Dieses Wochenende gaben sich gleich zwei finnische Produktionen die Ehre in Berlin. Am Donnerstag startete zum einen das viertägige „Festivaali – Finnisches Performance Festival“, zum anderen präsentierte das Radialsystem V das „Mahler Chamber Orchestra und Gäste“ unter der Leitung des jungen Finnen Pekka Kuusisto.
Bereits zum vierten Mal spielte das MCO mit Pekka Kuusisto in einer fulminanten „Radialen Nacht“ und überzeugte durch Professionalität und Experimentierfreude. Als absoluter Anhänger von Neuer Musik kollaboriert Pekka Kuusisto gerne mit zeitgenössischen Komponisten, um den klassische Bestand stets durch klangliche und harmonische Mittel zu erweitern. So auch wieder dieses Mal.
Begonnen wurde die Radiale Nacht mit dem reduzierten „Clapping Music“, einem Stück, das Pekka Kuusisto und Timothy Summers mit bloßen Händen klatschten. Nicht ganz so experimentell, aber auch nicht konventionell wurde auch das weitere Repertoire dargeboten, das wieder in typischer Radialsystem-Manier im Räumchen-wechsel-dich-Prinzip funktionierte. Lässig wurde Johan Sebastian Bachs „Brandenburgisches Konzert N. 3“ fachmännisch gefiedelt, mit ekstatischem Grinsen im Gesicht und einer Lust im Herzen, die in Sekundenschnelle auf das Publikum übersprang.
Das darauf folgende Streichquartett wurde für Steve Reichs „Different Trains“ durch Computermusik und ein im Hintergrund laufendes Video harmonisch unterstützt und erzeugte bis dahin ungehörte Nuancen. Hervorzuheben aus den insgesamt 13 Mini-Konzerten ist auch noch die Darbietung „Improvisationen“. Pekka Kuusisto verzerrte seine violinen Töne vor Ort elektronisch und brachte sehr sphärische, unweltliche Klänge hervor. Im Hintergrund produzierte Jay Gilligan mit Taschenlampen ein Lichtspektakel. Zusammen war es ein Fest für die Sinne und erinnerte an wilde Glühwürmchen im Feenwald. Alles in allem war dies eine sehr gelungene Radiale Nacht, mit radikalerer klassischer Musik, als man es gewöhnt ist.
Ebenfalls sehr experimentell präsentiert sich das „FESTIVAALI!“ mit dem eindeutigen Untertitel „Die Finnen sind uns fremd“. Finnische Performance-Künstlerinnen und –Künstler zeigen in vier Stücken ihre Sichtweise auf die Welt und verarbeiten Erfahrendes, Gehörtes, Gesehenes.
Die Choreographin Maija Hirvanen beispielsweise greift in der Soloperformance “ON ICE” ihre eigenen Erfahrungen als Cheerleaderin auf. Ihre Figur “Miss Go for it“ findet sich, wie es scheint, schnell in widersprüchlichen Situationen wieder. Dazu wird geschrien und getanzt und mit Würsten jongliert.
Aber auch die Performances “KA-BOOM” von dem Kollektiv Oblivia und die Soloperformance “LIFE IN BYTOM” von Tero Nauh sind ebenso ausgefallen.
Heute Abend können noch 2 der vier Stücke besucht werden. Um 20 Uhr präsentiert Maija Hirvanen ihre gerade entstehende Performance “DAYS WITHOUT NAMES” und Otso Huopaniemi hält ein Lecture über seine Perfromanceserie “LOVE.ABZ”. Um 21.15h spielt Maija Hirvanen “ON ICE”.