„Der Kurzfilm stellt eigentlich schon fast eine eigene Kunstform dar, da er etwas origineller ist und mehr damit experimentiert, wie man eine Geschichte erzählt. An Kurzfilme werden selten irgendwelche ökonomischen Anforderungen gestellt. Das Ergebnis sind daher oft lustige und spannende Filme.“ - Niclas Gillberg, Festivalleiter
Vom 21. bis zum 27. Oktober fand zum 32. Mal das Internationale Kurzfilmfestival in Uppsala statt. Und wieder einmal haben die Menschen, die hinter dem Festival stehen und die vielfältigen Filme des Programms diese sieben Tage zu etwas Besonderem gemacht.
Da die Festivalmacher davon ausgehen, dass Filme am besten sind, wenn sie zu einem gemeinsamen Erlebnis werden, war man dieses Jahr mehr denn je bemüht, Publikum und Filmbranche zusammenzubringen und das Festival als einen Ort der Begegnung und des Austauschs zu gestalten. Daher stand das Festivalcenter „Grand“ dieses Jahr nicht nur akkreditierten Gästen und der Presse offen, sondern diente als Café und Ausstellungsraum dem Publikum als Treffpunkt. Außerdem boten verschiedene Seminare Gelegenheit, sich intensiv mit dem Medium Kurzfilm auseinanderzusetzen und in zahlreichen Diskussionsrunden stellten sich die Filmemacher den Fragen des Publikums.
In besonders nahbarer Atmosphäre konnten beim alljährlichen „Frühstück mit dem Festival“ einige ausgewählte Filme mit den Filmemachern diskutiert werden. Dabei wurden die unterschiedlichsten Themen beleuchtet: Fukushima, das Altern der eigenen Eltern, die Folgen der historischen Ereignisse im Balkan und die universelle Sprache des Tanzes. Besonders offen und persönlich sprach dabei der junge niederländische Regisseur Daan Bunnik darüber wie er sich mit seinem Film De huid voelt (Skin feels) der Schwäche und dem Älterwerden seiner Eltern stellte.
Aus mehr als 7000 eingereichten Filmen wurden dieses Jahr 300 Filme aus 50 Ländern gezeigt, unterschiedlichster Genre und Thematiken, die bewegen und erschüttern, komisch, absurd oder abstrakt oder manchmal alles gleichzeitig sind.
In die Kategorie der bewegenden und erschütternden Filme gehört definitiv der Gewinner des Nationalen Wettbewerbs On Suffocation von Jenifer Malmqvist. Gänzlich ohne Dialog zeigt der Film in beklemmend klaustrophobischer Atmosphäre die Hinrichtung zweier Männer. Einmal zu viel las Jenifer Malmqvist einen Artikel über zwei Männer, die nur aufgrund ihrer Homosexualität zum Tode verurteilt wurden. Daraufhin wollte sie mit On Suffocation der Bedeutung von Menschlichkeit und gegenseitigen Respekt Nachdruck verleihen. „The director […] leaves us there exposed and incapable before the uncompromising narrative. A glance says more than a thousand words in a world where love is lethal“, befand die Jury.
Auf gänzlich andere Art bewegt der deutsche Film Momentum von Boris Seewald, der vom schwedischen Ausbildungsradio UR als bester Kurzfilm ausgezeichnet wurde. „The film takes the viewer to another dimension and leaves us with the idea that dancing is a language in itself“, so die Begründung von UR.
Eine Geschichte über Revolution und Liebe im Iran der späten 1970er Jahre erzählt der Gewinner des Internationalen Wettbewerbs Khaterate Enghelabe Bahman Asheghe Leila (Revolutionary Memories of Bahman Who Loved Leila) von Farahnaz Sharifi. Der Ich-Erzähler, der während der islamischen Revolution in Teheran 1978 ums Leben kommt, verwebt dabei seine fiktiven Erinnerungen mit Archivbildern.
Der Gewinner des Publikumspreises im Internationalen Wettbewerb, der slowakische Animationsfilm Pandy von Matúš Vizár, strotzt wiederum vor schwarzem Humor und hält der Absurdität menschlichen Handels in krassen Neonfarben den Spiegel vor.
Die Gewinner des diesjährigen Festivals können nur einen kleinen Eindruck der Bandbreite vermitteln, die das Festival jedes Mal bietet. Alle die nun neugierig auf diese eigenwillige Kunstform geworden sind, sollten es sich nicht entgehen lassen, nächstes Jahr im Oktober mitzuerleben, wie Uppsala sich eine Woche lang dem Kurzfilm in all seinen Facetten widmet!
Ausführliche Informationen zum Festival findet ihr auf der Homepage: www.shortfilmfestival.com