Seit letzer Woche zeigt die Berliner Schaubühne die Theateradaptation der dänischen Politik-Fernsehserie “Borgen”. Ein gewagtes Experiment, das wir uns — als große “Borgen”-Fans — natürlich direkt ansehen mussten.
Wir erinnern uns: Im Zentrum der Serie steht die idealistische Birgitte Nyborg, die unerwartet Ministerpräsidentin wird und sich fortan mit Intrigen in der Politik und Problemen in der Familie herumschlagen muss. Über insgesamt drei Staffeln fesselt der Autor Adam Price die Zuschauer mit dänischer Politik, Familiendrama und Gesellschaftsproblemen.
Die ersten zwei Staffeln will nun Regisseur Nicolas Stemann auf die Bühne bringen. Das Bühnenbild ist einfach: In der Mitte des Raumes steht ein großer Konferenztisch, an dem die Schauspieler und ihre Videohelfer sitzen. Drumherum stehen vier große Fernsehschirme, auf denen groß “Borgen — Die komplette Serie” steht. Zunächst beginnen die insgesamt nur vier Schauspieler, (die sich mit Hilfe von Brillen, Bärten, Perücken und Kleidungsstücken in alle weitere Charaktere verwandelt,) die Fernsehserie fast 1 zu 1 nach zu erzählen. Dazu nutzen sie große Teleprompter, von denen sie ihren Text ablesen, damit der Zuschauer auch erinnert, dass alles nur gespielt ist. Nichts ist echt, denn auch die Fernsehserie spiegelt — wie Steman im Vorfeld klar stellte — in keinem Fall die Realität wider! Im Interview mit dem rbb Kulturradio sagte er auch, dass die Proben ein Learning-by-doing-Prozess gewesen seien. Leider wirkt die ganze Inszenierung, als seien Schauspieler, Regisseur und Requisite noch mitten im Lern- und Probeprozess und der Zuschauer sieht eine frühe und unfertige Version eines in ferner Zukunft debütierenden Stückes. Tatsächlich bietet das Stück “Borgen” in langen vier Stunden ein nur unbefriedigende, drittklassige Kabaret-Aufführung. Spätestens als die Schauspieler ein grausiges Lied über Stimm-Mandate anstimmen, hört man in der Reihe hinter sich ein “Oh, mein Gott, ist das schrecklich” und fühlt sich aus dem Herzen gesprochen. Selbst die Schauspieler werfen später “Bald haben Sie es überstanden” in den Saal.
Zusammengefasst lässt sich das Stück durchaus als “in allen Bereichen gescheitert” beschreiben!
Borgen läuft noch bis April in der Schaubühne. Tickets finden sich hier!