Nun folgt der letzte Abschnitt unserer Reise. Durch Finnland fuhren Roland und ich, über Stockholm, zurück nach Berlin.
(Für die Beschreibung zur Funktion der Prezi-Präsentation oben siehe Teil 1)
Abschied vom Nordkap
Nachdem wir am Abend zuvor auf der Magerøya noch einen Aussichtsberg und den Kamøyfjord besucht hatten und es für Natasa und Roland sehr schwer gewesen war, mich wieder aus dem Dorf am Fjord ins Auto zu locken (es war einfach zu schön, man musste alles fotografieren), ging es nun weiter nach Finnland.
Inari
Am Dörfchen Inari machten wir halt und wanderten auf einem wunderschönen Weg zur Pielpajärvie-Wildmarkkirche. Um sie herum hatte es einst ein Dorf gegeben, das aber 1876 aufgegeben wurde, als die heutige Gemeinde Inari entstand und die Menschen dorthin zogen. Die Kirche wird aber von Zeit zu Zeit noch genutzt.
Nach unserer Wanderung sahen wir uns das Samenmuseum und Nordlapplandzentrum SIIDA an. Es beinhaltete Ausstellungen zur Natur in Nordlappland und zu den Sami und im Außengelände konnte man viele Vorratsspeicher, Wohnhäuser, Ställe und Fallen der einstigen Sami-Kultur bestaunen. Ein richtig gutes Museum.
Weihnachtsdorf
Als nächstes hielten wir am Weihnachtsdorf, das direkt am Polarkreis errichtet wurde, hier soll der Weihnachtsman wohnen. Den fanden wir zwar nicht, dafür aber ein reichlich gruseliges Dorf. Überall schallten einem Weihnachtslieder entgegen, es war weitestgehend menschenleer und von Souvenirshops überschwemmt. Der dazugehörige, in den Fels gesprengte, “Santa Park” — laut Reiseführer ein riesiger Weihnachts-Freizeitpark — war nicht geöffnet und so fuhren wir weiter nach Rovaniemi. Wir sahen uns die Stadt an, die uns sehr syphatisch war. Leider war Montag und damit die Museen zu. Ich hätte mir gern das Arktikum angesehen, das, laut Reiseführer, “diverse Architekturpreise” gewonnen hat (Iwanowski’s Finnland).
Kemi, Oulu und zwanzig Fische
Abends kamen wir noch bei bestem Licht an der Ostsee an und bummelten kurz durch den Hafen von Kemi, einer kleinen Stadt, die im Mittealter aufgrund ihrer Lage bedeutend war. Nun hatten wir uns schon 100 km vom Polarkreis entfernt. Am nächsten Tag fuhren wir weiter, an der Ostsee entlang. Unser Weg, oder besser das Navi, führte uns nach Oulu, in die “mit Abstand größte — und einzige — Großstadt des Nordens”. Es war gerade Markt in der einzigen Großstadt des Nordens und wir stürzten uns ins Getümmel. Es gab alles möglich, Kleidung, Obst, Brot, Würstchen, Fisch…
Schon in Norwegen hatten wir, leider vergeblich, nach einem kleinen Laden oder einem Stand gesucht, wo wir Fisch kaufen können. Hier bot sich nun endlich die Möglichkeit und wir entschieden uns dafür, erstmal einen kleinen Räucherfisch zu kaufen — zum Probieren. Roland stand also vor dem Verkäufer, deutete auf den Fisch und sagte “one, please”. Ehe wir uns versahen hatte der Verkäufer ein ganzes Kilo Fische in eine Tüte gepackt, die Roland dann auch bezahlte, noch völlig verwirrt von der Tatsache, dass er gerade statt einem Fisch ein ganzes Kilo bekommen hatte. Zum Glück schmeckten die Makrelen, denn wir hatten genug, um davon noch ein paar Tage zu essen.
Noch am Abend sahen wir uns die Universitätsstadt Jyväskylä an. Hier war der finnische Architekt Alvar Aalto aufgewachsen und hier stehen auch mehr Alvar-Aalto-Gebäude als in irgendeiner anderen Stadt. Leider war das Alvar-Aalto-Museum schon zu, aber wir sahen uns einige der zahlreichen Gebäude an, die er entworfen hat.
Tampere
Tampere war früher eine Industriestadt, ein “finnisches Manchester”. Das ist dem Stadtbild auch heute noch deutlich anzusehen, aber die Industrieanlagen sind schon lange keine Industrieanlagen mehr. Heute wird in den Fabrikhallen getanzt, gestaltet und verwaltet. Kulturinstitutionen, Museen, Bars, Läden, eine Schauspielbühne, ein Tanztheater und Behörden sind in die Hallen gezogen, um ihnen nach dem Niedergang der hiesigen Papierindustrie neues Leben einzuhauchen.
