Mit Plakaten, die sich gegen „erzwungenes Betteln“ auf den Straßen in Schweden richteten, haben die rechtspopulistischen Schwedendemokraten mal wieder für eine hitzige Debatte gesorgt.
„Sorry about the mess here in Sweden. We have a serious problem with forced begging! International gangs profit from people’s desperation. Our goverment [sic] won’t do what’s needed…“
Mit diesen Worten wurden die U‑Bahnreisenden am Montagmorgen an der Station Östermalmstorg im Zentrum Stockholms begrüßt. Die Plakate, welche die Decke des U‑Bahnhofes über der Rolltreppe bedeckten, sind auf Englisch und richteten sich gezielt an Touristen: „Viele sind überrascht und besorgt, wenn sie hierher kommen, besonders wenn sie Schweden zuletzt vor 20 Jahre besucht haben und nun wiederkommen“, so der SD-Pressesprecher Henrik Vinge gegenüber der Online-Zeitung The Local. „Ich glaube nicht, dass es so weit geht, dass die Leute Schweden meiden. Aber ich weiß, dass es Bedenken gibt“.
Der Geschäftsführer von Visit Stockholm, Thomas Andersson, äußerte dagegen Bedenken, dass die Kampagne eher Schwedens Ansehen im Ausland schaden könnte. Außerdem haben er und seine Kollegen nicht mehr Beschwerden als üblich von ausländischen Besuchern erhalten. „Der Tourismus wurde nicht durch EU-Migranten beeinträchtigt, sondern nimmt zu. Diese Kampagne scheint nicht in der Realität verwurzelt zu sein“, fügte Andersson hinzu.
Die SD-Aktion benutzt gängige Vorurteile gegen bettelnde EU-Migranten aus Rumänien und Bulgarien, von denen es häufig heißt, dass sie in kriminellen Banden organisiert oder gar nicht bedürftig wären. Tatsächlich wurde kürzlich eine Studie der norwegischen Stiftung Fafo und der dänischen Rockwool Foundation über „Migrants from Romania on the streets of the Scandinavian capitals“ veröffentlicht, die einen Großteil dieser Vorurteile nicht bestätigen konnte.
Unabhängig von einem eventuellen Imageschaden für die Stadt Stockholm wurde die Kampagne von vielen Schweden als diskriminierend und hetzerisch kritisiert. Sie greife eine ohnehin schon marginalisierte Bevölkerungsgruppe an. Auf Twitter kursierten Bilder, auf denen sich stattdessen für ein „Rassismusproblem“ entschuldigt wurde.
Der Protest gegen die SD-Kampagne mündete gestern Abend in einer Demonstration, bei der die Plakate schließlich runtergerissen wurden.