Im Herbst 2010 wurde die erste Folge der dänischen Serie Borgen ausgestrahlt, die kurz darauf so erfolgreich werden sollten, dass sie nicht nur stets ein Drittel der Dänen vor den Fernseher bannte, sondern auch ein internationales Publikum begeisterte und mit vielen europäischen Preisen ausgezeichnet wurde.
Der besondere Reiz der Serie ist die gekonnte Verbindung von „Polit-Drama, Genderdebatte und Medienkritik zu großer Unterhaltung“. Laut Drehbuchautor Adam Price ist Borgen „eine Serie über die drei Säulen der Demokratie: Politik, Zivilsphäre und Medien“. Dargestellt werden diese durch die drei Hauptfiguren: Die Premierministerin Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen), ihr Spindoktor Kasper Juul (Pilou Asbæk) und die ebenso zielstrebige wie idealistischen Journalistin Katrine Fønsmark (Brigitte Hjort Sørensen). An ihnen kann der Zuschauer das zentrale Thema der Serie nachvollziehen: Der Konflikt zwischen Karriere und Privatleben und zwischen Prinzipien und Pragmatismus. Borgen zeigt außerdem auch, dass nach wie vor besonders Frauen vor dem Dilemma der Vereinbarkeit von Beruf und Familie stehen. „Unser ehemaliger Premierminister sagte einmal in einem Interview ‘Solange meine Frau und meine Kinder mich einmal in der Woche sehen, ist alles in Ordnung.’ Eine Frau könnte so etwas niemals in der Öffentlichkeit sagen, ohne als schlechte Mutter und schlechte Ehefrau hingestellt zu werden“ meint Adam Price.
Die Episoden widmen sich verschiedenen politischen Themen wie der Einführung einer gesetzlich verpflichtenden Frauenquote, der Kriegseinsatz in Afghanistan oder die Beziehungen zur ehemaligen Kolonie Grönland. Trotz der Authentizität der politischen Aspekte in Borgen, stehen doch die emotionalen Konflikte ihrer Figuren im Zentrum. Die Gesamtstruktur der Serie beruht auf der Entwicklung der Charaktere.
So sieht der Zuschauer in der ersten Folge Birgitte Nyborg als Spitzenkandidatin der Moderaten, die während des Wahlkampfes in einer TV-Debatte ihren Spindoktor damit aus der Fassung bringt, dass sie ihre vorbereitete Rede verwirft. Wie sich jedoch zeigt, konnte sie mit ihrer Spontanität und Ehrlichkeit die Wähler gewinnen, was sie schließlich vor die Herausforderung stellt, als erste weibliche Premierministerin Dänemarks eine Regierung zu bilden.
Von nun an kann man durch die Episoden verfolgen wie Birgitte sich den beruflichen wie privaten Problemen stellt. Dabei versucht sie zwar stets integer und mit hohem Anspruch an sich selbst zu handeln, jedoch müssen ihr Idealismus und ihre Prinzipien immer wieder pragmatischen Lösungen weichen. Und ihr beruflicher Erfolg geht auf Kosten ihres Familienlebens. Am Ende der ersten Staffel ist sie zwar eine sehr erfolgreiche Premierministerin, aber privat unglücklich und einsam. Diese Entwicklung wird in der zweiten Staffel noch deutlicher. „Genau wie die anderen Charaktere der Serie wird auch Birgitte in der zweiten Staffel vielschichtiger und gemeiner“ – so Adam Price. Das Wohl ihrer Familie hat sie zum Teil ihrem Erfolg in der Politik geopfert, jedoch hadert sie ständig mit dieser Situation und muss immer wieder Entscheidungen für das eine und gegen das andere treffen.
Das Ende der zweiten Staffel lässt den Zuschauer in erwartungsvollem Ungewissen, nachdem Birgitte Nyborg Neuwahlen ausrufen ließ. Zweieinhalb Jahre später setzt die dritte und finale Staffel von Borgen wieder ein und laut Hauptdarstellerin Sidse Babett Knudsen stehen große Veränderungen an, alle Hauptfiguren werden neu auf dem Schachbrett angeordnet.
Nachdem am 27. September die zweite Staffel von Borgen auf DVD erschienen ist (Vertrieb über WVG), wird nun auf ARTE ab dem 3. Oktober endlich die dritte Staffel in Deutschland ausgestrahlt.
Daher eine dringe Empfehlung: Ansehen!
Info
Titel: Borgen
Erscheinungsjahr: seit 2010
Produktionsland: Dänemark
Darsteller: Sidse Babett Knudsen, Mikael Birkkjær, Pilou Asbæk, Birgitte Hjort Sørensen, Peter Mygind, Lars Knutzon, Benedikte Hansen, Søren Malling u.a.
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