2013 spielte Nicke Andersson mit seiner Band Imperial State Electric in Berlin. Als Support hatten sie das noch vergleichsweise unbekannte Stockholmer Trio Satan Takes A Holiday dabei. Seither hat die Musik beider Bands einen festen Platz in meiner Plattensammlung und in meinen Playlists und war auch schon des Öfteren Thema auf BNAN!.
Am 23. Oktober sollten beide Bands in Stockholm in eben jener Kombination, Satan Takes A Holiday als Vorband für Imperial State Electric, erneut auftreten. In ihrer Heimat werden STAH ja als eine der besten Livebands des Landes angepriesen und Nicke Andersson gilt als Schwedens ungekrönter Rockkönig. Abgesehen davon, dass man eigentlich keinen besonderen Grund braucht, um nach Stockholm zu fahren, war es daher also durchaus spannend, die Schweden mal bei einem Heimspiel zu erleben.
Spielort ist der Club Debaser in Stockholms Stadtteil Södermalm. Club und Bühne sind durchaus größer als die, die sie in Berlin bislang bespielten. Das Publikum scheint abwartend bis erwartungsvoll und langsam füllen sich die ersten Reihen. Gegen 22:00 betreten STAH die Bühne und schmättern dem Publikum mit “Body and Soul” von ihrem aktuellen Album Animal Man Woman ihren einzigartigen, seltsamen Sound entgegen. Der Funke springt direkt über und die Leute fangen an zu tanzen — zumindest in den ersten Reihen, weiter scheint der Funke unverständlicher Weise nicht zu kommen. Stattdessen kommt der Eindruck auf, der Stockholmer Rocker beliebt nicht zu tanzen, sondern übt sich eher in einer reservierten, wenn auch nicht ablehnenden Haltung. Ein Eindruck, der sich später als gänzlich falsch erweisen soll.
Das Trio selbst wirkt dagegen gar nicht reserviert und spielt energiegeladen ein Set, das Songs aller drei Alben beinhaltete — darunter persönliche Lieblingssongs wie “Who Do You Voodoo” und “Heartbreaker” — und zwei bisher unveröffentlichte, neue Nummern. Zwischendurch übernimmt bei “Never Let You Sleep” Bassist Johannes das Mikrofon. Der gesamte Auftritt war allerdings ein recht kurzes Vergnügen, denn schon nach einer guten halben Stunde räumen STAH die Bühne und ein roter Vorhang fällt. Da die Drei Berlin bei ihrer Deutschland-Tour im Oktober ausgelassen haben, war es dennoch schön, sie mal wieder live zu erleben — noch dazu in ihrer Heimatstadt.
Kurz nach 23:00 wird der Vorhang wieder gelüftet und Imperial State Electric legen mit “Let Me Throw My Life Away” von ihrem aktuellen Album Honk Machine los. Mittlerweile ist der Saal gut gefüllt, doch noch immer scheint das Publikum etwas steif und auch Imperial starten eher lauwarm. Doch mit jedem weiteren Song wird es heißer, die Stimmung gelöster und das Spiel der Band mitreißender. Auffällig ist, dass Frontmann Nicke Andersson dieses Konzert mit außergewöhnlich guter Laune und Leichtigkeit bestreitet.
Die Setlist bietet einen Querschnitt aller bisheriger Alben, wobei der ohnehin großartige Song “More Than Enough of Your Love” (Reptile Brain Music) und die wunderbare Soulnummer “Walk on By” (Honk Machine) auch noch durch die Unterstützung der beiden Backgroundsängerinnen Linn Segolson und Clarisse Muvemba glänzen.
Kurz darauf geht die Band von der Bühne, um sich nach einer kurzen Pause mit ihrer aktuellen Single “All Over My Head” zurückzumelden, was das Publikum plötzlich zum Toben bringt. Von da an gibt es kein Halten mehr — weder auf noch vor der Bühne. Die zuvor beschriebenen Stockholmer Rockfans haben ihre Reserviertheit mittlerweile gänzlich aufgegeben. Es scheint fast als ob sich keiner der explosionsartigen Energie entziehen kann, die an diesem Abend von Imperial ausgeht. Der Saal tobt, während sich die Musiker in einer Instrumentalorgie — dem vorläufigen Höhepunkt — ergehen.
Und obwohl Nicke zwischendurch schon ratlos fragt, was sie denn noch spielen könnten, wirklich von der Bühne gehen wollen sie nicht und so folgt eine zweite Zugabe. Nach vier weiteren Songs und einem eindrucksvollen Gitarrenduell ist dann aber wirklich Schluss. Ein fulminantes Ende für einen großartigen Konzertabend in Stockholm und für das beste Imperial-Konzert, das ich bisher erlebt habe.
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Homepage: www.satantakesaholiday.com
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Homepage: www.imperialstateelectric.se