nicht selten stößt sie andere mit ihrem empathielosen Verhalten vor den Kopf. Die Serie ist dunkel, ehrlich und ohne Weichzeichner gefilmt.
Und trotzdem, oder gerade deswegen, ist sie richtig gut. Besonderes Highlight der Serie ist außerdem das Zusammenprallen der schwedischen und dänischen Sprache und die damit einhergehenden (vor allem für Sprachkundige nachvollziehbaren) kleinen Konflikte.
Die erste Staffel ist in Deutschland bereits auf DVD erschienen, in Dänemark und Schweden läuft heute die zweite Staffel im Fernsehen an.
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Der Trailer zur ersten Staffel:
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