“Von Trondheim zum Nordkap”, so hieß der Streckenabschnitt, den Roland und ich jetzt befuhren, auch in unserem (Dumont) Reiseführer (den ich übrigens sehr gut fand, falls hier jemand noch eine Empfehlung braucht). Noch 1.647 km zum Nordkap.
(Für die Beschreibung zur Prezi siehe Teil 1)
Svartisen-Gletscher und Polarkreis
Die nächste Station nach Trondheim hieß Svartisen-Gletscher. Auf dem Weg hielten wir beim Wasserfall Laksfors, dann konnte man bald nach Svartisen abbiegen. Es regnete sehr ausgiebig und als dann auch noch Nebel aufstieg, war vom zweitgrößten Gletscher Skandinaviens leider weit und breit nichts mehr zu sehen. Unverrichteter Dinge zogen wir wieder von dannen.
Am nächsten Tag überquerten wir dann den Polarkreis, stapelten dort ein paar Steine auf, um die Trolle zu besänftigen (nordischer Brauch und lohnt sich, unserer Erfahrung nach, immer!) und eventuell auch den Wettergott, der uns noch immer mit viel Regen bedachte. Auch ein Denkmal für die jugoslawischen Kriegsgefangenen, die in diesem Gebiet starben, besuchten wir. Sie wurden von den Deutschen zum Bau an der Nordlandbahn und der Europastraße (E6) gezwungen.
Vom nicht allzu weit entfernten Nordland-Nationalparkzentrum wanderten wir kurz zu einer Klamm, die, laut Reiseführer, aussah “wie man sich als Kind Rübezahls Reich vorgestellt hat”. Und das kann ich nur bestätigen, ein türkiser Fluß zog sich durch eine Urlandschaft, die nur ein Riese wirklich bewohnen könnte.
Land unter
Danach fuhren wir zum Rago-Nationalpark, um uns dem zweiten Teil unseres heutigen Programmes zu widmen: Wir wollten zu einer sieben Kilometer entfernten Hütte wandern, dort übernachten und am nächsten Tag wieder zurück. Den Wettergott hatten unsere Steine unbeeindruckt gelassen, doch wir entschieden uns dafür, ihn ebenfalls zu ignorieren. Mit Schlafsäcken, Essenvorräten und Regenjacken ausgestattet, starteten wir auf dem markierten Pfad. Nach einer Stunde führte uns dieser über einen Fluss — die Querung war schon schwierig — und dann zu einem Wasserfall. Die Erklimmung war noch schwieriger, außerdem ging uns der Weg verloren (da die Norweger es für ausreichend halten, alle paar 50 Meter die Route durch einen schwer erkannbaren roten Punkt irgendwo — auf Baum, Stein oder sonstwo — zu markieren). Irgendwie kamen wir oben an und fanden auch bald den Weg wieder, der aber leider im Moor hin und her schwappte. Die Holzplanken, die sonst über das Moor führten, schwammen nun im Regenwasser. Nachdem ich barfuß versuchte, eine dieser Planken zu betreten, und bis über die Knie im Wasser stand, beschlossen wir diesen “Weg” nicht zu betreten. Wir gaben aber nicht auf und kletterten entlang eines seitlich gelegenen Geröllfeldes in die Richtung, die der Weg uns wies, kamen dabei allerdings so langsam voran, dass wir damit rechnen mussten, die Hütte nicht vor der Dämmerung zu erreichen. Der Entschluss fiel schwer aber wir kehrten dann doch um, beide schon völlig durchgeweicht und etwas erschöpft, kletterten wir zurück zum Wasserfall und diesen hinunter und das war bei dem Regen nicht einfach!
Wir kamen dann aber beide wohlbehalten wieder beim Auto an und beschlossen, uns für diese Nacht eine Hütte zu mieten, um uns und unsere Kleidung zu trocknen.
Lofoten
Die Lofoten waren unser nächstes Ziel und endlich war das Wetter wieder schön (die letzten beiden Tage sollten glücklicherweise auch die einzigen Regentage dieser Reise bleiben). Wir fuhren mit der Fähre von Bodø nach Moskenes, dann führte uns der Weg nach Å (kürzest möglicher Ortname) und wieder zurück, durch das Fischerdörfchen Reine zum Nusfjord. Die Häuschen an diesem Fjord wurden alle originalgetreu rekonstruiert, alles war höchst pitoresk, im Sommer kostet die Besichtigung 5€ Eintritt, außerhalb der Saison glücklicherweise nichts.
Der Strand von Utakleiv wurde 2005 von der englischen “Times” als schönster Strand Europas bezeichnet, im Sommer sollen sich hier Surfer tummeln. Wir teilten uns den Strand mit einigen Schafen und zwei Menschen und genossen den Anblick.
Dann ging’s zum Wikingermuseum in Borg. Hier hatte man ein Häuptlingslanghaus aus der Wikingerzeit nachgebaut, in einiger Entfernung lagen auch zwei Wikingerschiffe und Werkstätten. Im Museum konnte man sich einige Filme ansehen, im Langhaus u.a. Wikingerhelme, ein Kettenhemd und Waffen anprobieren und sich ansehen wie so eine Trinkhalle damals ausgesehen hat.
