Hier geht es zum Interview auf Schwedisch. Intervjun på svenska.
Euer Debüt-Album „Saigon Kiss“ ist gerade erschienen. Was würdet ihr sagen, warum man es anhören sollte?
Ganz einfach, weil es super ist! Dreh die Lautstärke auf und genieß’ es!
Welcher ist der stärkste Song auf dem Album? Was ist die Geschichte dahinter?
Als wir die Lieder für das Album ausgesucht haben, waren wir sehr darauf bedacht, dass es eine Platte mit „just killers, no fillers“ wird. Deshalb ist es schwierig für uns EIN Lied auszuwählen, wir finden, dass alle Songs großartig sind! Außerdem ist es fast schon ein Jahr her, seit wir diese Lieder eingespielt haben. Für uns sind es daher alte Heavy-Tiger-Songs, von denen wir das Gefühl haben, sie schon fast kaputt gespielt zu haben.
Wie kam Heavy Tiger denn überhaupt zustande? Wie habt ihr drei euch denn kennengelernt?
Als Maja das Gefühl hatte, dass die anderen Mitglieder ihrer alten Band nicht engagiert genug waren und sich nicht genug anstrengten, entschied sie sich dafür, eine echte Rock-’n’-Roll-Band zu gründen. Es sollte die ultimative Band mit Stil und Attitüde, erstklassigen Liedern und großen Ambitionen werden. Nach einer sorgfältigen Suche im Bekanntenkreis, fand sie Sara und Astrid durch gemeinsame Freunde, und Heavy Tiger waren ein Faktum. Bevor wir die Band gründeten, kannten wir uns also nicht. Aber jetzt wohnen Sara und Maja sogar zusammen!
Eure Platte ist jetzt bei dem deutschen Heavy Metal Label High Roller Records erschienen. Wie kam es dazu?
Nachdem die Platte aufgenommen und fertig war, schickten wir sie an verschiedene Plattenlabels. Es waren einige interessiert, aber wir entschieden uns für High Roller, da sie direkt Engagement zeigen und an die Platte glaubten. Außerdem kennen wir Robert Pehrsson, der gerade erst einen Vertrag mit High Roller unterzeichnet hatte und sehr zufrieden war.
Wir sind sehr froh darüber, dass wir uns für High Roller entschieden haben, die haben bisher einen super Job gemacht. Die Platte ist größtenteils ausverkauft und eine zweite Pressung ist in Arbeit.
Ihr bezeichnet euch als Do-It-Yourself-Band, was bedeutet das genau?
Genau das, wonach es klingt! Do it yourself – mach es selbst. Wir versuchen, so weit es geht, alles, was die Band betrifft, selbst zu machen. Es geht vor allem darum den Überblick darüber zu behalten, was passiert. Das wird immer schwieriger je mehr Leute für die Band arbeiten. Maja ist die Perfektionistin der Band und will über alles die Kontrolle behalten. Außerdem ist es teuer Leute einzustellen. Je mehr man selber macht, desto mehr Geld kann man behalten.
Vor ein paar Wochen haben wir ein Video zu unserer Single „Saigon Kiss“ veröffentlicht. Es wurde von Heavy Tiger gefilmt, produziert, inszeniert und geschnitten. Niemand anderes war in irgendeiner Weise darin involviert! Außerdem hat Astrid unsere neuen Bühnenoutfits selbst genäht, die sehen verdammt gut aus!
Schweden wird häufig als ein gleichgestelltes Land beschrieben, indem der Feminismus viel erreicht hat. Was sagt ihr dazu? Und würdet ihr sagen, dass Heavy Tiger eine feministische Band ist?
Im Vergleich mit vielen anderen Ländern hat der Feminismus in Schweden schon sehr viel erreicht, aber wirklich gleichgestellt ist es noch längst nicht. Vor allem nicht in der Musikbranche. Als Rockband, die nur aus weiblichen Mitgliedern besteht, muss man die ganze Zeit darum kämpfen ernst genommen zu werden und man ist gezwungen, Politiker und Musiker in einem zu sein. Es wäre verdammt toll, wenn die Leute endlich aufhörten, sich nur auf das Geschlecht zu fokussieren und stattdessen einfach die Musik genießen würden!
Also ja, Heavy Tiger ist eine feministische Band und das sollten alle Menschen sein, da Feminismus die Gleichstellung der Geschlechter bedeutet! Es wäre außerdem super, wenn auch „Jungsbands“ anfangen würden, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, denn es liegt nicht nur an uns Mädels etwas zu ändern!
