2009 habe ich Miss Li mit ihrer Band zum ersten Mal live in Berlin gesehen. Ich hatte zuvor nie von ihr gehört und war nur aufgrund einer Einladung bei dem Konzert. Seit diesem Abend zähle ich Miss Li jedoch zu meinen schwedischen Lieblingsmusikern, denn wie sich herausstellte, ist sie live einfach hervorragend. Deshalb freue ich mich sehr, Miss Li diesen Herbst wieder live erleben zu können.
Der Legende nach entschied sich Linda Carlsson nach einer schlaflosen Nacht 2006, unter dem Namen Miss Li Songs zu schreiben und Musik zu machen und schon wenige Monate später mündete dieser Entschluss in ihrem ersten Album Late night heartbroken blues von dem auch die erfolgreiche Single „Oh Boy“ stammt.
Linda „Miss Li“ Carlsson singt nicht nur, sondern spielt auch Klavier und schreibt ihre Songs gemeinsam mit ihrem Gitarristen Sonny Boy Gustafsson. Weitere Bandmitglieder sind Clas Lassbo am Bass, der Schlagzeuger Gustav Nahlin und Edvin Nahlin am Keyboard bzw. der Orgel und unterstützt werden sie gelegentlich von dem Saxophonisten Lars Åhlund und von Malin My Wall (Geige, Keyboard, Gitarre).
Über die Jahre hinweg war Miss Li so produktiv, dass sie bis heute sechs weitere Alben und ein Best-Of veröffentlichte, die alle von ihrer stimmlichen wie stilistischen Vielfältigkeit zeugen. Dabei bedient sie sich unterschiedlicher Genres, um das anscheinend wichtigste Thema ihres Lebens zu besingen: Die Liebe in all ihren Facetten – ob glücklich oder unerwidert, ob berauschend oder niederschmetternd.
Bei mittlerweile unzähligen Konzerten bewies sie gemeinsam mit ihrer Band außerdem immer wieder ihre Spielfreudigkeit. Und erst auf der Bühne offenbart sie in ihrer hinreißend mitreißenden Art die wirkliche Qualität ihrer Stimme und ihrer Musik, die zu oft als oberflächlicher Pop abgetan wird.
Sicherlich, die meisten Miss Li-Songs regen vor allem zum Tanzen und Mitträllern an, aber zwischen all den beschwingten Liedern klingen auch immer wieder düstere Themen und Töne an. So zeugt das Album Beats & Bruises von 2011 von einer vorangegangenen Tournee voller Schmerzen und der anschließenden Diagnose einer chronischen Krankheit. „Auch wenn nicht das ganze Album von Krankheit handelt, so findet das Thema doch rein gesanglich seinen Ausdruck“, so Miss Li.
Innerhalb weniger Monate brachte Miss Li gleich zwei Alben heraus, die perfekt ihre stimmliche wie thematische Bandbreite widerspiegeln: Tangerine Dream und Wolves.
Tangerine Dream, welches in Schweden bereits im Herbst 2012 veröffentlicht wurde und nun ein Jahr später in Deutschland erhältlich ist, ist „ein verspieltes, farbenfrohes, psychedelisches 60s Album mit poppigen Texten über Leben, Liebe und Hass“. Ein perfekter Ausdruck dafür ist auch die erste Single „My heart goes boom“, die unmittelbar zum Hit wurde und einen schwerlich stillsitzen lässt.
Mit dem Album Wolves wiederum, was in Schweden im April 2013 erschien, verarbeitet sie die düstere Phase, die auf den Erfolg von „Tangerine Dream“ und ihre Teilnahme in der in Schweden sehr populären TV-Sendung „Så mycket bättre“ folgte.
Der Titel des Albums geht auf eine Erzählung zurück, der zufolge in uns ein ständiger Kampf zwischen zwei Wölfen herrscht – dem guten und dem bösen Wolf. Es läge an uns welcher der Wölfe gewinnt, nämlich der den wir nähren. Geplagt von Niedergeschlagenheit und Selbstzweifeln, ließ Miss Li nach der TV Show den bösen Wolf in sich die Oberhand gewinnen. Als eine Art Therapie ist Wolves daher sowohl musikalisch als auch textlich von dieser Zeit gekennzeichnet – „düster, aber auch hoffnungsvoll“. Und so singt Miss Li unter anderem in dem Song „Dancing in the dark“ in ungewöhnlich tiefer Tonlage davon unterzugehen und dass es kein Morgen gibt. In „Russian Roulette“ vergleicht sie mit zerbrechlich hoher Stimme das Leben mit einer Kugel, die einen hart und unverhofft trifft. Indem sie „Angst, Liebe, Selbstverachtung und Abhängigkeit“ darin verarbeitete, gibt Wolves dem Gefühl Ausdruck, dass „alle negativen Spiralen auch in die andere Richtung umgekehrt werden können“.
Da nun auch Deutschland endlich in den Genuss von Tangerine Dream kommt, stellen Miss Li und ihre Band das Album auf der aktuellen Tournee vor. Am 30.11.2013 können sich dann die Berliner im Frannz Club von ihrer großartigen Livequalität überzeugen.
Weitere Infos zur Band gibt es auf ihrer Homepage.
(Fotos: Pressefreigabe & DT.se)
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