von Christian Blanck
Es geht Finnur gut: Er ist ein liebevoller Familienvater, in zweiter Ehe glücklich verheiratet und ein erfolgreicher Herzchirurg mit Verantwortung in Reykjavík. Nur seine volljährige, drogenabhängige Tochter Anna aus erster Ehe macht ihm Sorgen. Sie wohnt nicht mehr zu Hause, hat die Schule geschmissen und hat „rauschende“ Partys zu ihrem momentanen Lebensinhalt erklärt. Zudem lebt sie mit Ottar, den Finnur für einen äußerst unangenehmen Fiesling hält zusammen. Der besorgte Finnur will die Beziehung zwischen seiner Tochter und Ottar um jeden Preis beenden, doch da sie sich wirklich lieben, gestaltet sich das Unterfangen schwierig und Finnar gerät selbst ins Fadenkreuz des Drogendealers und dessen Machenschaften. Unausweichlich zieht eine Aktion die Nächste nach sich und so sieht sich Finnur vor die Frage gestellt, wie weit er gehen kann und muss, um seine Familie zu beschützen.
Und da sind wir wieder mittendrin in der knallharten skandinavischen Krimirealität wie sie nur der Norden so treffend brutal darstellen kann. Mit „Der Eid“ führt Regisseur und Hauptdarsteller Baltasar Kormákur (Everest, 101 Reykjavik) seine Arbeiten in Hollywood und Island erfolgreich fort und liefert emotionales, hochspannendes Kino. Ähnlichkeiten mit Klassikern des Genres „96 Stunden Taken“ und „Ein Mann sieht Rot“ sind augenfällig, aber nicht abgekupfert, außerdem überzeugt „Der Eid“ durch seine eigenen beklemmenden Bilder und eine recht nüchterne Ästhetik. Islands wunderschöne, doch eisige Kulisse verstärkt außerdem die düstere und aussichtslose Atmosphäre. Mir hat vor allem gefallen, dass den Figuren Zeit gelassen wird sich zu entwickeln und es so nachvollziehbar wird, warum Finnur letztendlich in diese Spirale aus Gewalt und Aussichtslosigkeit gerät. Getrieben von dem Wunsch nach Kontrolle und vom Beschützerinstinkt, will er das Richtige, erreicht durch seine übersteigerten Aktionen aber das Gegenteil. Das macht ihn dem Zuschauer sympathisch, trotz ungesetzlicher und nicht nachvollziehbarer Taten. „Der Eid“ ist ein psychologisch inszenierter Thriller mit vielen Facetten, in dem die grundsätzliche Fragen über die menschliche Natur angesprochen werden.
GEWINNSPIEL:
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Info
Der Eid (Eidurinn)
Regie: Baltasar Kormákur
Mit: Baltasar Kormákur, Hera Hilmar, Gísli Örn Garðarsson
Produktionsland: Island, 2016
110 Min, FSK ab 16
facebook.com/DerEid.derFilm
Hier findet ihr die allgemeinen Teilnahmebedingungen!
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