„Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar.“
So soll es Astrid Lindgren einst gesagt haben. Sie hat mit Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und all den anderen den Startschuss für eine neue, moderne Kinderliteratur und auch für eine moderne Sicht auf Kinder, ihre Bedürfnisse und ihre Rechte gegeben.
In diesem Geist sind in Schweden seitdem viele Kinderbücher entstanden, die in der ganzen Welt gelesen werden. Einige davon werden in der Ausstellung “FRECH, WILD & WUNDERBAR – Schwedische Kinderbuchwelten” der Schwedischen Botschaft vorgestellt, die am 11. April im Felleshus der Nordischen Botschaften eröffnet wurde.
“Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit. Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre, aus dem man sich die seltsamste aller Freuden holen könnte.” — Astrid Lindgren
“FRECH, WILD & WUNDERBAR” soll Kindern Buchwelten auf spielerische Weise zugänglich machen und über neuere schwedische Kinderliteratur, über Kinderkultur und die Rechte von Kindern in Schweden informieren. Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile.
In dem interaktiven Ausstellungsteil, der von dem schwedische Künstler und Szenograf Tor Svae und Roger Josefsson künstlerisch umgesetzt wurde, kann man in neun nachgestalteten Buchszenen
Geschichten und Kinderbuchfiguren von Pija Lindenbaum, Barbro Lindgren, Sven Nordqvist, Ulf Nilsson, Jujja Wieslander, Maria Jönsson, Martin Widmark, Stina Wirsén und Pernilla Stalfelt begegnen. Im Zentrum steht ein großer, gelb-roter Zirkuswagen in dem es schon einiges zu erkunden gibt. Darum herum sind unter anderem Mamma Muh von Jujja Wieslander, die Veranda von Sven Nordqvists Petterson und Findus, das Detektivbüro LasseMaja von Martin Widmark und “Die besten Beerdigungen der Welt” von Ulf Nilsson zu sehen. Außerdem kann man eine ganze Reihe neuer literarischer Freunde kennenlernen, wie die Schmeißfliege Astrid von Maria Jönsson. Überall gibt es kleine Details, spielerische Elemente und natürlich viel Lehrreiches zu entdecken — auch für große Gäste!
Der zweite Teil der Ausstellung ist eine Miniversion der schwedischen Kinderbibliothek Rum för Barn mit vielen Büchern zum Schmökern und einem Workshop-Bereich zum Malen und Basteln. Das Bibliothekskonzept des Stockholmer Kulturhuset Stadsteatern orientiert sich durchgängig an der Perspektive des Kindes – von der Einrichtung des Raums über den Kontakt des Personals mit den Besuchern bis hin zur Anordnung und Beschilderung der Bücher. Im Berliner Rum för Barn im Felleshus liegen zahlreiche Bücher (teilweise in mehreren Sprachen) der wichtigsten schwedischen Kinderbuchautoren zum Blättern und Lesen aus.
“Man hört oft, dass die Kinder das Publikum von morgen sind. Das stimmt aber nicht. Sie sind schon heute ein wichtiges Publikum”, sagte Kulturrätin Nina Röhlcke in ihrer Eröffnungsrede. In diesem Sinne richtete sich auch die Eröffnungsfeier überwiegend an dieses Kulturpublikum. Neben der offiziellen Eröffnung durch Prinz Daniel von Schweden, der gemeinsam mit den Gästen hunderte bunte Ballons steigen ließ, war die Band Bröderna Lindgren aus Stockholm ein Highlight. Unterhaltsam und mit viel musikalischem Können, spielt diese Gruppe Rockmusik für Kinder — wie “die Beatles, aber mit Texten aus dem Alltag von Kindern. Auf Schwedisch. Und in schicken Kostümen”.
Außerdem waren alle zehn Illustratoren und Autoren, deren Geschichten und Figuren in der Ausstellung dargestellt sind, bei der Eröffnung anwesend. So war es für die Gäste und Kinder etwas ganz Besonderes, sich mit den Geschichten der Autoren zu befassen und sich gleichzeitig mit ihnen unterhalten zu können.
Insbesondere die Umsetzung der “besten Beerdigungen der Welt” sprach die Kinder trotz der ernsten Thematik an. Ständig sah man kleine Jungen und Mädchen, die untersuchten, was sich in den kleinen Gräbern verbirgt. Autor Ulf Nilsson erkundete gemeinsam mit den Kindern seinen Ausstellungsteil. “Ich halte es für wichtig die Kinder an solche ernsten Themen heran zu führen. Sterben gehört nun mal zum Leben dazu”, erklärte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Ausstellungsbauer Tor Svae nickte zustimmend und berichtete von seinen Familienritualen: “Als meine Kinder noch sehr klein waren, hatten wir Katzen. Als sie gestorben waren, haben wir sie später gemeinsam beerdigt. Wir haben uns verabschiedet und waren gemeinsam traurig, aber am nächsten Tag war es okay”.
Doch nicht alle Autoren bevorzugten die offenen Gesprächsrunde. So fand man Sven Nordqvist beispielsweise auf der gegenüberliegenden Seite im Rum för Barn, wo er zurückhaltend und bescheiden mit einer Hand voll Kindern auf dem Boden saß und gemeinsam in Kinderbüchern las.
Noch bis zum 30. Mai könnt ihr im Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin in die schwedischen Kinderbuchwelten eintauchen. Der Eintritt ist frei!
Außerdem wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm begleitet, das sich über das ganze Jahr 2016 erstreckt und das Workshops, Lesungen, Filmtage, Tanz- und Theatervorstellungen sowie Fachdiskussionen beinhaltet.
Aktuelle Informationen sowie Anfahrt und Öffnungszeiten findet ihr auf www.schwedische-kinderbuchwelten.de.