Musik aus dem Norden ist genau so vielfältig und abwechlungsreich, wie die einzelnen Länder selbst. Unermüdlich veröffentlichen nordische Bands neue Songs, Alben und Platten. Wir haben in die letzten Neuerscheinungen reingehört und stellen euch einige interessante und mehr oder weniger bekannte Künstler vor.
Black River Delta: Vol. II
Vor fast zwei Jahren haben die drei Schweden von “Black River Delta” ihr Debütalbum veröffentlicht haben. Jetzt legen sie mit “Vol. II” nach. 13 neue Songs finden sich auf dem Album, die gewohnt vom amerikanischen Südstaaten-Sound inspiriert sind. Besonders bei den Songs “Better Man” und “Bye Bye Birdie” kommen die kratzige Slide-Gitarren und die Mundharmonika besonders gut zur Geltung. Das vierte Stück des Albums “Keeps me Bleeding” wird erstmals sogar von einem altmodischen Keyboard unterstützt, was der melancholischen Ballade zu glockenähnlichen Klängen verhilft. “Vol. II” ist ein würdiger Nachfolger und macht Lust auf mehr. Im April kommen “Black River Delta” außerdem auf Deutschland-Tour!
First Aid Kid: Ruins
Die Schwestern Johanna und Klara Söderberg aus Schweden haben mit Ruins ihr bereits viertes Studioalbum herausgebracht. Klangmäßig bleiben First Aid Kid in gewohnten Spähren; folkrockig, angelehnt an die Musik der amerikanischen Südstaaten, und überaus harmonisch singen sie vom Leben und der Liebe, von Freud und Leid. Besonders die Songs “Postcard” und “Hem Of Her Dress” zeugen von diesen Country-Einflüssen. “Fireworks” und “Ruins” dagegen gehen mit ihrem melancholischen, ruhigen Sound eher in Richtung Indi. Generell lässt sich das Album nicht einfach einsortieren, viele Elemente und Stile verschwimmen miteinander. Und gerade deshalb ist das Album so interessant! Es nimmt einen mit auf eine musikalische Reise, die man am besten alleine begeht.
Darling West: While I Was Asleep
Auch Darling West aus Norwegen wurden hauptsächlich vom Americana, Country und Folk für ihr drittes Album “While I Was Asleep” inspiriert. Das Trio bewegt sich mit “While I Was Asleep” in bekannten Klangspektren und die Leichtigkeit ihrer Melodien ist unverändert. Der Opener “After My Time” setzt den Ton des Albums mit perfekten Harmonien und schrammigem Tamburin und macht Lust weiterzuhören. Stellenweise klingen die insgesamt zehn Songs vorhersehbar und ein wenig Experimentierfreude hätte dem Album sicher gut getan. Doch Lieder wie das fröhliche „Better Than Gold“, das klangvolle „Ballad of na Outlaw“ und „How I Wish“, das wunderbar zweistimmig gesungen wird, sind wunderbar melodisch und bringen die Stimmen von Darling West perfekt zur Geltung.
Jonas Alaska: Fear Is a Demon
Mit “Fear is a Demon” hat der norwegische Singer-Songwriter Jonas Aslaksen alias Jonas Alska sein bereits viertes Studio-Album herausgebracht. “Fear is a Demon” ist allerdings erstmals eigenständig von Jonas Alaska produziert und auf einem eigens gegründetem Label veröffentlicht wurden, was dem Album durchaus zu Gute kommt. Highlight der Platte ist vor allem Alaskas eindringliche Stimme, ein Timbre, das durchaus Gänsehaut verursachen kann und unter die Haut geht. Auf “Fear is a Demon” finden sich zehn — hauptsächlich — gefühlvolle Songs mit sanften Klängen und nachdenklichen Texten. Songs wie “Love you right” oder “Back to school” sind Paradestücke von Alaskas Können und Text und Melodie vereinen sich spielend. Herausstechen tut das Liebeslied “My Girl”, das sich durch die reduzierte Gitarre vom Rest des Albums unterscheidet.
Penny Police: Train Talk (Don’t Ask About Love)
Marie Fjeldsted aka Penny Police aus Kopenhagen hat eine neue EP herausgebracht. “Train Talk (Don’t Ask Me About Love)” heißt sie und wurde angeblich von einem zufällig mitangehörten Gespräch in der Bahn inspiriert, in dem sich Penny Police’ Sitznachbar am Handy über die Schwierigkeiten der Liebe beklagte. Die Sängerin machte sich ein paar Notizen und der Titeltrack war geboren. Die poppige Balade bringt Penny Police’ feenhafte Stimme wunderbar zur Geltung. “Fool Like Me” ist die zweite Singles des Albums, die durch warme, elektronische Beats überzeugt und ein perfektes Fundament für Pennys weiche Stimme legt. Auch die restlichen Songs der EP sind ähnlich angenehm aufgebaut: Ruhige Melodien und dazu Pennys außergewöhnliche, irgendwie unwirklich klingende Stimme. Train Talk (Don’t Ask About Love) ist ein Album für das Allein- und Glücklichsein.
Långfinger: Crossyears
Das Power-Trio aus Göteborg hatte bereits 2016 ihr aktuelles und bereits drittes Album “Crossyears” herausgebracht. Der Sound der Schweden ist einfach so toll und mitreißend, dass wir das Album hier nochmal vorstellen wollen. Die Stücke vibrieren durch die satten Riffs und entladen eine fast greifbare Energie. “Caesar‘s Blues” zeigt wunderbar wie vielseitig die Stimme von Sänger Victor Crusner ist und “Silver Blaze” treibt den Rhythmus rapide vorwärts, dass man zum Atmen kaum hinterher kommt. Das voll klingende “Last Morning Light” sorgt für ein bisschen Abwechslung auf “Crossyears”, was ein durchaus hörbares Album geworden ist.
Heimatt: “The Greatest Story”
Ende letzten Jahres veröffentlichen Heimatt aus Dänemark ihr zweites Album “The Greatest Story”. Das Album wird zwar von einem folk-poppigen Ramen gehalten, wie bereits das Debüt, allerdings finden sich hier auch neue, musikalische Elemente. Der Song “Teenage Holiday Crush” wird zum Beispiel von 80er-Jahren-Klängen durchzogen und das ruhige “Berlin” zeigt eindeutige Dub-Elemente. “Cynical” sticht durch seine elektronische Melodie definitiv heraus und auch der Opener “Beneath The Surface” überrascht durch einen ungewohnten Einstieg. “The Greatest Story” ist definitiv experimenteller als der Vorgänger und zeigt die Entwicklungsfähigkeit von Heimatt. Man darf gespannt bleiben!