Ein Buchladen zum Verlieben

von Mar­ti­na Sander

Wenn ihr Leben ein Buch gewe­sen wäre, hätte sie darin nicht ein­mal eine Neben­rolle gespielt. Und eine Neben­rolle war eigentlich alles, was sie wollte.”

Buchladen zum VerliebenDass Sara Lindquist mit dem Buch­laden in die Pleite geschlit­tert ist, kann auch sein Gutes haben. Endlich kann sie einen lan­gen Urlaub bei ihrer Brief­fre­undin Amy in Iowa antreten. Das heißt, end­los lesen — denn Sara liebt Büch­er mehr als Men­schen -, Lieblingswerke tauschen und aus­führliche Diskus­sio­nen über Lit­er­atur führen. Als Sara allerd­ings in Bro­ken Wheel ankommt, beladen mit einem Kof­fer voller Büch­er, ist Amy tot. Sara sitzt im Nir­gend­wo fest, in ein­er herun­tergekomme­nen Kle­in­stadt zwis­chen Mais­feldern, umringt von skur­rilen Charak­teren, die alle unter­schiedliche Pläne für die schwedis­che Touristin schmieden. Um ihre Ruhe zu haben, eröffnet Sara mit Amys schöngeistiger Hin­ter­lassen­schaft einen Buch­laden, unbezahlt und so lange ihr Visum eben reicht. Durch ihr Sendungs­be­wusst­sein, ihre vorgelebte Liebe zum Buch und ihre eigen­willige Kat­e­gorisierung, die die Neugieri­gen direkt anspricht, bringt sie die Cow­boys und ‑girls tat­säch­lich zum Lesen. Und wenn auch Bro­ken Wheels nicht plöt­zlich zum lit­er­arischen Mek­ka wird — unmerk­lich verän­dert sich das Leben in der Stadt, die Men­schen sehen eine Per­spek­tive. Sara trifft auf „Mr. Dar­cy“ und wird selb­st von der Neben- zur Haupt­darstel­lerin ihres eige­nen Lebens.

Kata­ri­na Bivald, die selb­st als Buch­händ­lerin gear­beit­et hat, Ameri­ka allerd­ings nur aus ein­schlägi­gen Werken wie „Grüne Tomat­en“ ken­nt, hat einen net­ten, harm­losen Debütro­man vorgelegt, der sich aber gar nicht so sim­pel präsen­tiert, wie der deutsche Titel „Ein Buch­laden zum Ver­lieben“ befürcht­en lässt. Dass er sich, trotz einiger Wieder­hol­un­gen und Län­gen, flüs­sig und unter­halt­sam wegli­est, ist sich­er auch der aus­geze­ich­neten Über­set­zung von Gabriele Haefs zu danken. Amys zwis­chengeschal­tete Briefe geben dem Roman die Struk­tur und führen in die Charak­tere ein. Zudem find­en sich im Buch dur­chaus geistre­iche Ein­fälle, z. B. ist die eigen­willige Kat­e­gorisierung so eine char­mante Idee, dass Lust beste­ht, die eige­nen Bücher­re­gale nach Bivalds sub­jek­tiv­en Regeln „glück­lich­es Ende und Alter­na­tive Wel­ten“, „Für Fre­itagabende“, „Garantiert zuver­läs­siger Autor“ etc. neu zu ord­nen. Und wenn sich das Buch selb­st nach all­ge­mein­er Sortierung wohl allen­falls bei der “Chick lit” wiederfind­en würde, wird so aus rein­er Unter­hal­tung doch ein nach­haltigeres Leseer­leb­nis. Schade nur, dass es bei den vie­len Autoren­na­men, Zitat­en, Anspielun­gen und Ver­weisen im Buch hin­ten keinen Anhang auf andere Werke zum Stöbern, Ent­deck­en und Nach­le­sen gibt.

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Info:
Ein Buch­laden zum Ver­lieben (Läsar­na i Bro­ken Wheel rekommenderar)
von Kata­ri­na Bivald
Erschei­n­ungs­jahr: 2014
btb Ver­lag, 448 Seiten

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