Eigentlich ist Maria Kallio, Kommissarin in Espoo, auf der Suche nach einem neuen Job, ihre Einheit soll aufgelöst werden, auch Finnlands öffentlicher Dienst muss sparen. Die Nerven im Präsidium liegen bloß, die wenigsten Kolleginnen und Kollegen haben schon eine Arbeitsalternative. Ihr Engagement hält sich in Grenzen, als sie schon wieder dem Vater gegenübersitzt, der den übergriffigen Lehrer seiner Tochter anzeigen will. Beweise gibt es nicht, der Vater, ein typisches Alphamännchen, und seine kleine pubertierende Prinzessin (und damit entsprechen beide natürlich Marias Feindbild) rauben nur ihre wertvolle Zeit. Bis ein brutaler Mord geschieht. Ein Juwelenhändler liegt in der Kirche von Tapiola, niedergestreckt von etlichen Messerstichen. Der Raum sieht aus wie ein Schlachthaus, die Leiche schwimmt geradezu in Blut. Als Maria Zusammenhänge zwischen Henri Aalto, dem Vater, der ständig meckernd auf dem Revier erschienen war, um sich über die untätige Polizei zu beschweren, und dem Toten entdeckt, sieht sie voller Häme eine Gelegenheit, dem Mann zu beweisen, dass die Ermittlerinnen in Espoo durchaus effektiv sein können — wenn ein Fall wichtig genug ist.
„Das Echo deiner Taten“ von Leena Lehtolainen, Finnlands renommiertester Krimi-Autorin, bietet wie immer einen soliden Fall, eine stringente Handlung, Gesellschaftskritik und familiäre Possen. Wer die Krimis der Autorin schätzt, liebt ja das entschleunigte Ermitteln, vor allem den Raum, der aus Figuren Charaktere werden lässt. Maria war die feministische Identifikationsfigur, mit der die Leserinnen und Leser älter geworden sind, deren Schwierigkeiten oft den eigenen geähnelt haben. Im 12. Kallio-Band überwiegt nun in allen Belangen Routine. Hier muss der Leser/die Leserin nicht mehr viel über Marias Privatprobleme erfahren: Die Kinder sind groß, die Kater gesund. Marias Ehe hat schon alle Höhen und Tiefen durchlaufen, ihre damalige erotische Irritation ist ihr nur noch einen beiläufigen Blick auf die Postkarte wert. Stilistisch wirkt die Sprache noch lakonischer als sonst, fast bis zum Polizeibericht nüchtern. Als narrative Stütze für Maria Kallios Lustlosigkeit und die Umstrukturierungsmaßnahmen in der Behörde ist das durchaus passend und ein raffinierter Trick, lähmt aber auch ein bisschen die Lesefreude.
Das Buch nimmt durchaus einen wichtigen Platz ein, das ja über die ganze Reihe die Entwicklung der Ermittlerin zeigt. Nun wird eben der Übergang aus einer Arbeits-/Lebensphase in eine andere gezeigt, und die dazu passende Stimmung: mal gelähmt, desinteressiert oder einfach in den mittleren Jahren. Zu routiniert wirkt hier leider auch mal die Autorin und damit ist das Buch nicht Leena Lehtolaines bester Krimi. Wir sind trotzdem gespannt, wo es Maria Kallio (und ihre Gestalterin) letztendlich hintreibt.
„Das Echo deiner Taten“ kann übrigens portofrei bei Pankebuch bestellt werden!
Info
Leena Lehtolainen
„Das Echo deiner Taten“
Aus dem Finnischen übersetzt von Gabriele Schrey-Vasara
Erscheinungsjahr: 2016, Rowohlt Verlag Gmbh, 416 Seiten