Wie schon die erste Staffel von Bron/Broen (Die Brücke — Transit in den Tod) beginnt auch die zweite mit einem Knall. Ein scheinbar führerloses Schiff kommt vom Kurs ab und havariert direkt unter der Öresundbrücke. Als Fracht führt es fünf betäubte und als vermisst gemeldete Jugendliche aus Malmö und Kopenhagen, die kurze Zeit später an Lungenpest sterben. Zu der Tat bekennt sich daraufhin eine mit Tiermasken verkleidete Truppe vermeintlicher Ökoterroristen, die durch diese und weitere Morde auf globale Missstände aufmerksam machen will. Kriminalkommissarin Saga Norén aus Malmö und Kriminalkommissar Martin Rohde aus Kopenhagen werden so — 13 Monate nach ihrem letzten gemeinsamen Fall — erneut zusammengeführt und nehmen die Ermittlungen auf. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Terroristen scheinen vor keinem Ziel zurückzuschrecken.
Das zu lösende Rätsel in Bron/Broen II ist diesmal komplexer, globaler als noch in der ersten Staffel. Statt nur auf die Missstände innerhalb der eigenen Gesellschaft hinzuweisen, geht es diesmal um die gesamte Erde. “The World is bigger than us” propagieren die Terroristen im YouTube-Video und setzen der heimischen Bequemlichkeit und Machtgier den Spiegel vor: Impfungen gegen die Pest seien zwar bei uns alltäglich, anderswo sterben jedoch nicht immunisierte Menschen. Unser fertig abgepacktes Stück Fleisch zum Mittag führt anderswo zur Abholzung des Regenwaldes! Jeder Mord ist eine Lektion an die westliche, konsumorientierte Welt.
Es ist vor allem die Willkür bei der Auswahl der Mordopfer, die den Zuschauer nicht loslassen wird. Egal ob jung oder alt, arm oder reich, gut oder böse, treffen kann es jeden und man wird zum Nachdenken über die eigene Mittäterschaft am Zerfall unserer Erde angeregt.
Dennoch lebt die Serie vor allem von ihren beiden Hauptcharakteren, die auch diesmal wieder den Zuschauer durch ihre Manier zu bezaubern vermögen. Saga Norén (Sofia Helin) steht mit ihrer empathielosen, distanzierten Art im krassen Gegensatz zu Martin Rohdes (Kim Bodnia) allgegenwärtiger Herzlichkeit. Es ist rührend Saga bei ihrem Versuch, eine richtige Beziehung zu führen, zu beobachten und Martins tapferes Bestreben den Tod seines Sohnes zu bewältigen lässt ein wehmütiges Gefühl zurück. Und auch wenn die Ökoterroristen-Story zum Ende hin ein wenig an den Haaren herbeigezogen und stellenweise überzogen scheint, so sind es doch die kleinen Szenen, die die Geschichte erden. Jede Folge ist von Alltag erfüllt, von menschlicher Interaktion, von Freude und Leid.
Titel: Bron/Broen
Erscheinungsjahr: seit 2013
Produktionsland: Schweden/Dänemark
Darsteller: Sofia Helin, Kim Bodnia, Christian Hillborg, Puk Scharbau
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