Jay Smith: „King of Man“

130405_Jay_Smith_KOM

2010 veröf­fentlichte der Schwede Jay Smith sein selb­s­betiteltes Debü­tal­bum als Solokün­stler nach­dem er im gle­ichen Jahr die siebente Staffel der Cast­ing-Show Idol gewann. Im Juli erschien in Deutsch­land Smiths zweites Solo-Album „King of Man“, was er gemein­sam mit der Band The Reser­voir Dogs einge­spielt hat. Der Titel-Song des Albums hat es in Smiths Heimat­land schon nach ein­er Woche auf Platz 1 der iTunes-Rock-Charts geschafft und erfreut sich dort auch auf Spo­ti­fy großer Beliebtheit.
Die Begeis­terung, die die Schwe­den ihrem Lands­mann da ent­ge­gen­brin­gen, kann ich aber lei­der nicht so ganz teilen. Die 12 Songs auf „King of Man“ hin­ter­lassen bei mir einen recht zwiespälti­gen Eindruck.

Jay Smith ver­fügt ohne Zweifel über Musikalität und eine markante, rauchige Stimme, die das Album trägt und vielle­icht dessen einzi­gen Wieder­erken­nungswert aus­macht. Doch mitunter klin­gen die Stücke so gestrig, pathetisch und gekün­stelt, dass auch Smiths wirk­lich tolle Stimme das kaum ret­ten kann.
Er selb­st beze­ich­net sein zweites Album als eine „Reise durch den Blues“. Und tat­säch­lich zwis­chen den Post-Grunge-Tönen, die mich vielle­icht vor 15 Jahren begeis­tert hät­ten, kom­men inter­es­sante Blues- und Swing-Anklänge durch. So har­monieren Smiths Reibeisen­stimme und der gewählte Stil im Eröff­nungsstück „The Blues“ ziem­lich gut miteinan­der. Der 30er-Jahre-Swing in „Keep Your Jay_Smith_2013_Foto_AndersBengtsson_Revoltfoto_5Trou­bles At Bay“ und „Ode To Death (Lit­tle Sis­ter)“, erscheint vielle­icht nicht unbe­d­ingt authen­tisch, ani­miert aber unweiger­lich zum mitwip­pen. Und „Evil I Might Be“ ist eine wirk­lich gelun­gene Blues-Rock-Num­mer und das Lied, was mir uneingeschränkt gut gefällt.
Andere Stücke („Keeps MeAlive“ und „King Of Man“) wiederum sind in ihrer manch­es Mal nahezu unerträglichen Kom­bi­na­tion aus Post-Grunge und pop­pi­gen Pathos ein­fach zu beliebig und kön­nten lei­der von irgen­dein­er Boy­band stam­men, die sich an härteren Tönen ver­sucht. Was mit ein­fachen, leisen Klaviertö­nen anfängt („Sanc­tu­ary“), steigert sich in einem Crescen­do aus Gitar­ren, Back­ground-Chor und Stre­ich­ern zu ein­er über­frachtet wirk­enden Pop­bal­lade. Zu erwäh­nen ist auch die Blues-Ver­sion von Pan­teras „Cow­boys From Hell“, das zur Unken­ntlichkeit neuin­ter­pretiert wurde und daher bess­er als eigen­ständi­ges Werk zu sehen ist.

Im Großen und Ganzen hätte Jay Smith an eini­gen Stellen auf die Chöre und Stre­ich­er verzicht­en kön­nen und sich dafür auf Sim­pliz­ität und die Kraft sein­er Stimme ver­lassen sollen.
Vielle­icht ist der stilis­tis­che Eklek­tizis­mus und der stel­len­weise manierierte Charak­ter von „King of Man“ ein Aus­druck für Smiths Suche nach dem richti­gen Rah­men, der sein­er fan­tastis­chen Stimme gerecht wird.

 

Auf Spo­ti­fy kön­nt ihr euch selb­st einen Ein­druck von Jay Smiths „King of Man“ machen. Am 4. Okto­ber spielt er live im Berlin­er Privatclub.

Bilder: Presse­freiga­be

 

Info: Jay Smith: „King of Man“
Release: Dezem­ber 2013 (SE), Juli 2014 (DE)
Label: Gain Music / Sony
Weit­ere Infos und Tour­dat­en gibt es hier.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.