Habt ihr viel mit Chauvinismus zu kämpfen? Wie reagiert ihr darauf?
Wenn wir zu einem neuen Veranstaltungsort kommen, werden wir oft nicht richtig ernst genommen. Sicherlich weil wir Mädchen sind, aber auch, weil wir noch so jung sind. Das kann ein Soundtechniker sein, der fragt, ob man Hilfe beim Aufbau des Verstärkers braucht, oder ein Veranstalter, der sich kaum darum schert, zu grüßen. Diese Einstellung, der wir so oft begegnen, beruht auf Vorurteilen und daher muss man die Leute einfach vom Gegenteil überzeugen. Sich professionell verhalten und auf die Bühne gehen und die Scheiße aus ihnen heraus spielen!
Nach dem Auftritt ist die Haltung uns gegenüber plötzlich eine ganz andere. Einer, der uns vor dem Konzert total ignoriert hat, kommt dann schon mal auf uns zu und sagt, wie verdammt toll wir sind.
Also machen wir so weiter, bis die Leute kapiert haben, dass Rock’-n’-Roll nicht zwischen den Beinen sitzt!
Was kann man auf der Bühne von euch erwarten?
Sehr viel Energie und Attitüde. Eine große Rock-’n’-Roll-Show – sowohl musikalisch als auch visuell!
Euer Sound scheint dem Rock der 1960er und 70er entsprungen, ein bisschen The Clash, ein bisschen Kiss. Warum gerade diese Einflüsse?
Wir sind alle mit dieser Musik aufgewachsen und hören sie größtenteils auch selbst. Der Rock und Punk waren in den Sechzigern und Siebzigern einfach am Besten, seitdem kam nichts Besseres dazu.
Wir werden natürlich auch von anderen Richtungen beeinflusst, besonders auch als Individuen, aber die Liebe zur Musik der 60er und 70er haben wir gemeinsam.
Eingespielt wurde das Album in Nicke Anderssons Gutterview-Studio und ihr wart sogar mit Imperial State Electric auf Tour. Wie war das mit Schwedens sogenanntem Rockkönig Nicke Andersson durch Finnland zu touren?
Wir haben die Platte mit Fred Estby eingespielt, dem das Gutterview-Studio auch gehört. Er war einfach fantastisch und hat genau verstanden, was für einen Sound wir haben wollen. Es war auch Fred der die CD abgemischt hat.
Es war sehr cool mit Imperial zu spielen und natürlich, wie immer, sehr lustig in Finnland zu spielen. Finnland ist zum Auftreten eindeutig unser Lieblingsland. Die Finnen haben unser Ding echt verstanden!
Gibt es denn schon Pläne für eine Tour in Deutschland?
Wir hoffen sehr, dass wir schnellstmöglich eine Deutschlandtour machen können. Wahrscheinlich im Herbst, aber man weiß ja nie, ob es nicht vielleicht doch zu ein paar Auftritten im Sommer kommt.
Wie sehen eure weiteren Zukunftspläne aus?
Jetzt im April werden wir eine zweite Record Release Party für „Saigon Kiss“ starten, diesmal in Helsinki. Im Zuge dessen werden wir auch einige TV- und Radiointerviews in Finnland geben. Im Sommer spielen wir auf einigen Festivals, hauptsächlich in Schweden. Wenn wir nicht unterwegs sind und auftreten, schließen wir uns im Proberaum ein. Neue Songs für eine neue Platte sind in Arbeit und wir haben vor, das zweite Album so schnell wie möglich zu veröffentlichen.
Mit welchem (gegenwärtigen) Musiker würdet ihr gerne zusammenarbeiten und warum?
Es ist schade, dass The Ark sich getrennt haben. Wir wären die perfekte Vorband gewesen! Heavy Tiger und The Ark haben viele gemeinsame Nenner. Genau wie The Ark haben wir hitverdächtige Songs mit eingängigen Refrains, legen Wert auf gute Liveshows und haben tolle Bühnenoutfits!
Vor Weihnachten haben wir eine EP bei dem spanischen Label Ghost Highway veröffentlicht. Eins der Lieder auf der Platte war ein Cover des The Arks Songs „Superstar“.
Eine letzte Frage: Ihr kommt aus Stockholm. Wohin muss man gehen, wenn man in der Stadt ist?
Falls man noch nicht im Kaffee 44 war, ist das ein Muss! Wir spielen dort am 9. April zusammen mit Dregen. Und wenn man schon mal da ist, darf man es nicht verpassen, Tompas legendäre Zimtschnecken zu probieren!
Vielen Dank für das Interview!
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