Elin ist eine sehr erfolgreiche Fotografin und lebt mit Mann und Tochter ein scheinbar perfektes Leben in New York. Eines Tages bekommt sie jedoch Post aus ihrer Heimat Gotland und ihre mühsam errichtete innere Schutzmauer beginnt zu bröckeln. Ein lang verdrängtes Geheimnis bohrt sich unerbittlich einen Weg in Elins Bewusstsein und damit in ihre Gegenwart. Nicht einmal ihre Familie kennt Elins ganze Kindheitsgeschichte, doch jetzt muss sie sich der Vergangenheit und damit auch der Gegenwart stellen und in ihre Heimat zurückkehren.
Die schwedische Autorin Sofia Lundbergs hat mit “Ein halbes Herz” (im Schwedischen übrigens passender “Ett frågetecken är ett halvt hjärta” (Ein Fragezeichen ist ein halbes Herz)) einen sehr fesselnden Roman geschrieben. Die Erzählzeit verläuft nicht linear, sondern springt zwischen den Jahren 2017 (Elin in New York) und 1979 und 1982 (Elin als Kind in Gotland) hin- und her. Im Wechselspiel der beiden Erzählstränge entsteht die besondere Spannung, die das Buch ausmachen. Denn nur langsam erfahren die Leser*innen so, warum Elin heute ist wie sie ist. Elins schwere Kindheitsgeschichte mit ihrer depressiven Mutter und dem abwesenden Vater lässt einen nicht los und atemlos nähert man sich dem dunklen Geheimnis, von dem man hofft, dass es nicht das ist, was man zu glauben meint. Lundbergs Schreibstil ist schnörkellos und eine Melancholie durchzieht die Seiten, die sich nur schwer abschütteln lässt und eindrucksvoll Elins Gemütsverfassung beschreibt. Das Ende ist schrecklich und schön zu gleich, und man wünscht sich für Elin, dass sie ihre verlorene Zeit wieder aufholen könnte und jetzt das beste aus der Situation macht.
“Ein halbes Herz” ist ein wirklich schönes, emotionales Buch, das zu Lesen viel Spaß gemacht hat.
Info:
Sofia Lundberg: “Ein halbes Herz“
Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps
Originaltitel: Ett frågetecken är ett halvt hjärta
Goldmann Verlag, 416 Seiten