An einem Wochenende im Oktober habe ich zuerst zwei schwedische Bands in Berlin und dann in Schweden ein Kurzfilmfestival erleben dürfen.
Los ging es am Freitag, den 24. Oktober. Ein Radiosender hatte in Berlin zur „Rocknacht“ geladen. Mit dabei waren Royal Republic und Imperial State Electric aus Schweden. Trotz einer ausgezeichneten musikalischen Darbietung beider Bands – die anderen Acts des Abends bleiben an dieser Stelle bewusst unerwähnt – haftete der ganzen Veranstaltung leider etwas Skurriles an. Angelockt von den beiden schwedischen Acts, kaufte ich mir enthusiastisch eine Karte und verschob eine Reise nach Schweden extra für das Konzert auf den darauffolgenden Tag. Schließlich gehören Imperial zu meinen absoluten Lieblingsbands und Royal Republic hatte ich zwar noch nie live gesehen, aber ihre Musik fand durchaus Anklang und Freunde waren über deren Livequalitäten voll des Lobes. Was sollte also dagegen sprechen?
Was ich allerdings nicht wusste war, dass betreffender Radiosender nicht einfach nur Konzerte organisiert, sonder leider in regelmäßigen Abständen seine Moderatoren als Animateure auf die Bühne schickt, um das Publikum mit seltsamen Aktionen (ein Moderator kam lediglich mit Windeln „bekleidet“ auf die Bühne) zu unterhalten oder zum Mitgröhlen der deutschen Nationalhymne zu bewegen.
Aber wie gesagt, wenn man von diesen störenden Unterbrechungen absieht, wartete der Abend mit durchaus großartiger musikalischer Unterhaltung auf. Imperial State Electric waren sich der Situation offenbar bewusst, nicht vor ihrem Stammpublikum aufzutreten und legten sich dafür um so mehr ins Zeug, das musikalische Niveau des Abends zu heben und das Publikum von sich einzunehmen. So waren Nicke Andersson und seine Bandkollegen wild entschlossen, ihre Musikalität zu beweisen und schienen sich mit hervorragenden Soli gegenseitig übertreffen zu wollen.
Danach war es Zeit für die Rampensäue von Royal Republic die Bühne zu übernehmen. Mit ihren brachialen und dennoch tanzbaren Rocknummern brachten sie den Saal buchstäblich zum Beben. Gewürzt wurde ihr Auftritt mit der charmanten Arroganz des Frontmannes Adam Grahn, der es versteht sein Publikum anzuheizen.
Am nächsten Morgen ging es dann nach Schweden, genauer gesagt nach Uppsala, um dort dem Abschlusswochenende des Uppsala Inernational Short Film Festivals beizuwohnen. Uppsala an sich ist schon eine schöne Stadt, aber während des Festivals ist es unbedingt eine Reise wert. Dieses Jahr fand das Festival zum 33. Mal statt und nahm die Studentenstadt wieder für eine Woche in den Bann des Kurzfilms. Trotz seiner Internationalität zeichnet sich das Festival in Uppsala vor allem durch seine Intimität und Nahbarkeit aus. Und so ist es immer wieder eine Freude dabei zu sein. Und nicht nur, um jede Menge Kurzfilme aus aller Welt zu sehen und Filmemacher und Fachpublikum kennenzulernen. Es ist auch immer wieder schön zu erleben, wie die Festivalorganisatoren ihre Liebe zu dieser eigenwilligen Kunstform mit dem Publikum teilen.
Ein Höhepunkt war dann die am Samstagabend stattfindende Preisverleihung im ehrwürdigen Kino „Slotts“, einem der ältesten Kinos Schwedens. Besonders gerührt war die Gewinnerin des schwedischen Wettbewerbs, Åsa Sandzén. In ihrer animierten Dokumentation Still Born verarbeitete sie, während ihrer Schwangerschaft vor die unmögliche Entscheidung gestellt worden zu sein, ob ihr ersehntes Kind mit einem schweren Herzfehler leben soll oder gar nicht. Die Jury beschrieb Sandzéns Film als eine „beautifully animated documentary on a hard decision, loss and longing. With a modest and tender touch, Still born explores the fragile structure of life, as well as its darkest moments. A brutal and poetic masterpiece.“
Im Anschluss wurde das Festival und seine Preisträger gebührend gefeiert. Nach einem ausgiebigen Waffelbrunch, mit dem das Festival traditionell seinen letzten Tag einläutet, ging es für mich am Sonntag wieder zurück nach Berlin. Und damit ging ein Wochenende voller akustischer und visueller Eindrücke aus und in Schweden zu Ende.