Ungefähr nach dem Motto “Besser Nord als nie” verbringe ich diesen Sommer im nördlichsten Norden Europas — auf der norwegischen Insel Magerøya.
Eine Frage, die mir häuft gestellt wurde: Wie sieht denn eine Reise zum nördlichsten Punkt Europas aus? Diese Frage will ich euch gern beantworten:
1 Tag vor der Reise
Kurz nach 10 Uhr sitze ich noch ganz gemütlich bei meinem Berliner Friseur und versuche ihm zu erklären, warum er mir die Haare wirklich um GANZE 5 cm kürzer schneiden soll: “Ich fahre für vier Monate zum Nordkap, da gibt es wohl nicht so viele Friseure!?” Er versteht mich nicht ganz, also erkläre ich ihm kurz, dass ich gerade mit meinem Studium der Skandinavistik fertig geworden bin und diesen Sommer eine abenteuerliche Reise nach Nordnorwegen unternehme, um als Guide am Nordkap zu arbeiten.
“Cool,” meint er und schaut mich etwas skeptisch an, “Vorfreude sieht aber ein bisschen anders aus!”
“Naja, ich habe noch nicht gepackt,” sag ich.
“Hm, was nimmt man denn so zum Nordkap mit?”
Tja, genau diese Frage stelle ich mir auch, als ich eine Weile später vor meinem leeren Koffer, Steffis leerem Rucksack (danke Steffi!!) und einem Haufen Kleidung, Schuhen und sonstigen Kram stehe. Warme Pullis und Wanderschuhe sind ein guter Anfang. Dazu kommt ein Stapel T‑Shirts und Unterhemden (habe ich zu viele??), schwarze Hosen und weiße Blusen für die Arbeit (habe ich genug??), eine Regenjacke, ein Imprägnierspray, etwas Kosmetik, Medikamente, ein Buch über Nordnorwegen, und, und, und.… und fertig! Die verunsichernden Fragen, auf die es ohnehin keine Antworten gibt, lasse ich einfach so im Raum stehen und erkläre mich beim Anblick meiner vollgepackten Bagage ganz stolz und zufrieden zum Superpacker des Jahres 2013.
Um 20 Uhr stelle ich jedoch fest, dass der “unwichtige Kleinkram” doch etwas mehr Platz im Reisegepäck in Anspruch nimmt, als gedacht. Um 22 Uhr kommt die obligatorische “oh mein Gott ich hab zu viel Zeug, es ist zu schwer, ich kann es nicht alleine tragen”-Krise und kurz nach 22:30 entscheide ich mich bei dem allerschwersten Dilemma des Abends — Lieblingspulli Nr. 3 oder Fleecejacke mitnehmen? — mit schwerem Herzen für Letzteres. Um 00:20 Uhr habe ich den zweiten Sicherheitswecker auf 06:05 Uhr gestellt und schlafe mit einem einzigen Gedanken im Kopf ein: Du als Guide am Nordkap?! Na das kann noch lustig werden…”
Die Reise, Tag 1
Es fängt gut an! Ich habe nicht verschlafen, mein ganzes Gepäck habe ich erfolgreich nach Tegel geschleppt (20,1kg und 18,3kg, ich fühle mich gerade echt stark!), bin schon durch die Sicherheitskontrolle durch und es ist mir noch keine einzige Sache eingefallen, die ich vergessen habe.
Jetzt noch der letzte Anruf vom Gate C40 nach Hause und dann stehe ich schon in der Boarding-Schlange. Ganz in die Gedanken vertieft höre ich plötzlich eine weibliche Stimme neben mir: “Entschuldigung, Sie stehen auch für Stuttgart an, oder?” STUTTGART??? Ich schaue die Frau neben mir mit Riesenaugen an, bedanke mich ganz herzlich für ihre Frage und spute mich zum Schalter nebenan, über dem ganz groß “Oslo” steht. Halb lachend, halb panisch — schön, ich will ans Ende der Welt und schaffe es nicht mal zum richtigen Ausgang. Wie soll das nur weitergehen?
Teil 2: Die Reise zum Nordkap, Tag 2 findet ihr hier!
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