Diesen Sommer wollte ich meine erste richtige Camping-Erfahrung machen und wo wäre es besser als in Schweden?! Denn dank des sogenannten Allemansrätten (Jedermannsrecht) darf man dort so gut wie überall ein bis zwei Nächte ohne besondere Erlaubnis im Freien übernachten, solange man die Natur genau so hinterlässt, wie man sie vorgefunden hat. Nachdem ich mich ein bisschen im Internet informiert hatte, entschied ich mich für das Björkenäs Naturreservat. Das Reservat umfasst ca. 85 Hektar und steht seit 1998 unter Naturschutz. Daher darf dort auch nicht so einfach wild gecampt oder Feuer gemacht werden, sondern man muss sich an die ausgewiesenen Plätzchen halten.
Und so machten wir — mein Freund und ich — uns dann mit Mietwagen auf den Weg Richtung Vireda, dem nächstgelegenen Dorf. Von dort folgten wir dem Nobyvägen bis wir auf der linken Seite des Weges eine große Tafel sahen, die “Björkenäs Naturreservat” verkündete.
Wir parkten das Auto auf dem dazugehörigen Parkplatz und folgten den Schildern, die verheißungsvoll ein Feuerchen zierte. Laut Plan sollten es ungefähr 500m bis zum Platz sein, er kam mir aber deutlich weiter vor! Das lag auch daran, dass wir keinem richtigen Weg folgten, sondern vielmehr einem überwucherten Hang hinunter kletterten, der — laut Warnschild — auch noch von grasenden Kreaturen bevölkert sei. Etwas außer Atem kamen wir schließlich zu der ausgewiesenen Stelle, wo es neben einem großen Grillplatz sogar zwei nutzbare Biotoiletten gab. Leider war der Platz schon von zwei anderen Campern belegt und so richtig gern wollten wir nicht teilen.
Wir konsultierten nochmal die Karte und entdeckten einen weiteren Platz, wo Feuer gemacht und gezeltet werden durfte. Wir folgten den Schildern und gelangten zu unserer freudigen Überraschung zu einem wunderschönen Plätzchen, das auch noch direkt am Wasser gelegen war. Den Platz hatten die anderen wohl übersehen, denn an Schönheit und Gemütlichkeit war dieser definitiv nicht zu überbieten.
Wir bauten das Zelt auf und machten uns gleich daran, ein Feuer zu schüren. Es prasselte schnell und ein Gefühl von Glück und Freiheit machte sich breit. Wir legten unser Essen auf den Grill, öffneten ein Bier und sahen auf den ruhigen See hinaus. Als die Sonne endgültig gesunken war, legten wir uns ins Zelt und genossen die Stille, die nur durch das Brechen der seichten Wellen unterbrochen wurde.
Am nächsten Morgen wurden wir von einem seltsamen Flattern geweckt, das sich später als der Flügelschlag des dort ansässigen Neuntöter entpuppte. Unter dem stetigen Klopfen eines Kleinspechts krochen wir aus dem Zelt und wurden von strahlendem Sonnenschein und einem glitzernden See begrüßt. Wir bereiteten das Frühstück zu, legten uns auf eine Picknickdecke und genossen den Tag. Da das Wetter außerdem super war, konnten wir sogar eine Runde im See schwimmen gehen, der zwar kalt, aber glasklar war. Der Tag neigte sich erstaunlich schnell dem Ende zu, wenn man bedenkt, dass wir nichts anderes taten, als uns zu sonnen, baden, lesen und picknickten.
Unser Campingspot war einfach unglaublich schön und einsam, das Wetter hielt und sogar die Insekten ließen uns in Ruhe. Mein erster Campingtrip war also ein voller Erfolg und ich kann das Plätzchen nur wärmsten empfehlen!