Anfang des Jahres feierte “Unga Astrid” auf der Berlinale Premiere, jetzt läuft der Film endlich auch im regulären Programm.
Es beginnt wie in Bullerbü. Rote Häuser, satte Wiesen und fröhliche Menschen. Astrid Ericsson tanzt ausgelassen (und wenig konform) auf dem Parkett, schwingt Arme und Beine und erinnert ein wenig an Pippi Langstrumpf. Sie schreit mit dem Nachbarsjungen einen “Frühlingschrei” in die Nacht hinaus, kann beim Gottesdienst nicht still sitzen, hilft auf dem Hof und sät mit dem Vater zusammen Kartoffeln aus. Sie ist frech und wild und wunderbar. Doch dann endet die unbeschwerte Kindheit für Astrid unerwartet, als sie mit 18 Jahren unehelich schwanger wird. Heutzutage gang und gebe, war es im Schweden der 1920er-Jahre ein unglaublicher Skandal und für Astrids Familie — der Vater Pastor von Beruf — eine Ungeheuerlichkeit. Um der Schade und dem Gerede der Nachbarn zu entgehen, wird Astrid weggeschickt, um das Baby im entfernten Dänemark zu gebären. Als alleinerziehende Mutter muss Astrid den Jungen bei der Ziehmutter (Trine Dyrholm) in Dänemark lassen, während sie selber in Stockholm zur Sekretärin ausgebildet wird und nur alle paar Monate das Geld für einen weiteren Besuch zusammenkratzen kann.
Die Regisseurin Pernille Fischer Christensen hat mit “Astrid” einen wunderbaren Film geschaffen, der einen genauen Einblick in die jungen und dunkleren Jahre der bekannten Schriftstellerin Astrid Lindgren gibt. Von der ersten bis zur letzten Minute ist man gefesselt vom Schicksal der jungen Frau, die ihr Leben trotzt vieler Hürden meistert und sich gegen alle gesellschaftlichen und religiösen Normen wehrt, um das zu bekommen, was ihr wichtig ist. Besonders aufwühlend sind die Szenen zwischen Mutter und entfremdeten Sohn, der nur noch Dänisch spricht und die Ziehmutter vorzieht, und die sich erst langsam — hier erhaschen wir einen kurzen Blick auf die spätere Autorin — über das Geschichtenerzählen wieder annähern. Alba August ist eine echte Glücksbesetzung für den Film, denn sie gibt ihrer Astrid eine überzeugende Tiefe. Christensen erzählt brutal offen, was es noch vor 100 Jahren bedeutete, ein uneheliches Kind zu bekommen und August spielt den tiefen Schmerz darüber so überzeugend, dass einem beim Zuschauen das Herz bricht. Auch macht Astrids Kampf um ein selbstbestimmtes Leben, den Film heute noch höchst aktuell und man versteht plötzlich, woher Lindgrens starke Kinderfiguren in ihren Büchern kommen.
“Astrid” ist eine differenzierte Charakterstudie über eine starke Frau, die ihren eigenen Weg geht und ein Vorbild für uns alle ist. Jetzt wollen wir nur noch eine Fortsetzung!
Wir verlosen 2x2 Filmpakete bestehend aus 2x2 Freikarten sowie dem Filmposter. Um zu gewinnen, beantwortet einfach folgende Frage: Welches ist euere Lieblingsfigur von Astrid Lindgren? Kommentiert hier unter dem Artikel, bei Facebook oder Instagram bis zum 08.12.2018, 23.59 Uhr.
Teilnehmen könnt ihr, wenn ihr in Deutschland wohnt bzw. eine deutsche Adresse habt. Die Gewinner werden nach dem Gewinnspiel von uns benachrichtigt. Hier findet ihr die allgemeinen Teilnahmebedingungen!
Info:
Unga Astrid
SWE/DNK/D 2018
Regie: Pernille Fischer Christensen
Mit: Alba August, Trine Dyrholm, Magnus Krepper, Henrik Rafaelsen
DCM, 123 Minuten.
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