von Christian Blanck
Primus ist ein wenig erfolgreicher Hotelier mit großen Visionen und noch größerer Abneigung gegen alles Fremde. Trotzdem kommen ihm die vielen Flüchtlinge in Norwegen gerade recht, um sein marodes Hotel im norwegischen Norden mit Hilfe staatlicher Subventionen zu retten. Er bietet es einfach als Flüchtlingsunterkunft an. Seine Frau Hanni und Tochter Oda staunen nicht schlecht, als Primus ganze Busladungen in dem Hotel unterbringt, wo Zimmer, Türen, Heizung und Strom fehlen. Damit hören die Probleme auch nicht auf, da sich die unterschiedlichen Gruppen von Christen, Moslems, Sunniten und Schiiten weigern, die Zimmer zu teilen. Da erweist sich der vorlaute Abedi schnell als unverzichtbarer Vermittler. Die Ausländerbehörde stellt immer neue Forderungen und droht mit Geldentzug und so scheint ein heilloses Chaos vorprogrammiert zu sein.
Eigentlich haftet der aktuellen Flüchtlingskrise nichts Lustiges an. Die norwegische Komödie „Welcome to Norway“ findet dennoch die Komik in der Situation und nimmt Vorurteile geschickt aufs Korn und lässt uns die brisante, aktuelle Flüchtlingsdebatte in Europa mit anderen Augen sehen. Der Film erinnert den Zuschauer erneut daran, dass Integration nicht einfach, vor allem aber kein zusammenfassender Begriff ist und sich kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten nicht ausschließen müssen. Regisseur Rune Denstad Langlo folgt anfangs eher klassischen Komödien-Konventionen. Die authentische und liebevolle Charakterisierung seiner Figuren verleihen dem Film jedoch ungemeine Tiefe und Langlo setzt mit seiner Komödie ein auffallendes Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Differenziertheit. Anders Baasmo Christiansen spielt den spießigen Primus wunderbar zurückhaltend und haucht dem norwegischen Durchschnittsbürger gekonnt Leben ein. Mit viel Witz und Warmherzigkeit bringt Langlo ein schwarzhumoriges Stück Kino auf die Leinwand, das sehr empfehlenswert ist.
In Berlin ist „Welcome to Norway“ u.a. im Eiszeit Kino und im Hackesche Höfe Kino im Original zu sehen.
Info:
welcome-to-norway.de
Regie: Rune Denstad Langlo
Mit: Anders Baasmo Christiansen, Olivier Mukuta, Slimane Dazi
Spieldauer: 95 Minuten
Produktionsland: Norwegen, 2016