In diesem Jahr ist Norwegen Gastland der Frankfurter Buchmesse und so ist im Insel Verlag ein neuer norwegischer Märchenschatz erschienen.
Volksmärchen waren auch in Norwegen im 19. Jahrhundert sehr beliebt und die Märchensammlung der Brüder Grimm war sehr beliebt. Angeblich war es auch diese, die die beiden norwegischen Freunde Peter Christen Asbjørnsen (1812–1885) und Jørgen Moe (1813–1882) inspirierte eine eigene, norwegische Märchensammlung zu verfassen, die heute sogar als Vorreiter der Verschriftlichung norwegischer Märchen gilt.
“Die schönsten norwegischen Märchen” ist eine Sammlung dieser Märchen und umfasst 37 fantastische Texte. Durch eine Kommentierung und Bibliografie erhalten die Märchen eine knappe wissenschaftliche Einordnung, die gerade für den Laienleser verständliche Hintergrundinformationen zur Entstehung und den Besonderheiten liefert.
Die Märchen handeln natürlich von Trollen, Prinzen, Prinzessinnen, Gänsemädchen und vermutlichen Nichtsnutzen, die durch Abenteuer und/oder List am Ende belohnt werden. Es finden sich aber auch einige Alltags- und Schwankmärchen, die das Leben auf einsamen Bauernhöfen beschreiben, Einblicke in die Seefahrernation Norwegen geben oder von wortkargen Eigenbrötlern erzählen. Und es gibt natürlich Tiermärchen: Bären, Böcke, Wölfe, Füchse und Hasen treiben ihr Unwesen in den Wäldern, geben schaue Ratschläge oder tricksen ihre Gegenüber listig aus.
“Die schönsten norwegischen Märchen” ist eine abwechslungsreiche und kurzweilige Sammlung schöner Märchen, die auch einen Einblick in das norwegische Leben gibt. Allerdings sind die Texte nicht an heutige Lesegewohnheiten angepasst und lesen sich nicht so einfach runter. Für Kinder sind sie definitiv zu langweilig und einseitig geschrieben und eignen sich mehr für Literatur-Lieberhaber*innen oder Leser*innen, die eine andere Seite der norwegischen Literatur kennen lernen möchten.
Info:
Die schönsten norwegischen Märchen
Herausgegeben von Hans-Jürgen Hube
Übersetzt aus dem Norwegischen von Hans-Jürgen Hube und Friedrich Bresemann.
Insel Verlag, Berlin 2019, 227 Seiten