Nastaran Marie ist Lifestyle-Bloggerin und Kolumnistin. Sie schreibt über Fashion, Beauty, Food und Travel wie so viele andere. Doch was sie von den meist diätfokussierten Bloggerinnen unterscheidet, ist ihre positive Einstellung zu ihrem eigenen Körper. Nastaran ist nämlich #curvy und #bigandblunt und Body-Aktivistin.
Ständig fühlen sich Frauen dem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, das uns von den Medien täglich vorgesetzt wird: dünn und straff. Dass die Realität ganz anders aussieht, versucht Nastaran mit ihrem Blog zu zeigen. Nachdem sie 2013 vergeblich nach einem norwegischen Plus-Size-Blog gesucht hatte, beschloss sie kurzerhand selber tätig zu werden, um Gleichgesinnte zu inspirieren und zu motivieren, ihren Körper zu lieben, wie er ist. Sie wurde running ambassador für Adidas und war unter den Top 30, um die “Miss Plus Size International” zu werden. Heute hat sie mehrere Tausend Follower auf Instagram und das Gefühl, etwas zu bewegen. Im Interview verrät uns die Osloerin außerdem, wie sie ihr Selbstvertrauen gefunden hat und was sie mit ihrem Blog noch erreichen will.
Du sagst, dass du mit dem Bloggen begonnen hast, weil du keinen Plus-Size-Blog auf Norwegisch finden konntest. Wonach hattest du denn genau gesucht?
Ich hatte nach Inspiration und Motivation gesucht und nach jemandem, der meine Sprache spricht, in einer Welt voller Photoshop, “Tigh Gaps” und wunderschönen Kleidern in kleinen Größen. Ich brauchte einen Platz, den ich aufsuchen konnte, wenn ich mich schlecht fühlte, weil ich vier Stunden versucht hatte, eine Jeans zu finden, die mir passt. Oder wenn ich das Gefühl hatte, ich sei nicht gut genug. Und dann dachte ich: “Wenn ich so einen Platz suche, dann suchen ihn bestimmt auch andere. Dann bin ich die Lösung für meine eigene Frustration.”
Und für wen schreibst du?
Anfangs dachte ich, dass ich für alle anderen schreibe und nicht für mich selber — doch dann habe ich gemerkt, dass ich hauptsächlich für mich schreibe. Ich liebe das Schreiben und meine Gefühle in Wörter zu packen. Und dann schreibe ich natürlich für die, die die gleiche Inspiration und Motivation wie ich wollen. Für die, die einfach diese eine Person brauchen, die ihnen sagt, dass sie sie selbst sein können, egal, welche Größe sie tragen.
Was möchtest du mit deinem Blog erreichen?
Es klingt sehr klischeehaft, aber ich sage immer, “wenn ich das Leben oder den Blickwinkel einer einzigen Person ändern kann, dann war ich erfolgreich.” Und das habe ich. In der Lage zu sein zu ändern, wie andere sich selbst sehen und zu ihrer Selbstliebe beitragen zu können, ist unbezahlbar.
Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Es ist komisch, denn ich hatte nie einen ausgeprägten, eigenen Stil. Es hängt sehr von der Jahreszeit, meiner Stimmung und meiner Lebenssituation ab. Und nicht zuletzt von den Möglichkeiten, die ich in den norwegischen Geschäften habe (welche, ehrlich gesagt, begrenzt sind). Aber ich würde gern behaupten, dass es eine Mischung aus “street” und “sophisticated” ist? Ich liebe Röcke und Kleider, habe aber kürzlich auch eine Liebe zu Denim entwickelt. Denim ist alles!
Wer oder was inspiriert dich?
Vieles inspiriert mich, aber was mich am meisten motiviert und inspiriert, das sind Menschen, die sich trauen herauszustechen, die standhalten und ihre Meinung sagen. Menschen, die hart arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Und ich bewundere Leute, die neue Sachen ausprobieren und sich einsetzen. Und die, die keine Mühen scheuen, um sich für andere einzusetzen. Genau!
