Die Deadheads aus Göteborg haben Ende März mit „This is Deadheads First Album (It Includes Electric Guitars)“ ein fulminantes Debüt vorgelegt, das für Aufsehen und wahre Begeisterungsstürme unter den Kritikern gesorgt hat. Darüber, über die Anfänge der Band, ihren Bandnamen und was der Erfolg ihres ersten Albums für das zweite bedeutet, sprach ich mit Sänger und Gitarrist Manne Olander im Skype-Interview.
Hier geht’s zum Interview auf Schwedisch. Intervjun på svenska.
Hej Manne, danke, dass du dir Zeit für das Interview nimmst! Kannst du zu Beginn dich und die Band vorstellen und kurz erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt?
Ich singe und spiele Gitarre bei den Deadheads. Dann haben wir Rickard Hellgren, der auch Gitarre spielt, unseren Schlagzeuger Tim Ferm und Sigge Christoffer Palmén, der Bass spielt. Und dann haben wir manchmal noch Nils Dahl am Klavier dabei. Wir pflegen zu sagen, dass wir energischen Rock spielen. Man kann ja Musik auf verschiedenste Weise kategorisieren, doch kurz gesagt, spielen wir energische Rockmusik.
Wir haben vor gut drei Jahren angefangen zusammen zu spielen. Und zwar war das so, dass ich und Rickard alte Freunde sind. Wir kennen uns seit wir 16 waren, glaube ich, und heute sind wir in den 30ern. Wir haben einmal eine gemeinsame Band gehabt, die Four Flamingos hieß. Die Band gab es nicht so lange und wir haben nur eine Single veröffentlicht, aber so haben wir angefangen zusammen zu spielen. Irgendwann hatten wir die anderen Bands, in denen wir spielten, satt und so haben wir zusammen die Deadheads gegründet.
Mit eurem Bandnamen bezieht ihr euch ja nicht auf Greatful Dead-Fans, warum habt ihr euch dennoch so genannt?
Die Frage wird uns oft gestellt, weil Greatful Dead-Fans „Deadheads“ genannt werden, aber damit hat der Bandname nichts zu tun. Ich mag Greatful Dead auf jeden Fall, aber der Bandname ist eher ein Flirt mit Hardrock- und Punkbands aus den 70ern; viele Bands wie zum Beispiel Dead Boys, Dead Moon, Death, Motörhead und so weiter. Also erfanden wir einen eigenen Namen, den wir ziemlich witzig fanden und der außerdem eine Parallele zu dieser Musik aufweist. Wir sind von dieser Musik ziemlich inspiriert und so kam es dazu.
Nun zu eurem Debüt. Gratulation muss ich ja erst mal sagen, das ist wirklich toll geworden und ihr werden ja auch förmlich mit Lob überschüttet…
Vielen Dank, vielen Dank…
Wie fühlt es sich an ausschließlich – soweit ich gesehen habe – positive Reaktionen dafür zu bekommen?
Das ist unglaublich toll, wir sind sehr froh! Natürlich haben wir auch viel Zeit in unser Debütalbum gesteckt. Wir haben es zwar in nur zwei Etappen im Studio eingespielt, aber im Vorfeld haben wir doch sehr lange daran gearbeitet. Es ist sehr schön, dass es gemocht wird und dass die Leute es gut finden. Ich hoffe wirklich, dass das eine Platte ist, die die Leute noch in zehn Jahren hervorholen und finden, dass sie immer noch sehr gut ist.
Das glaube ich tatsächlich.
Aber ihr habt damit jetzt auch schon sehr hohe Erwartungen an das zweite Album geweckt. Ist das nicht doch ein bisschen einschüchternd?
Du meinst, ob wir jetzt Leistungsdruck haben, dass das zweite Album mindestens genauso gut werden muss? Schon, das hat man wohl immer. Aber wir haben ja viel Zeit für das neue Liedmaterial für das kommende Album gehabt. Wenn wir nun Zeitdruck gehabt hätten, schnell etwas nach dem ersten Album veröffentlichen zu müssen, hätten wir das sicher auch gut hingekriegt, aber wohl auch mehr Leistungsdruck gefühlt.
