von Martina Sander
Tuula Lahti-Haapala ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, die erste Verabredung in Freiheit gilt dem Storch. Als die Sexualstraftäterin kurze Zeit später ermordet aufgefunden wird und deren jugendliche männliche Opfer verdächtig erscheinen, wird Kommissarin Maria Kallio gezwungen, ihre bisherige Sicht der Dinge zu überdenken.
Lehtolainens Ansatz war schon immer feministisch und wieder ist der neue Fall „Das Ende des Spiels“ besonders innovativ durch die ungewöhnliche Täter*in/Opferkonstellation. Eine Sexualstraftäterin, deren Anteil an Straftaten dieser Art immer noch verschwindend gering ist, gibt der Autorin die Möglichkeit das festgefahrene Bild von Gut und Böse neu zu beleuchten, Loyalitäten müssen auf den Prüfstand gestellt, Vorurteile überdacht werden. Die wechselnden Gefühle übertragen sich auf die Lesenden, die ebenfalls zur Stellungnahme gezwungen werden.
Der Charakter der Maria Kallio ist kein übersteigertes Kunstprodukt, sondern fast nervig normal. Die Autorin erlaubt den Lesenden, dem durchschnittlichen Leben der Ermittlerin sehr nah zu sein. Über die täglichen Probleme, sei es bei der Arbeit, im Freundeskreis oder mit der Familie erleben wir, wie Alltag und Polizei in Finnland funktioniert. Sehr langsam, Schritt für Schritt, wird Indiz um Indiz zusammengetragen; Lehtolainen schreibt keine Thriller, Fahrt nimmt der Krimi erst gegen Ende auf.
Info
Leena Lehtolainen: Das Ende des Spiels
aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
Verlag: rororo, 352 Seiten
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