von Martina Sander
Endlich Sommerferien, aber das Wetter ist schlecht? Oder der Urlaub ist noch eine Weile hin? Dann können die Skandinavienfreunde (oder einfach die Liebhaber guter Kinderfilme) den Sommer schon mal ins Fernsehzimmer holen — schließlich sind die Abenteuer der Bullerbü-Kinder legendär und pures gefühltes Sommerglück. Mit “Die Kinder aus Bullerbü”, “Pettersson und Findus”, “Mein Freund Knerten” und “Ella und das große Rennen” befinden sich in der ZEIT-Kinderfilm-Box unter zehn preisgekrönten internationalen immerhin vier Kinderliteraturverfilmungen aus den nordischen Ländern, die sich in ihrer Erzählweise auch durchaus ähneln. Bis auf Ella, die ein wenig schriller daherkommt (und damit den Büchern von Timo Parvela auch entspricht), werden kleine unspektakuläre Ereignisse aus einer friedvollen Welt erzählt, die auch für kleine Kinder nachvollziehbar sind. Dramatische Situationen und große Gefühle finden sich auch im Kleinen: wenn das Lieblingstier stirbt, die Eifersucht auf die Geschwister quälend ist oder die (Vor-)Freude alles licht und schön macht. Zeitlos, fast ein wenig altmodisch und hochsommerlich entschleunigt machen die Filme gute Laune und können allen Familienmitgliedern gemeinsam Spaß machen.
Pettersson und Findus. Kleiner Quälgeist – große Freundschaft
Der kauzige alte Pettersson lebt in seinem rot gestrichenen Holzhaus. Er hat sein Auskommen, die Nachbarn bleiben ihm meistens vom Leibe, der See ist voller Fische und der Holzschuppen voller Möglichkeiten. Aber am Abend überkommt Pettersson manchmal doch die Einsamkeit. Das ändert sich, als Pettersson eines Tages eine Kiste bekommt, in dem sich ein winziger gestromter Kater befindet, dem er den Namen Findus gibt. Und was kaum möglich ist: Der Kater beginnt zu sprechen und plötzlich wird aus Petterssons beschaulichem Leben eines voller Feuerwerkskörper.
Der Spielfilm ist ein gelungener Mix aus Realfilm und Animation, in dem der Charme der Bilderbücher erhalten geblieben ist. Herausgekommen ist eine lustige und zugleich berührende Geschichte über Freundschaft und Geborgenheit.
Mein Freund Knerten
Lillebror ist mit seinen Eltern und seinem großen Bruder aufs Land gezogen. Gesellschaft hat er dort nicht viel und alles ist anders als sonst, einsamer — bis er auf Knerten trifft. Der kleine sprechende Ast wird sein bester Freund und engster Berater. Schließlich ist es nicht immer einfach, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Es gilt Probleme, Abenteuer und Aufgaben unterschiedlichster Art zu bewältigen, für die es, dank Knerten, immer eine Lösung gibt. Und ein Versuch ist es wert: ein hübscher kleiner Stock, ein paar Punkte als Augen, ein Querstrich als Mund — und ein neuer Spielkamerad ist geboren.
Wir Kinder aus Bullerbü
Endlich ist schulfrei. Lisa, Lasse und Bosse, Ole, Inga und Britta haben eine endlose Zeit voller Abenteuer, Picknicks und Heubodenübernachtungen vor sich. Die Kinder angeln, vergleichen entspannt ihre Mückenstichzählungen, finden einen Schatz, ärgern sich auch mal gegenseitig und belauschen sogar einen Wassergeist. Gelegentlich müssen sie zwar auch auf den Höfen mithelfen, aber sogar Rübenzählen in der Hitze ist vergnüglich, wenn man Geheimsprachen beherrscht. Lediglich Oles kleine Schwester Kerstin im Auge zu behalten, ist wirklich Arbeit, aber die ist halt so besonders niedlich. Alle sind sich einig (auch die Leser und Zuschauer): Nirgendwo ist es so schön und lustig wie in Bullerbü!
Ella und das große Rennen
Ella und ihre Klassenkameraden sind fassunglos. Ein gemeiner Millionär will ihre Schule abreißen, um auf dem Areal eine Formel-I-Übungsstrecke für seinen Sohn zu bauen. Mit allen und ziemlich fantasievollen Mitteln versuchen die Schüler und ihr exzentrischer Lehrer den Abriss zu verhindern und ihre kleine Dorfschule zu retten. Ella und ihre Mitschüler bieten in ihrer Verzweiflung sogar ein Wettrennen an, aber der alte Campingbus des Lehrers ist dem Rennwagen natürlich technisch unterlegen und auch Fleischklößchen-Doping hilft nur der Gegenseite. Zum Glück findet sich eine bedrohte Käfer-Art in einer Dose und letztendlich entpuppt sich sogar der Nachwuchs des Fieslings als ganz umgänglich.
Jeder Film enthält eine Altersempfehlung (von 0 bis 7 Jahre) und einen Leitfaden für die Eltern „zur Orientierung für einen sinnvollen Umgang mit dem Medium Film“ — wobei auch die anderen sechs Filme wirklich sehenswert sind (mein besonderer Favorit: “Alfie der kleine Werwolf”). Und wenn der Anschaffungspreis für die Zehnerbox mit 89 Euro auch erstmal happig anmutet, liegt der Einzelpreis niedrig und mehrere Schenkende können ja zusammenlegen. Ein kleines Bonbon für die Gutmenschen: Der Reinerlös (!) geht an die Kinderhilfsorganisation terre des hommes e.V.
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