Es soll ja schließlich was passieren – man will ja nicht, dass das zweite Album genau wie die erste klingt, gleichzeitig soll es aber auch nicht etwas total anderes sein. Aber ich finde, dass sich die zweite Platte sehr gut anfühlt und dass das Songmaterial sogar noch stärker ist. Ich hoffe, dass dieses Album auch gut von den Medien aufgenommen wird.
Wenn du die Deadheads und eure Musik jemandem vorstellen solltest, der euch nicht kennt, welches Lied würdest du wählen und in welchen drei Worten würdest du euch beschreiben?
(Lacht) Das ist eine schwere Frage. Aber „energisch“ ist schließlich ein Schlüsselwort für uns, also würde ich „Energie“, „Hunger“ und „Rock“ sagen. Das sind wohl die drei Worte, die unseren Sound beschreiben, würde ich sagen. Was war das andere?
Wenn du nur ein Lied wählen könntest, welches eure Musik repräsentiert…
Ach ja. Ich glaube ich würde „My Demons“ wählen, zu dem wir auch ein Musikvideo gemacht haben. Teilweise weil es ein guter Song ist, aber auch, weil ich das Gefühl habe, dass er gewissermaßen die Gesamtheit unseres Sounds erfasst. Wir haben die Punkenergie darin, aber es gibt auch Andeutungen dunklerer Töne und trotzdem einen ziemlich melodischen oder Hit-tauglichen Refrain. Wenn ich mich auf einen festlegen muss, dann würde ich den wählen, denke ich.
Und gibt es ein Lied, das für dich von besonders persönlicher Bedeutung sind?
Eigentlich alle Lieder, da ich viele der Texte oder im Großen und Ganzen alle Texte schreibe. Aber als ich „Venom“ geschrieben habe, ging es mir sehr schlecht. Ich war damals in einer ziemlich turbulenten Beziehung, hatte eine Depression und so was… Von daher – auch wenn es etwas prätentiös klingt – bedeutet mir dieser Song auf jeden Fall sehr viel!
Seid ihr eigentlich Vollzeitmusiker?
Nein, keiner von uns.
Aber die Musik ist trotzdem mehr als ein Hobby, nehme ich an?
Wir wären gern Vollzeitmusiker, aber manche von uns haben Familie und Kinder und da geht es nicht vom Existenzminimum zu leben.
Vielleicht gibt das aber auch eine gewisse Freiheit, wenn man nicht von der Musik leben muss?
Auf jeden Fall! Ich glaube kreativ gesehen, ist es gut, nicht als Vollzeitmusiker zu arbeiten, da einem der Alltag mit der Arbeit und allem was er so mit sich bringt sehr viel gibt. Aber natürlich, auf die Musik zu setzten und seinen Lebensunterhalt durch die Musik zu bestreiten, ist ein Traum, den man seit seiner Jugend hat.
Erinnerst du dich, ob es ein bestimmtes Lied oder eine bestimmte Band gab, die den Gedanken Musiker zu werden, in dir geweckt hat?
Ich erinnere mich, als ich ungefähr 15 war und anfing in Bands zu spielen, da mochten ich und meine Freunde die 90er-Welle sehr, diese ganze Punk- und Action-Rock-Welle mit Bands wie New Bomb Turks und Turbonegro, Gluecifer, die frühen Hellacopters, Turpentines, The Nomads und all jene. Schon sehr früh fühlten wir, dass wir wirklich auf diese Art energische Rockmusik setzen wollten, die wir liebten live zu sehen und auch selbst live zu performen.
Mit welcher Band würdet ihr gern mal auftreten oder gibt es ein Land in dem ihr unbedingt mal spielen wollt?
Tatsächlich haben wir schon mit einigen Bands gespielt, über die wir sehr froh waren, dass wir mit ihnen auftreten durften. Zum Beispiel haben wir vor einer Weile für Monster Magnet eröffnet und das war echt ein Traum! Und damit, dass wir vor Turbonegro gespielt haben, ist ja auch ein alter Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Dann waren wir noch Vorband für Datsuns und das hat auch sehr viel Spaß gemacht. Es wäre schon sehr cool für Motörhead oder AC/DC eröffnen zu dürfen, aber das ist vielleicht nicht mehr so toll, wie es noch Ende der 70er Jahre gewesen wäre.
