von Christian Blanck
Die Kommune (OT: Kollektivet) erzählt die Geschichte des dänischen Akademikerpaars Anna und Erik, die ihr konventionelles Familienleben aufgeben, um mit Freunden im Kopenhagen der 70er eine Kommune zu gründen. Aber wie immer, wenn Menschen aufeinandertreffen, bringt dies jede Menge unvorhergesehener Probleme mit sich. Die Dinge entwickeln sich ganz anders, als Anna sich in Aufbruchstimmung erhofft hatte. Das riesige Haus, das Erik geerbt hat und das er eigentlich für stattliche eine Million Kronen zu verkaufen gedachte, bringt Trine auf die Idee Neues zu versuchen. Sie langweilt sich in ihrer Ehe mit Erik in seinen braunen Feinkordanzügen und überredet ihn, das Haus nicht zu verkaufen, sondern der Kommune als Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Anna steht am Ende allerdings als Verliererin da, weil Erik eine 24-jährige Studentin mitbringt und mit ihr auch gleich die offene Liebe übt. Anna, die nicht kleinbürgerlich wirken will, leidet, zieht sich immer mehr zurück und widmet sich mehr dem Weißwein als neuem Genossen.
Was als Verwirklichung eines Traumes beginnt, entpuppt sich als Dilemma zwischen individuellen Bedürfnissen und den großen Idealen einer ganzen Generation. Amüsant, kraftvoll, klug und sehr genau nachgezeichnet.
https://youtu.be/AYlI9LrRJqs
Nach seinem Oscar nominierten Film “Die Jagd” (2012) und einem Ausflug nach Hollywood — “Am grünen Rand der Welt” — besinnt sich Regisseur Thomas Vinterberg wieder auf seine Wurzeln, allerdings mit feinen Unterschieden: Er lässt in der Kommune auch fröhliche Momente zu. Trug man in seinen anderen Filmen sehr oft die Last der Welt mit aus dem Kino, hört man hier tatsächlich Kichern. Schon die allabendliche “Wie geht’s mir heute”-Runde ist eine Augenweide und schreit nach mehr, die Charaktere sind wahrhaft und die Handlung gleitet zügig voran.
Vinterberg selbst ist in einer Kommune aufgewachsen und verarbeitet hier autobiografische Erlebnisse. Bei “Die Kommune” arbeitet er wieder mit Trine Dyrholm (“Das Fest”, “In einer besseren Welt”), die für ihre schauspielerische Leistung mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, und Ulrich Thomsen (“Das Fest”, “In einer besseren Welt”) zusammen. Dazu sieht man weitere bekannte Gesichter, die Schauspieler Fares Fares (“Die Schändung”) und Lars Rathe (“Adams Äpfel”).
Alles in allem ein gelungener Film mit hohem Unterhaltungswert und überzeugenden Schauspielern, der ein stimmiges Abbild der Siebziger zeigt.
Info:
Titel: Kommune (OT: Kollektivet)
Regisseur: Thomas Vinterberg
Laufzeit: 111min
Erscheinungsjahr: 2015
Produktionsland: Dänemark / Schweden / Niederlande
Darsteller: Trine Dyrholm, Ulrich Thomsen, Helene Reingaard Neumann, Martha Sofie Wallstrøm Hansen, Lars Ranthe