Welche Bräuche gibt es in Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen und Island in der Weihnachtszeit? Was isst und kocht man im Norden oder welche Besonderheiten gibt es? Wir sind dieses Jahr beim NordNerds Weihnachtskalender dabei und stellen euch einige nordische Weihnachtstraditionen vor.
Julebryg aus Dänemark
Die Weihnachtszeit beginnt in Dänemark schon sehr früh. Nämlich genau dann, wenn Tuborg sein beliebtes Julebryg (Weihnachtsbier) ausliefert. Dass der sogenannte J‑Dag auf den ersten Freitag im November fällt, kann kein Zufall sein, denn die Dänen zelebrieren den Ausschank des Biers auf jede erdenkliche Art. Das erste Novemberwochenende gilt also dem Trinken — mehr noch dem Ausnüchtern. Weniger kommerziell, aber mindestens genauso beliebt ist Gløgg. Seit den 1950er-Jahren ist der Glühwein fester Bestandteil der dänischen Weihnachtskultur; seinen Ursprung hat er allerdings in Schweden.
Wer reichlich trinkt sollte allerdings auch mindestens genauso viel essen! So ist es ab dem 1. Advent in Dänemark gang und gäbe sich gegenseitig zum Essen einzuladen. Hierbei spielt es allerdings keine Rolle, ob es sich um Freunde, Verwandte oder Arbeitskollegen handelt. Anders als in Deutschland steht für die Dänen nicht die Feierlichkeit, sondern das Beisammensein im Fokus — ganz nach dem dänischen Hygge-Prinzip.
Glædelig Jul!
Mehr über die dänischen Weihnachtstraditionen findet ihr hier: Julebryg, Nisser und Hygge
Die Adventszeit in Finnland
Die Adventszeit beginnt in Finnland bereits im Spätherbst, wenn man mit Freunden, in der Schule oder im Verein zusammen Weihnachtsdekoration bastelt, glögi trinkt oder Weihnachtliches vorführt. Die sogenannte Pikkujoulu (Kleine Weihnacht) erfreut sich ungemeiner Popularität, da man sie — im Gegensatz zur Weihnacht — nicht mit der Familie, sondern mit Freunden feiert. Offiziell beginnt die Vorweihnachtszeit mit dem ersten Adventssonntag, an dem viele Finnen zum Gottesdienst in die Kirche gehen. Jetzt finden sich auch schon die ersten Tannen und Weihnachtsdekoration in den Häusern. Die Nacht vor dem 24. Dezember läutet dann endlich Weihnachten ein. Sobald die Kinder im Bett sind, beginnen die Eltern das Haus, den Garten und den Tannenbaum festlich zu schmücken und die Geschenke werden unter den Baum gelegt. Traditionell kommt an Weihnachten die ganze Familie (Eltern, Großeltern, Geschwister und Kinder) zusammen, um den Tag miteinander zu verbringen. Zum Auftakt der Festlichkeiten gehen die Finnen erstmal in die Sauna — darauf wird auch an Weihnachten nicht verzichtet und wer mag, fährt eine Rund Ski! Anschließend wird es besinnlich mit einem umfangreichen Festessen, das traditionell aus Kartoffeln, Schinken und Hering besteht. Aber auch Lamm, Pute und verschiedene Aufläufe kommen auf den Tisch. Nach dem Essen werden endlich die Geschenke geöffnet und Weihnachtslieder gesungen.
Hyvää Joulua!
Mehr über die finnischen Weihnachtstraditionen findet ihr hier: Joulu und die Weihnachtssauna
Schweden im Advent
Ähnlich wie in Deutschland wird auch in Schweden das Warten auf den Weihnachtsabend damit verkürzt, dass an jedem Adventssonntag eine Kerze angezündet wird. Im Gegensatz zu unserem Adventskranz hat man in Schweden aber eher einen Leuchter mit vier, in einer Reihe angeordneten Kerzen.
Der Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist auch in Schweden der Weihnachtsabend am 24. Dezember. Um Punkt fünfzehn Uhr sitzt ganz Schweden vor dem Fernseher und guckt alte Donald Duck-Sendungen und andere Disneyfilme — eine Tradition, die seit 1960 besteht. Erst danach kann das Feiern beginnen. Man genießt die diversen Leckereien vom julbord, wobei der Weihnachtsschinken die Haupttraktion ist. Den Abschluss bildet ein süßer Reisbrei in dem eine Mandel versteckt ist. Wer die Mandel in seiner Portion findet, soll der Legende nach im kommenden Jahr heiraten. Danach bringt der Weihnachtsmann, jultomte oder tomte, Geschenke, die in Schweden übrigens julklappar heißen. Zur Verdauung wird um den Weihnachtsbaum getanzt.
God jul!
Mehr über die schwedischen Weihnachtstraditionen findet ihr hier: Lucia, Tomte und Julklappar
Kein jul ohne lutefisk in Norwegen
In Norwegen schwebt das Wort jul lange vor dem ersten Adventssonntag in der Luft.
