Während der Fahrten von Honningsvåg zum Nordkap erzählen wir Tourguides den Besuchern oft etwas über das Wetter. Nicht weil es sonst nichts anderes zu erzählen gibt, sondern weil wir hier “sehr viel vom Wetter” haben. Angeblich. Vor meiner Anreise wurde mir ein subarktischer Sommer mit Durschnittstemperatur von 10 Grad versprochen (“nimm bloß nicht zu viele Sommersachen mit”), starker Wind (“richtig stark ist er erst, wenn man nicht mehr gerade stehen kann”), Regen ohne Ende (“Make-up brauchst du nicht, es zerfließt eh ständig”) und dicker Nebel (“bereite dir viele gute Geschichten vor, es wird vom Bus aus oft gar nichts zu sehen sein”). Ich habe jetzt zwei Wochen auf der Magerøya verbracht und frage mich echt, ob ich nur so viel Glück habe oder ob die globale Erwärmung wirklich ein ernsthaftes Problem ist. Denn mein Thermometer zeigt seit zwei Tagen das hier an:
Für diejenigen, die es auf dem Bild nicht erkennen: 28 Grad in der Sonne!!! Ok, im Schatten ist es wahrscheinlich ein bisschen weniger. Man kommt aber trotzdem ins Schwitzen. Die Rentiere würden es bestimmt auch gerne tun, wenn sie es könnten (ich glaube zumindest, dass sie nicht schwitzen können). Die Armen verstecken sich vor der Sonne und suchen zur Zeit die letzten Schneeflecken in den Bergen, um sich abzukühlen. Wir bekommen also seit ein paar Tagen nicht besonders viele zu sehen.
Tjaaa, was kann man aber bei diesem Wetter in der Arktis machen? Natürlich sich freuen und die Sonne genießen, solange sie noch da ist. Und das macht man am besten am nördlichsten Strand Europas! Hier nennen ihn alle die Copacabana, denn er wird beim guten Wetter wirklich voll! Und das sieht dann so aus:
Also sind wir letztens auch zur Copacabana gegangen und haben gebadet. Bei einer angenehmen Wassertemperatur von 5 Grad Celsius. Das Baden geht hier so: Man stellt sich am besten nebeneinander hin, manche halten auch die Hände. Das hilft ein bisschen dabei, die Angst zu überwinden, wird aber hauptsächlich deswegen gemacht, damit wirklich ALLE mitlaufen. Dann schreit einer: auf die Plätze.… und bei LOS rennen einfach alle los. Mit Riesengeschrei natürlich, denn so hat man zumindest den Eindruck, dass man dem Wasser mehr Angst einjagt, als man selbst hat. Wenn man bis zu den Knien drin ist und nicht mehr laufen kann, wirft man sich schnell rein, sucht dabei gleichzeitig schon mit den Füßen ganz verzweifelt nach dem Boden und wenn man ihn nach 2 Sekunden gefunden hat und wieder sicher steht, rennt man wieder mit Riesengeschrei zurück auf den Strand. Das macht man am besten, während ein Bus voller Touristen vorbeifährt. Sie wollen ja coole Bilder von der Arktis haben und die sollen sie auch kriegen! Am Strand rennt man dann ein bisschen rum, bis man den eigenen Körper wieder fühlen kann. Dann setzt man sich auf einen Stein in der Sonne und winkt den weiteren Vorbeifahrenden, die die große Show gerade verpasst haben, zu.
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