Am 17. Juni wurde im schwedischen Parlament unter dem Titel „Fokus auf die Jugend“ ein Vorschlag der Regierung debattiert, der zum Ziel hat, die Lebensbedingungen von Jugendlichen zwischen 13 und 25 Jahren zu verbessern. Als die Reichstagsabgeordnete der rechtspopulisitschen Sverigedemokraterna, Margareta Larsson, sich zu dem Vorschlag äußerte, überraschte sie zum Ende ihrer Stellungnahme mit einer unerwarteten Kunstkritik:
„Zusammenfassend“, schloss sie, „mehr Wissen und weniger blutende Vaginas an den Wänden unserer Schulen, die als Kunstwerke angesehen werden. Mit Hinsicht auf die herrschende Übersexualisierung […], finde ich persönlich, dass man für sexuelle Belästigung von Minderjährigen im Gefängnis sitzen sollte, wenn man als Künstler Vaginas auf Schulwände malt“.
Diese Bemerkung veranlasste Lars Ohly von den Linken (Vänster parti), Larssons Ansicht von Kunst und Kultur mit der Ansicht von Kultur in Deutschland in den 1930ern zu vergleichen. Er finde es „verachtens- und sehr bemerkenswert, dass so etwas von einem Mitglied des schwedischen Parlaments geäußert wird“. Larsson wiederum konnte Ohlys Bedenken nicht teilen und legte nach, dass sie eben der Meinung sei, dass „Kunst einen Zweck haben sollte. Sie sollte nicht provozieren und dazu führen, dass Menschen sich durch sie schlecht fühlten“.
Das vermeintlich anstößige und mittlerweile viel diskutierte Kunstwerk ist eine Wandmalerei der Graffiti-Künstlerin Carolina Falkholt in einem Gymnasium in Nyköping, das eben eine abstrahierte Vagina zeigt.
„Unheimlich und erschreckend“, kommentierte Falkholt die Äußerungen der SD-Politikerin. „Dass sie von einer blutenden Vagina spricht, zeigt nur, dass sie mein Kunstwerk nicht einmal gesehen hat. Ich habe einen abstrahierten Frauenkörper gemalt, ein Bild, das kaum sexualisierend genannt werden kann. Es mit einem sexuellen Übergriff gleichzustellen, deutet auf eine erschreckende Beschränktheit und Unkenntnis“, so die Künstlerin zur Zeitung GP.
Falkoholts Kunst hat schon früher immer wieder für kontroverse Diskussionen gesorgt. Und auch just an ihrem Werk in Nyköping scheiden sich wieder die Geister. Nachdem Falkholt der Auftrag zunächst mit völliger künstlerischer Freiheit erteilt wurde, ruderten die Verantwortlichen für das Projekt von der Kommune Nyköping später zurück und baten sie es zu ändern — was sie verweigerte. Daraufhin wurde es nun abgedeckt.
Andere SD-Politiker wollten Margareta Larsson Ausführungen nicht weiter kommentieren und verwiesen darauf, dass sie ihre persönliche Ansicht zum Ausdruck gebracht hätte.
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