Unsere letzten Stationen auf den Lofoten waren Kabelvåg, Henningsvær und Svolvær. Allesamt Fischerdörfer mit mehr oder weniger schönen Häuschen.
Tromsø
Wieder auf der E6 kamen wir am Målelvfoss vorbei und anschließend nach Tromsø. Dort schauten wir uns zuerst die Eismeerkathedrale an, dann fuhren wir mit der Seilbahn auf den örtlichen Hausberg und hatten eine schöne Sicht. Weitere Sehenswürdigkeiten stellten die Innenstadt mit Hafen sowie einige Museen dar. Wir entschieden uns, das Polarmuseum zu besichtigten. Es war in einem alten Speicher am Hafen untergebracht und roch nach Holz und Abenteuern. Von den ersten Überwinterungen zur Eisbärenjagd auf Spitzbergen, bis zum Tod von Südpolbezwinger und Nationalheld Roald Amundsen in der eisigen Einsamkeit der Arktis, war hier die norwegische Geschichte dieser Polarregion dargestellt.
Alta
Von Tromsø war es nicht mehr weit zum ersehnten Nordkap. Die Felszeichnungen von Hjemmeluft, nahe Alta, waren unser nächstes Ziel. Diese 3000 bis 6200 Jahre alten Zeichnungen zeigten überwiegend Rentiere, Boote mit Elchköpfen, Bären, Elche und damit einen Teil der Lebenswirklichkeit, Glaubensvorstellungen und Rituale der Menschen, die sich hier in der Steinzeit trafen. Seit 1985 zählen sie zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie waren sehr beeindruckend. Auch am nächsten Tag blieben wir in der Gegend und unternahmen eine Wanderung zum Alta-Canyon. Diese war vor allem durch anfängliche Rentierbeobachtungen und anschließend durch unsere Unfähigkeit, den Wanderweg wieder zu finden, geprägt. Nach einstündiger Suche standen wir wieder an einer uns vertrauten Stelle am Fluss und — siehe da — der Weg lag nur auf der anderen Seite. Wir erklärten jetzt norwegische Wanderwegmarkierungen für äußerst willkürlich (hauptsächlich um unsere eigenen Unzulänglichkeiten zu überspielen), als ob jemand nicht genug Farbe mitgenommen hätte, als er los zog, den Weg zu markieren. Der Canyon war sehr schön, wir trafen abermals zahlreiche Rentiere und kamen ihnen sogar ziemlich nahe.
Das Nordkap und das Ende der Welt
Noch am selben Tag erreichten wir die Nordkap-Insel Magerøya und die “nördlichste Stadt der Welt”, Honningsvåg und damit Natasha, die diesen Sommer als Nordkap-Guide arbeitet und ja schon von einigen ihrer Erlebnisse hier auf dem Blog berichtet hat. Sie beherbergte uns für die nächsten vier Nächte. Gleich am nächsten Tag wanderten wir zu dritt zum wirklich echten nördlichsten Punkt Europas, dem Knivskjellodden, laut Reiseführer “das Ende der Welt”. Es war eine stein- und rentierreiche Wanderung, die insgesamt 18 km lang war. Angekommen am nördlichsten Punkt Europas, konnten wir uns dort in ein Buch eintragen (wir waren da!), picknickten und genossen die Tatsache, dass weiter nördlich außer Spitzbergen eigentlich nichts mehr kam. Hier endete also der europäische Kontinent. Schluss, Punkt, weiter ging nicht, ein herrliches Gefühl. Der Rückweg war dann ob der Länge doch etwas strapaziös, der Anblick von Rentieren in der Abendsonne entschädigte uns aber auf den letzten Metern. Der nächste Tag war der Stadt Honningsvåg gewidmet, wo Roland und ich uns herumtrieben, während Natasha arbeitete. Die Deutschen hatten die Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs völlig niedergebrannt, nur die Kirche war stehen geblieben.
Am dritten Tag auf der Magerøya ging’s dann auch wirklich zum Nordkap, wir schlossen uns einer geführten Tour von Natashas Kollegen an, in einem Bus voller deutscher Hurtigrouten-Touristen. Auf dem Weg hielten wir bei den Sami Nils und Anna, die für die Touristen ein typisches Samenzelt aufgestellt hatten und einen Verkauf von Sami-Souvenieren besaßen. Nils war zudem der meistfotografierte Same überhaupt, man findet ihn auch auf Wikipedia. Am Nordkap besuchten wir zunächst die Nordkap-Halle, wo die Geschichte des Nordkaps dargestellt war sowie das Thai-Museum, das an den Nordkap-Besuch von König Chulalongkorn von Siam im Jahr 1907 erinnert. Außerdem sahen wir uns einen wunderbaren Film zu den Jahreszeiten am Nordkap an (hier der deutsche Trailer).
Dann gingen wir zum typischen Tourismusziel, dem Globus, und genossen von dort noch einmal den Blick aufs Meer, auch den Knivskjellodden konnten wir sehen. Wunderbar.
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