2010 veröffentlichte der Schwede Jay Smith sein selbsbetiteltes Debütalbum als Solokünstler nachdem er im gleichen Jahr die siebente Staffel der Casting-Show Idol gewann. Im Juli erschien in Deutschland Smiths zweites Solo-Album „King of Man“, was er gemeinsam mit der Band The Reservoir Dogs eingespielt hat. Der Titel-Song des Albums hat es in Smiths Heimatland schon nach einer Woche auf Platz 1 der iTunes-Rock-Charts geschafft und erfreut sich dort auch auf Spotify großer Beliebtheit.
Die Begeisterung, die die Schweden ihrem Landsmann da entgegenbringen, kann ich aber leider nicht so ganz teilen. Die 12 Songs auf „King of Man“ hinterlassen bei mir einen recht zwiespältigen Eindruck.
Jay Smith verfügt ohne Zweifel über Musikalität und eine markante, rauchige Stimme, die das Album trägt und vielleicht dessen einzigen Wiedererkennungswert ausmacht. Doch mitunter klingen die Stücke so gestrig, pathetisch und gekünstelt, dass auch Smiths wirklich tolle Stimme das kaum retten kann.
Er selbst bezeichnet sein zweites Album als eine „Reise durch den Blues“. Und tatsächlich zwischen den Post-Grunge-Tönen, die mich vielleicht vor 15 Jahren begeistert hätten, kommen interessante Blues- und Swing-Anklänge durch. So harmonieren Smiths Reibeisenstimme und der gewählte Stil im Eröffnungsstück „The Blues“ ziemlich gut miteinander. Der 30er-Jahre-Swing in „Keep Your Troubles At Bay“ und „Ode To Death (Little Sister)“, erscheint vielleicht nicht unbedingt authentisch, animiert aber unweigerlich zum mitwippen. Und „Evil I Might Be“ ist eine wirklich gelungene Blues-Rock-Nummer und das Lied, was mir uneingeschränkt gut gefällt.
Andere Stücke („Keeps MeAlive“ und „King Of Man“) wiederum sind in ihrer manches Mal nahezu unerträglichen Kombination aus Post-Grunge und poppigen Pathos einfach zu beliebig und könnten leider von irgendeiner Boyband stammen, die sich an härteren Tönen versucht. Was mit einfachen, leisen Klaviertönen anfängt („Sanctuary“), steigert sich in einem Crescendo aus Gitarren, Background-Chor und Streichern zu einer überfrachtet wirkenden Popballade. Zu erwähnen ist auch die Blues-Version von Panteras „Cowboys From Hell“, das zur Unkenntlichkeit neuinterpretiert wurde und daher besser als eigenständiges Werk zu sehen ist.
Im Großen und Ganzen hätte Jay Smith an einigen Stellen auf die Chöre und Streicher verzichten können und sich dafür auf Simplizität und die Kraft seiner Stimme verlassen sollen.
Vielleicht ist der stilistische Eklektizismus und der stellenweise manierierte Charakter von „King of Man“ ein Ausdruck für Smiths Suche nach dem richtigen Rahmen, der seiner fantastischen Stimme gerecht wird.
Auf Spotify könnt ihr euch selbst einen Eindruck von Jay Smiths „King of Man“ machen. Am 4. Oktober spielt er live im Berliner Privatclub.
Bilder: Pressefreigabe
Info: Jay Smith: „King of Man“
Release: Dezember 2013 (SE), Juli 2014 (DE)
Label: Gain Music / Sony
Weitere Infos und Tourdaten gibt es hier.