Warst du immer schon so “Body Confidence”, also selbstbewusst mit deinem Körper, wie du es jetzt bist?
Nein, überhaupt nicht. Und ehrlich gesagt bin ich es auch nicht jeden Tag. Ich habe auch Tage, an denen ich gerne hier oder oder da etwas an mir ändern würde. Aber ich schaffe es immer, mich wieder zusammenzureißen. Ich kam irgendwann an den Punkt, wo ich gemerkt habe, ich habe zwei Möglichkeiten: 1. Sei unglücklich mit deiner Kleidergröße und deinem Körper und versuche ständig etwas anderes zu sein; oder 2. akzeptiere dich selbst und sei glücklich mit deiner großen Nase, deinem schwabbeligen Bauch und deinen Schenkeln. Es ist so viel wichtiger sich auf die erstaunlichen Dinge zu konzentrieren, die dein Körper machen kann, denn wie er in Jeans oder Rock aussieht.
Würdest du es besser finden, wenn dich Leute nicht kurvig oder “plus-size” nennen würden?
Das ist eine nie enden wollende Diskussion. Ich selbst bin kein Freund der Bezeichnung “plus size”, hauptsächlich, weil wir ja auch niemanden “size minus” nennen. Aber ich denke, dass ich generell keine Bezeichnung bevorzugen würde. Wir werden von Geburt an in Schubladen gesteckt, aber solange dich diese nicht definieren, macht es eigentlich keinen Unterschied, ob man als “kurvig”, “plus size” oder irgendwas anderes bezeichnet wird.
Musstest du dich auch mit gemeinen Kommentaren auf deinem Blog und deinen Social-Media-Kanälen auseinandersetzen?
Die Leute werde immer irgendetwas zu sagen haben, entweder bist du zu dünn, zu dick, zu hell, zu dunkel oder sie sind um deine Gesundheit oder Körpergröße “besorgt”. Ich musste es auf dem harten Weg lernen, keine Kommentare mehr über mich zu lesen. Früher haben sie mich allerdings sehr aufgeregt und ich bin in die Defensive gegangen. Vor ungefähr einem Jahr hatte ich die Bemerkungen und Ablehnungen gegen große Frauen dann so satt, dass ich den Blogpost “Am I fat? Yes I am” geschrieben habe. Dort habe ich alle meine Gefühle und Gedanken zu dem Thema rausgelassen, statt immer gegen die Kommentatoren anzukämpfen.
Denkst du, dass soziale Medien wie Instagram unsere Art, wie wir Schönheit wahrnehmen, geändert haben?
In jedem Fall! Instagram und die sozialen Medien haben es einfacher gemacht, Inspiration und Positivität zu finden und auch die Stärke in anderen Menschen zu sehen. Sie geben einem das Gefühl, weniger allein zu sein, und haben eine Gemeinschaft für Menschen geschaffen, die für die gleiche Sache kämpfen.
Wie bekämpfen wir das sogenannte “body shaming”, das in unserer Gesellschaft immer zügelloser wird?Ich denke wir müssen geschlossen und stark zusammenstehen und mit dem weitermachen, was wir schon tun. Es gibt schon mehr und mehr Magazine, die dem Kampf beistehen, indem sie Diversität bei der Auswahl ihrer Models, Style- und Modeseiten und so weiter zeigen. Außerdem ist es wichtig die guten Werte zu fokussieren und unsere jüngeren Geschwister, unsere Töchter und Söhne zu lehren, dass alle Menschen gleich wichtig sind — unabhängig von ihrer Hautfarbe, Größe oder Herkunft.
Was ist dein Lebensmotto oder dein weiser Rat?
Ich habe eine Schwäche für inspirierende Zitate und sammle sie in meinem Telefon und Computer. Ich liebe dieses: “Erklimme Berge — Nicht damit dich die Welt sieht, sondern damit du die Welt siehst!” “Climb mountains — Not so the world can see you, but so you can see the world!”