In der Jugendstil-Markthalle aß ich Piroggen, die sehr lecker waren. Die ganze Markthalle war wunderbar. Es wurden alle möglichen Lebensmittel angeboten, man konnte essen und schauen und riechen und es ist wirklich schade, dass solche Markthallen in Berlin fast ausgestorben sind. Aber die Finnen scheinen eine ausgeprägte Marktkultur zu besitzen.
Neben der Innenstadt sahen wir uns in Tampere noch das Amuri-Arbeitermuseum an. Es war sozusagen eine alte Arbeitersiedlung. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Zimmer der Holzhäuser konnte man sich mit deren ehemaligen Bewohnern vertraut machen, denn das Begleitheft beschrieb für jedes Zimmer, (ja jede Familie hatte nur ein Zimmer — egal wie groß sie war!) wer dort einst wohnte und in welchem Jahr. Jedes Zimmer war einem anderen Jahr zugeordnet es begann Ende des 19. Jahrhunderts und endete in den sechziger Jahren. So bekam man einen Eindruck vom Wandel des Lebens in der Siedlung, vom teilweise rasanten Fortschritt und von der Armut der Arbeiter, besonders in Krisenzeiten. Ein tolles Museum.
Helsinki
Noch am Abend erreichten wir Helsinki, checkten auf dem dortigen Campingplatz ein (sehr teuer, aber vier Sterne) und fuhren in die Innenstadt. Dort schauten wir uns zuerst am Marktplatz und Hafen um, alles sah toll aus und war angestrahlt. Auch die Domkirche, ein riesiges Bauwerk, erstrahlte im Scheinwerferlicht, wir stiegen die Stufen hinauf und bummelten dann noch etwas in der Stadt umher.
Am folgenden Tag konnten wir den gesamten Anblick der Innenstadt noch einmal im Hellen genießen. Wir gingen in die Domkirche hinein und mussten feststellen, dass es drinnen nicht nur nüchtern evangelisch aussah, sondern auch wesentlich kleiner war, als man von außen erahnte. Dann noch ein Abstecher in den Design-District, der vor allem im letzten Jahr, als Helsinki zur “World Design Capital” gewählt wurde, im Mittelpunkt stand.
An der Markthalle in der Innenstadt wurde leider gerade gebaut, dewegen gingen wir zur “größten Markthalle des Landes”, am Platz Hakaniementori, hauptsächlich um noch ein paar Piroggen zu kaufen, aber so tolle Piroggen wie in Tampere gab es nicht und so groß, wie die größte Markthalle des Landes, kam mir die Halle auch nicht vor.
Über Nacht nach Stockholm
Danach gings zurück zum Auto und rauf auf die Fähre nach Stockholm. 17.30 legten wir ab, wir standen an Deck und sahen langsam die Stadt in der ferne verschwinden. An Bord hatten wir eine Kabine, nur für uns zu zweit inklusive Dusche. Außerdem gab es Restaurants, Bars, einen Shop und eine Sauna, alles ziemlich teuer, aber wir hatten Proviant dabei…
Am nächsten Morgen kauften wir im Shop noch ein paar Mitbringsel. Dann gings zum Park-Deck, denn inzwischen hatte das Schiff angelegt. Zu unserem Erstaunen stand unser Auto ganz allein da, alle anderen hatten die Fähre bereits verlassen. Aber auch wir konnten dann von der Fähre fahren und begaben uns noch zu einem Kurzbesuch in die Friedrich-Ebert-Stiftung in Stockholm, wo ich mal ein Praktikum gemacht hatte und wo wir jetzt Zimtschnecken aßen. Danach ging es dann Richtung Trelleborg, sechs Stunden anstrengender Fahrt lagen vor uns.
Von Trelleborg nach Rostock nach Berlin
Zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre (23.30 Uhr) hatten wir den Hafen von Trelleborg erreicht. Wir waren wirklich müde und kaputt und diesmal hatten wir an Bord keine Kabine. So schleppten wir Schlafsäcke und Isomatten ins Bordrestaurant und legten uns, wie viele andere auch, einfach dort schlafen. Das klappte erstaunlich gut und wir erwachten um 5.00 Uhr morgens, schon fast in Rostock. Nach der Ankunft noch ein Zwischenstopp bei meinen Eltern (frühstücken, Auto tauschen, Mittagessen) und dann ab nach Hause. Die letzten 2,5 Stunden vergingen wie im Flug und dann konnten wir auch schon die Tür unserer Berliner Wohnung öffnen. Es war eine wunderschöne Reise.
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