von Martina Sander
Wer nach Småland fährt und die touristischen Infoblätter studiert, wird immer wieder auf „Astrid Lindgrens Land“ stoßen. Familien werden natürlich über einen Besuch nachdenken, auch wenn sie vor einer Art Disneyland für Lindgren-Fans zurückschrecken mögen. Dieser Themenpark ist allerdings von Disney soweit entfernt wie Madita und Lisabet von Anna und Elsa.
Astrid Lindgrens Land ist wie Lindgrens Bücher einfach wundervoll: spannend, charmant, voller Lieder, Gefahren und Begegnungen und der Besucher/die Besucherin verlangt immer nach mehr. Die Zeit in dem Park reicht eigentlich nie, immer bleibt das Gefühl, nicht alles erlebt, gesehen, gehört zu haben. Im Parke befinden sich zu fast allen Geschichten winzige Nachbauten der Romanschauplätze, in die die Besucher hineingehen und mit ihnen spielen können. Mini-Kattult reiht sich an Mini-Bullerbü, Mini-Birkenlund und so weiter. Außerdem werden im Fünfzehnminutentakt Theaterstücke bzw. Minimusikals vor den Mini-Häusern aufgeführt. Wer die Bücher geliebt hat, mit Michel, Pippi, Kalle, Ronja, Onkel Melcher und all den anderen aufgewachsen ist, für den ist es echtes Eintauchen in die eigene oder die der Kinder Welt – egal ob man fünf oder fünfzig ist. Michel mit dem Kopf in der Schüssel, Karlsson beim Fliegen, Ronja und Birk in der Mattisburg, im Mattiswald und beim Frühlingsschrei. Neu, sehr eindrucksvoll und alles andere als “mini”, ist das Heckenrosental, in dem Die Brüder Löwenherz gegen Tengil und das Drachenweibchen Katla (supergruselig animiert) Widerstand leisten.
Und immer und vor allem Pippi-Superstar! Sie kämpft gegen Seeräuber, mit Polizisten und gegen das Spießertum. Wie sie im Schiff über den eigens angelegten See gesegelt kommt, ist so eindrucksvoll, dass man viele offene Münder sieht, obwohl es sicher das x‑te Schauspiel ist, das sich die Kleinen anhören.
Die Schauspieler und Sängerinnen sind professionell, die Musiker und Instrumentalistinnen, die überall auf dem Gelände die bekannten Lieder interpretieren, spielen begeistert und schwungvoll, von Kindergruppen verfolgt. Um die Übersicht zu behalten und sich einen Theaterplan zu machen, gibt es ein Faltplan, markiert mit einer Altersempfehlung, damit die Kleinsten nicht durch Katla traumatisiert werden oder die Erwachsenen von Karlsson.
Im Park gibt es außerdem viel, was aktiv getan werden kann, mit dem Floß über den See ziehen, Stelzen laufen oder mit dem Steckenpferd über Hürden springen. Es gibt überall Spielplatz-Zonen oder Picknick-Bereiche — Hotdogs, Kanelbulle oder Kaffee sind nicht teuer, man kann sich aber auch Speisen mitbringen und dort verzehren. Es gibt Bänke zum Ausspannen und um — wichtig — den Plan zu studieren. Merchandising gibt es natürlich auch, aber in einer extra Straße, so dass man das Shoppen auch lassen kann. Die angebotenen Produkte sind allerdings hochwertig, vor allem Bücher, Kostüme und Spiele — schnelllebigen Plastikschrott wird man vergeblich suchen.
Wer sich also vom Schock der stattlichen Eintrittspreise erholt hat, wird einen wundervollen Tag haben, der nach Wiederholung verlangt – in diesem Jahr an den Wochenenden im September und in den schwedischen Herbstferien (28. Oktober – 5. November). Dann wieder ab Mai 2018 (vormerken!)
Eine Empfehlung für die Veranstalter- und Veranstalterinnen: Es wäre hilfreich, wenn es für die sehr vielen deutschen Besucher und Besucherinnen einen weiteren Flyer gäbe, mit kurzen Inhaltsangaben der Stücke, da jegliche Präsentation ja allein in schwedischer Sprache stattfindet.
Info:
Webseite: astridlindgrensvarld.se/de/
Facebook: facebook.com/AstridLindgrensVarld
Instagram: instagram.com/astridlindgrensvarld/
Mehr zu Astrid Lindgren: besser-nord-als-nie.net/tag/astrid-lindgren/
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