Nach Japan würde ich außerdem sehr gern mal. Viele, die in Japan waren, meinen, dass es wirklich ungewöhnlich ist. Also in Japan zu touren wäre schon sehr cool. Dann natürlich auch die USA. Aber ich mag es allgemein zu reisen, also ich freue mich genauso nach Berlin kommen zu dürfen wie in Uppsala zu spielen. (Lacht) Obwohl nein, es wäre definitiv lustiger nach Berlin zu kommen! Aber es gibt ja überall tolle Clubs und Menschen. Es ist vor allem schön, neue Leute zu treffen, die unsere Musik mögen und Rock’n’Roll lieben.
Habt ihr denn vor nach Berlin zu kommen?
Jetzt vor dem Sommer wird es wohl nichts, aber hoffentlich im Herbst. Wir wollen nach Spanien und dann werden wir sicher auch nach Deutschland fahren. Vielleicht nicht direkt danach, aber vielleicht dann zum Herbstende.
Oft, wenn man von einer neuen guten Rockband hört, kommt sie aus Schweden. Hast du dafür eine Erklärung oder ist das eh nur meine Sicht?
Du, wir haben so verdammt schlechtes Wetter – es gibt nicht vielmehr zu tun als in Bands zu spielen, glaube ich (lacht).
Kannst du einige schwedische Bands empfehlen, die du gern magst?
Da muss ich vor allem meine Freunde nennen, denn das sind ja die, die man dann doch am meisten sieht. Mein Kumpel Thomas spielt in der Doom-Band Monolord, die sehr gut sind. Dann habe ich noch ein Nebenprojekt, eine Hardrock-Band, die Wolves in Haze heißt und die ich mit zwei Typen von der Band Långfinger habe. Wir sind gut mit Graveyard befreundet. Honeymoon Disease, die auch aus Göteborg sind, kommen bald mit einer Platte raus. Unsere Freunde aus Stockholm Dead Lord und Black Trip sind sehr gut. Also es gibt unendlich viele…
Heute Abend werde ich mir Morbus Chron, Vampire und Tribulation angucken und alle drei sind echt fantastisch. Und dann sind Spiders natürlich auch gut. Ja, es gibt ein Meer guter Bands und toller Leute.
Würdest du sagen, dass Göteborg eine gute Stadt für Rock’n’Roll ist, ist es eine Rock’n’Roll-Stadt?
Nein, also nicht mehr als Stockholm. Klar, man spricht viel über Göteborg als eine Metal-Stadt. Es gibt hier ja auch Rock’n’Roll, aber es ist vielleicht mehr eine Metal-Stadt. Eigentlich spielt es keine so große Rolle, wo in Schweden man wohnt – in den meisten Städten gibt es gute Bands.
Es soll da eine gewisse Rivalität zwischen Göteborg und Stockholm geben. Gilt das auch in der Musikszene?
Neeee. Natürlich macht man sich darüber lustig und wir ahmen oft unsere jeweiligen Dialekte nach… Aber mehr als das ist es nicht, würde ich sagen. Das ist nur Spaß. Wir sind mit vielen Bands aus Stockholm gut befreundet.
Wie sieht die nähere Zukunft für die Deadheads aus?
Die zweite Platte ist fertig eingespielt, aber wird noch gemixt. In den nächsten Wochen wird sie aber fertig. Dann werden wir im Sommer ein bisschen auftreten. Rickard wird im Mai Vater, also werden wir nicht so viel spielen. Wenn wir jetzt nicht Anfragen von größeren Festivals bekommen, werden wir es im Sommer wohl ruhig angehen lassen.
Aber wenn die Platte fertig ist, werden wir dazu ein Musikvideo machen. Ansonsten schreiben wir neue Songs für das dritte Album und proben viel.
Hast du ansonsten noch einige letzte Worte, etwas, dass unsere Leser über euch wissen sollen?
Ja, ich hoffe, dass wir nach bald nach Deutschland kommen können und man sollte die Deadheads wirklich live sehen! Denn auch wenn man denkt, dass wir auf Platte gut sind, live ist es noch besser!
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