Man backt julekaker und nascht julemarsipan, trinkt julebrus (Weihnachtslimo) und juleøl (Weihnachtsbier), bastelt julekalender und strickt julekuler, ließt julehefter (Weihnachtscomics) versucht in julelotterier zu gewinnen, geht zu julekonserter und hängt julestjerner in den Fenstern auf. Dank der vielen Advents- und Weihnachtstraditionen übersteht man auch die dunkelsten Wochen nördlich des Polarkreises in einer gemütlichen julestemning.
Angemessen stolz ist man in Norwegen auf die Weichnachtsspezialität lutefisk. Es ist relativ einfach diese kontroversielle, geleeartige Fischdelikatesse; getrockneten Kabeljau (Stockfisch) zuerst fünf bis sechs Tage im Wasser liegen lassen, dann für zwei Tage in eine Lösung von Ätznatron einlegen, danach nochmal für vier bis sechs Tage im sauberen Wasser auswaschen und zum Schluss im Ofen backen, fertig! Wobei, lutefisk ist tatsächlich erst wirklich fertig, wenn er auf dem Teller zusammen mit allem “Zubehör” serviert wird. Das Lutefiskmuseum, welches jedes Jahr sogar den Tag des lutefisk feiert, spricht von bis zu 30 zugelassenen Beilagen, die man beliebig mischen kann: Kartoffeln, Erbsenpüree, Senf, Speck und Sirup, oder sogar den braunen Käse brunost. Anstoßen darf man jedoch nur mit norwegischem Akevitt! Wer am Tisch das Gericht mit einem Lied huldigen möchte, kann die Melodie von “O Tannenbaum” mit einem etwas veränderten Text benutzen:
O Lutefisk, O Lutefisk, how fragrant your aroma,
O Lutefisk, O Lutefisk, you put me in a coma.
You smell so strong, you look like glue,
You taste just like an overshoe,
But lutefisk, come Saturday,
I think I‘ll eat you anyway.
God jul!
Mehr über die norwegischen Weihnachtstraditionen findet ihr hier: Geselligkeit und Lutefisk
Die Weihnachtskatze und 13 Weihnachtsmänner in Island
Isländer haben keinen Weihnachtskalender im herkömmlichen Sinn. Dafür haben sie viele Weihnachtsmänner (auf Isländisch Jólasveinar). Ab dem 12. Dezember kommen diese bis zum 24. einzeln aus den Bergen hinunter und bringen den Kindern Geschenke. Diese stecken sie in die extra dafür auf dem Fensterbrett bereitstehenden Schuhe. Unartige Kinder bekommen allerdings nur eine alte Kartoffel. Früher waren die Weihnachtsmänner eher gemein, daraus leiten sich auch ihre Namen ab: Der Türzuschläger, zum Beispiel ärgerte durch Lärm die Leute, der Wurststibitzer, angelte die geräucherten Würste aus dem Rauchfang und der Kerzenschnorrer, hatte es auf Kerzen abgesehen. Noch heute stellen die Kinder dem Topfschaber einen halbleeren Kochtopf mit aufs Fensterbrett und dem Skyrgierschlund ein wenig Skyr (eine Art Quark), um sie zu besänftigen. Am 24. Dezember sind dann alle Weihnachtsmänner zusammen und bringen Geschenke.
Eine andere Rolle spielt die Mutter der Weihnachtsmänner: Ihr wird nachgesagt, dass sie am liebsten unartige Kinder fresse. Zum Familienleben in der Höhle der Weihnachtsmänner gehören zudem noch der faule Vater, Leppalúði und die Weihnachtskatze. Die ist gar nicht niedlich: Sie frisst alle, die zu Weihnachten keine neuen Kleidungsstücke bekommen haben.
Hier ein eindrückliches Lied, in dem die Katze auf der Suche nach Beute durch die Straßen zieht.
Gleðileg jól!
Mehr über die isländischen Weihnachtstraditionen findet ihr hier: Weihnachten in Island: Stinkender Fisch und die gefährliche Weihnachtskatze
Wir wünschen eine frohe Adventszeit!
Wo sich die nächsten Türchen öffnen, findest du hier:
1. Sa www.mahtava.de
2. So www.schwedenundso.de
3. Mo www.besser-nord-als-
4. Di www.sanddornundseegras.de
5. Mi www.mahtava.de
6. Do www.fernwehge.com
7. Fr www.nordlandfieber.de
8. Sa www.nordlicht-unterwegs.de
9. So www.nordstein.at
10. Mo www.utiniswundertuete.de
11. Di www.tarjasblog.de
12. Mi www.wienerbroed.com
13. Do www.schwedenhappen.ch/
14. Fr www.bit.ly/franziinschweden
15. Sa www.kapidaenin.de
16. So www.bessernordalsnie.net
17. Mo www.heldenunterwegs.de
18. Di www.toertchenmadeinberlin.com
19. Mi www.einfachschweden.de
20. Do www.mahtava.de
21. Fr www.elchkuss.de
22. Sa www.meerblog.de
23. So www.kapidaenin.de
24. Mo www.finnweh.de
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