„Werbung ist ein Teil unserer Kultur, der unsere Sicht auf die Welt beeinflusst. Sie ist ständig präsent, durchdringt unser Leben und spiegelt die Normen und Vorstellungen ihrer Zeit“.
Wie kommuniziert Schweden? Weist schwedische Werbung nationale Besonderheiten auf? Und welche kulturellen und gesellschaftlichen Werte lassen sich an ihr ablesen oder durch sie transportieren?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung „Mehr als Werbung — Schweden kommunizieren“, die vom Schwedischen Institut erstellt und Anfang November 2014 im Felleshus der Nordischen Botschaften eröffnet wurde.
„Jenseits des Kommerzes verrät das Phänomen viel über Zeitgeist und Kultur. In Anzeigen und Kampagnen werden Vorstellungen, Normen und Ideale reproduziert“, so Ausstellungskuratorin Sara Kristoffersson.
Und so veranschaulichen 29 Filme und 19 Bilder eben jene Wechselwirkung zwischen Werbung und kulturellen und gesellschaftlichen Werten in einem Land, das für viele als besonders fortschrittlich gilt.
Zu sehen ist zum Beispiel ein Plakat aus den 1970ern, auf dem der schwedische Gewichtheber Lennart „Hoa Hoa“ Dahlgren für etwas warb, das in Deutschland 40 Jahre später immer noch nicht selbstverständlich ist: Dass Väter Elternzeit nehmen.
Viele der für die Ausstellung ausgewählten Werbekampagnen stammen von staatlichen Einrichtungen und NGOs, die in ihrer Werbung oftmals keine kommerziellen Ziele verfolgen. Diese Kampagnen haben Inhalte jenseits des Konsums und spiegeln unter anderem die schwedische Auffassung von Geschlechtergleichstellung und sozialer Verantwortung wieder.
Beispielhaft für diesen Themenbereich ist das Bild einer mit OP-Faden zugenähte Rose aus einer Kampagne von Amnesty Schweden gegen weibliche Genitalverstümmelung, das auch als Motiv für das Ausstellungsplakat dient.
Neben der „Kommunikation staatlicher Organisationen und NGOs“ umfasst die Ausstellung die Schwerpunkte „Werbung als Spiegel ihrer Zeit“, „Kreative Werbung“ (u. a. mit Werbespots des Filmemachers Roy Andersson aus den 1990er Jahren) und „Digitales Marketing“.
Zu letzterem gehört die Kampagne „Curators of Sweden“ um den bürgergesteuerten Twitter-Account @sweden. „Curators of Sweden“ hat zahlreiche Preise gewonnen und weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt.
Die Ausstellung ist wirklich interessant und unterhaltsam zugleich. Daher die dringende Empfehlung: Anschauen!
„Mehr als Werbung — Schweden kommunizieren“ läuft noch bis zum 23. Januar im Felleshus der Nordischen Botschaften.
Am 22. Januar lädt die Schwedische Botschaft zur Finissage mit einem Filmabend über Regisseur Roy Andersson ein.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage mehralswerbung.org.
Info:Felleshus der Nordischen Botschaften
Rauchstr. 1, 10787 Berlin-Tiergarten
Mo-Fr 10.00 – 19.00 Uhr
Sa & So 11.00 – 16.00 Uhr
Eintritt frei.