In den vergangen Wochen gab es in Potsdam einiges Skandinavisches zu sehen und zu hören. Für Groß und Klein und Baby war für alle etwas dabei: Klassik, Folk, Barock, Experimentelles oder Modernes; leise, laut, gezupft, geklimpert, gesungen oder geschrien; zu Fuß, mit Rad oder per Dampfer. Ein ganz besonderes Highlight war jedoch die Trollenacht am Mittsommerabend.
Schon am Eingang zum Festival wurde uns ein goldenes Glöckchen am roten Band überreicht – zum Trolle-Vertreiben, denn nichts fürchtet ein Troll mehr als das klare Geläut einer Glocke.
Vom Eingang wurden wir durch kleine Lichter, die rechts und links die Wege säumten, in den „Nordischen Garten“ geleitet, wo auch gleich mit den Festivitäten begonnen wurde. Feengleich tauchten unerwartet aus allen Ecken singende Maiden und Burschen auf, mit Blumen im langen Haar, einer Laute in den Händen und in traditioneller Tracht gekleidet. Sie, der schwedische Romeo & Julia Kören, sagen unter anderem Lieder von Carl Jonas Almqvist und John Dowland und tanzten anmutig umher. Sehr romantisch, sehr traditionell und sehr dem Anlass entsprechend.
Nach diesem Einklang verteilten sich die Gäste zu den unterschiedlichen „Orten der Musik“, von denen es insgesamt zehn zu besuchen galt.
Ebenfalls im „Nordischen Garten“ erzeugte die Vokalartistin Maja Solveig Kjelstrup Ratkje unheimlich anmutendes Geflüster und Gegrunzte, ein durchaus glaubhaftes Trollegeräusch. Die Sonne war mittlerweile schon untergegangen und überall zeigten sich dunkle Ecken und Schatten, in denen wir nun, angeregt durch Ratkjes phantastische Musik, lauter magisches Getier vermuteten.
Ganz anders dagegen war die Stimmung in der „Grotte Orangerie“. Dort joikte Johan Sara jr. ganz fabelhaft traditionelle Lieder seiner samischen Kultur. Mit tiefer, gutturaler Stimme besang er die endlose Landschaft Lapplands, während die Zuschauer in bequemen Sonnenstühlen die kunstvoll gestaltete (und sonst für Besucher nicht zugängliche) Grotte betrachten konnten.
In Gruselstimmung kamen wir dann wieder im „Geisterweg für Trollefans“. Dort, auf einem engen, von hohen Büschen gesäumten Trampelpfad, sollten sich die Trolle im Mondschein tummeln. Von draußen hörten wir schon seltsames Gekicher und Gemurmel und ab und zu einen kurzen Schrei anderer Besucher. Mein elfjähriger Begleiter klammerte sich eng an meinen Arm und holte auch gleich sein Glöckchen hervor, um den ganzen Weg über eifrig damit zu läuten. Und trotzdem begegneten uns einige der unmenschlichen Wesen. Ein feixender Baumgeist verfolgte uns mit seinem Blick, während uns ein Gnom mit langen Ohren und wirrem Haar den Weg abschnitt. Kurz vor dem Ausgang überraschte uns dann noch eine riesige Elfe mit langem Flatterkleid. Glücklicherweise waren alle Wesen eher freundlicher Stimmung und wir überlebten den Geisterweg!
Zum Abschluss hörten wir noch die Jormsons Kapell, die eine wilde Trollpolska spielte, mit Violine, Kontrabass und Akkordeon, deren Klänge uns noch zum Ausgang begleiteten.
Ein perfekter und unterhaltsamer Mittsommerabend! Nächstes Jahr kommen wir gerne wieder, aber dann mit ausstreichendem Mückenspray im Gepäck!!
Weitere Informationen zu den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci hier!
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