Der dänische Trickfilm Walhalla ist 1986 erschienen und basiert auf den Bänden eins, vier und fünf der gleichnamigen Comicreihe. Die Geschichte ist eine Adaption der Erzählung von Thor bei Udgardloki aus der Gylfaginning der Edda des Snorri Sturluson. Schon in der Snorra Edda kann von einer Interpretation überlieferter Erzählungen ausgegangen werden. So stellt auch die kindgerecht angepasste Handlung im Film einen Schritt in der Rezeption nordischer Mythologie dar.
Eine Reise beginnt
Die Geschwister Thjalfi und Röskwa gehören in Edda und Film zu Thors Dienerschaft, der sie beitreten müssen, um den Donnergott milde zu stimmen. Dieser war bei den Eltern der Geschwister zu Gast und ließ einen der Böcke schlachten, welche seinen Wagen ziehen. Hierbei gab es die Bedingung, dass niemand die Knochen beschädigen durfte. Als Thor den Bock am nächsten Morgen wieder zum Leben erweckt, merkt er, dass dieser lahmt. Der Grund dafür ist, dass Thialfi einen der Knochen brach, um das Mark zu essen. Zur Strafe müssen die Geschwister Thor als Diener folgen.
Wird in der Edda noch knapp vom Fehler Thialfis berichtet, ohne seine Motivation zu nennen und seine Schwester Röskwa ohne Weiteres mit bestraft, erweitert der Film diesen Handlungsabschnitt. Die knappe eddische Vorlage wird zum Auftakt einer Geschichte, in der die Erzählung von Thor bei Udgardloki aus der Perspektive der Geschwister kindgerecht aufgebaut wird.
Die Figuren im Film erfüllen bestimmte Stereotypen, die teils der Vorlage der Snorra Edda entsprechen, teils davon abweichen. So ist es im Film Loki, der listige Manipulator, der Thialfi zum Brechen des Knochens überredet. Thialfi selbst wird als Junge dargestellt, der in Bezug auf sein Idol Thor verblendet ist. Der Donnergott entspricht im Film weitestgehend der eddischen Vorlage. Er zeichnet sich also eher durch aufbrausendes Verhalten, als durch besondere Geistesleistungen aus. Seine Rolle ist die des Erwachsenen, der Kinder nicht ernst nimmt. Röskwa ist am stärksten verändert worden. In der Edda büßt sie lediglich für den Fehler ihres Bruders mit. Im Film hingegen entscheidet sie sich aus freien Stücken, Thialfi bei seiner Strafe zu begleiten.
Die Wettkämpfe Udgardlokis
Im Verlauf der Geschichte reisen Thor, Loki, Thialfi und Röskwa zu dem Riesen Udgardloki. Da in der Edda die Reise nicht weiter begründet wird, stellt der Film die Figur des Riesenjungen Quark vor, der heimgebracht werden soll. Udgardloki knüpft dessen Aufnahme an eine Reihe von Wettkämpfen, welche die Gruppe gewinnen muss. Nur Thialfi bemerkt, dass die Spiele manipuliert sind, Thor und Loki ignorieren das aber.
In den Film fließen auch Elemente ein, die eine westliche Zielgruppe im Allgemeinen und eine dänische im Speziellen erkennen lassen. So besteht eine der Wetten daraus, dass Thor die Midgardschlange anheben soll, die als Udgardlokis Katze getarnt ist. Die Täuschung wird durch die symbolisch negative Bedeutung der schwarzen Katzen veranschaulicht, die zusätzlich im Spiegel als Weltenschlange erkennbar ist. Der Spiegel, der schlechte Eigenschaften verstärkt, erinnert hierbei an das Märchen Die Schneekönigin von H. C. Andersen.
Insgesamt erreicht es der dänische Trickfilm Walhalla, die Geschichte Thors bei Udgardloki aus der Snorra Edda, die in ihrer ältesten Abschrift aus dem 13. Jahrhundert belegt ist, abgewandelt so zu präsentieren, dass sie auch heutzutage noch unterhalten kann, ohne besondere Kenntnisse vorauszusetzen.
Info:
Regie: Peter Madsen, Jeffrey James Varab
Sprache: Dänisch, Deutsch, Englisch (in diversen Auflagen)
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Studio: Swan Film Production A/S
Spieldauer: 75 Minuten
Der Film ist auf DVD im Handel erhältlich