Der (vorerst?) letze Teil der Familiensaga um die Familie Neshov setzt nahtlos an den Vorgänger “Sonntags in Trondheim” an. Anerbin Torunn kehrt auf den Hof zurück und mistet ordentlich aus. Außerdem steigt sie ins Bestattergeschäft des Onkels Margido ein und kümmert sich aufopferungsvoll um den Großvater im Altenheim. Erlend in Kopenhagen ist komplett von der Renovierung einer alten Villa eingenommen, in die die gesamte Familie nach Fertigstellung einziehen soll. Nach Norwegen hat er nur noch bedingt Kontakt, hat er zu Hause ja genug zu tun.
Anne B. Ragde lebt in Trondheim und ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Norwegens. Ihr Schreibstil ist so ausgefeilt, dass schon ein paar Sätze ausreichen, um ihre Charaktere kennen- und lieben zulernen. Im fünften Buch der Reihe stehen hauptsächlich Torunn (“Denn jetzt bin ich an der Reihe.”) und der Großvater im Vordergrund und wir erfahren endlich ein bisschen über die Vorgeschichte des alten Mannes, der jahrelang von Ehefrau und Vater schikaniert wurde. Seine Liebhaber-Geschichte wird schön erzählt und man wünscht sich wirklich, er hätte ein besseres Leben führen dürfen. Wie schon die Vorgänger wird auch “Die Liebhaber” aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was die Geschichte vorantreibt und einen intensiven Einblick in das Leben der Figuren erlaubt. Ragde vermag es die Leidenschaften der vier Hauptpersonen so anschaulich zu beschreiben, dass man sich nach jedem Perspektivenwechsel wieder neu in die Figuren verliebt. Das Buch ist definitiv ein würdiger Abschluss der Reihe, alle Handlungsstränge werden befriedigend zu Ende geführt und die Leser*innen können sich angemessen von der kleinen Buchwelt verabschieden.
Info:
Die Liebhaber von Anne B. Ragde
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
btb, 416 Seiten
Die Lügenhaus-Serie von Anne B. Ragde:
1. Das Lügenhaus
2. Einsiedlerkrebse
3. Hitzewelle
4. Sonntags in Trondheim
5. Die Liebhaber