Nastarans Blogs: nastaranmarie.com und curvesandi.com
Instagram: instagram.com/nastaranmarie
Facebook: facebook.com/nastaranmarie
Read the interview in English here:
You say you started blogging because you couldn’t find a Norwegian plus size blog. What were you looking for exactly?
I came up with the idea of blogging when I couldn’t find a Norwegian plus size blog. I was searching for inspiration, motivation and someone to be my voice in a world full of photoshop, thigh gaps and beautiful dresses in small sizes. I needed a place to go to if I suddenly was feeling down after four hours of trying to find a pair of jeans that fit. Or when I felt that I wasn’t good enough. And then I thought “If I’m looking there’s probably also others looking. So, let me be the solution to my own frustration”.
For whom are you writing?
For a while I thought I was writing for everyone else than myself – but then I realized that I am mostly writing for me. I love writing and putting into words how I feel. In addition, I am writing for those who want the same kind of inspiration and motivation as I needed. For those who just need that one person who tells them that it’s ok to be who they are, regardless of their size.
What do you want to achieve with your blog?
It sounds cliché, but I’ve always said that “If I can change one person’s life or perspective, I have succeeded”. And I have. To be able to change how someone look at themselves, and to contribute to their self-love is priceless.
How would you describe your personal style?
It’s strange because I have never really had a strong personal style. It really depends on the season, my mood and my life situation. And not least, the choices I have in Norwegian stores (which are, to be honest not too many). But I would like to say that it’s a mix of street and sophisticated? I love wearing skirts and dresses but have recently found a new love for denim. Denim everything!
Who or what inspires you?
I am inspired by a lot, but what really gets me motivated and inspired is people who dare to stand out, stand up and speak their mind. People who work hard and reach their goals. And I really admire people who try new things and who aren’t afraid to put themselves out there. And people who go out their way to help others. Yes!
Have you always been as body confident as you are now?
Not at all, and I’m gonna be quite honest – I’m not body confident every day. I do have my days, where I would want to change this, that and the other, but I always snap out of it. It came to a point where I realized that I have two choices; 1. Be unhappy about my size and my body, and always strive towards being something else or look different than I do the day I look myself in the mirror or 2. Accept myself and be happy with my big nose, my wobbly belly and my thighs. It’s much more important to focus on the amazing things your body can do, rather than what it looks like in a pair of jeans or a skirt.
Would you rather people call you something other than curvy or plus-size?
This is a never-ending discussion. I’m not a fan of the word “plus size”, basically because we don’t call anyone “size minus”. But I guess I don’t have any preferences to these labels. We’re put into labels from birth, but as long as you don’t let the labels define you, it doesn’t really matter if they say “curvy”, “plus size” or anything else.
Did you have to deal with mean commenters on your blog and social media? If yes, how do you deal with them?
People will always have something to say, either you’re too skinny, too fat, too pale, too dark and they always seem to be so “concerned” with your health issues to your size. I have learnt the hard way throughout the years not to read any comments in the publications I am in. All though, back in the days I used to get really upset and also quite defensive. And about a year ago I got sick and tired of all the comments and negativity big girls get, so I wrote a blog post about it called “Am I fat? Yes I am” and aimed all my energy and thoughts towards that instead than having to fight back.
Do you think social media like Instagram has changed the way we perceive beauty now?
Absolutely! Instagram and social media have made it easier to find inspiration, positivity and most importantly strength in others around the world. It makes you feel less alone and has created a society of people fighting for the same reasons.
How do we combat body shaming, which has become rampant in our society?
I think we need to stand united, stand strong and continue what we are doing today. We can already see an increased number of magazines taking a part in the combat by including more size diversity in their use of models, fashion and style pages etc. Also, I think it’s important to focus on good values. To teach our younger siblings, our daughters and our sons that people are people no matter what they look like – regardless of color, size and background.
What would be your life motto or words of wisdom?
I am a sucker for inspirational quotes, and have so many of them on my phone and my computer, but I really like this one “Climb mountains — Not so the world can see you, but so you can see the world!”