Dass nordische Krimis in Deutschland besonders beliebt sind, ist schon lange bekannt und gefühlt kommen täglich neue Werke auf den Markt. Die nordische Literaturlandschaft hat aber noch so viel mehr zu bieten, als nur Geschichten über das Morden. Die vergangene Frankfurter Buchmesse hatte dieses Jahr Norwegen als Gastland und einmal mehr bewiesen, wie themenreich der nordische Buchmarkt eigentlich ist. Als absolute Lesereatte beschäftigt sich mein NordNerds Themenpost daher auch mit nordischer Literatur und allen ihren Schätzen.
Norwegen
Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wurden unzählige Werke neu übersetzet, von Drama zu Lyrik, Belletristik, Fachbüchern und und und.. Zu den neuesten Erscheinungen, die mir besonders gefallen haben, gehören zum Beispiel Die Einsamkeit der Seevögel von Gøril Gabrielsen. Gøril Gabrielsens lakonische Sprache zieht in den Bann und bietet trotzdem pralles Lesevergnügen. Der raffinierte Kunstgriff der Ich-Perspektive erzielt das maximale Identitätsgefühl der Lesenden und lässt sie die zunehmende Bedrohung mitspüren. Zoologischer wird es dagegen in Die unglaubliche Welt der Krabbeltiere, indem uns die Autorin Anne Sverdrup-Thygeson in kurzen und sehr unterhaltsamen Kapiteln die besondere Welt der Insekten vorstellt. Künstlerisch wird es in dem Graphic Novel Rebellische Frauen — Women in Battle“ von Marta Breen und Jenny Jordahl. Der Comic malt chronologisch und im Episodenstil das große Ganze der Frauenbewegung nach und das auf unterhaltsame und leichtfüßige Weise. Wenn man an Norwegen denkt, kommt einem sogleich das Wasser in den Sinn, das Meer, die Fjorde. Und genau darum geht es in Das Buch vom Meer von Morten A. Strøksnes, das Silja von Fernwehge besonders empfehlen kann.
Schweden
Schweden ist ja besonders für seine Krimis bekannt und so möchte ich auch mit einem Thriller starten, weil er einfach so gut war: Camilla Grebes Tagebuch meines Verschwindens hat mich trotz seiner knapp 600 Seiten so gefesselt, dass ich das Buch an einem Wochenende ausgelesen hatte. Aus insgesamt drei unterschiedlichen Blickwinkeln bekommen die Leser*innen den Fall präsentiert, wodruch sich die Spannung besonders aufbaut, da irgendwer immer schon mehr weiß als alle anderen, die Leser*innen eingeschlossen. Rike von Schweden und so empfiehlt Ein Mann namens Ove von Frederik Backmann, weil sie während der “Lektüre nicht nur laut gelacht, sondern auch laut geweint” hat. Elchkuss schwärmt von Lena Anderssons Roman über Liebe, wegen ihrer “philosophischen Betrachtung von Liebe”. Passend zur Jahreszeit stellt Michaela von Mahtava das schwedische Weihnachtskochbuch Dezember: Vom ersten Advent bis Neujahr vor und legt uns besonders die Zimtherzen ans Herz, denn der “Zimtduft zieht durch die Küche und die fertigen Plätzchen zergehen förmlich auf der Zunge.”
Finnland
Wenn man von finnischen Büchern spricht, muss auch Tove Jansson erwähnt werden. Die Finnland-Schwedin hat aber nicht nur Mumingeschichten geschrieben, sondern auch ganz tolle Romane, wie zum Beispiel Das Puppenhaus. Ein Must-Read hat auch nordstein parat und bringt uns die finnische Lyrik näher: Sahne für die Sonne von Inger-Mari Aikio macht uns wörtlich “die acht Jahreszeiten Lapplands fühlbar” und das teilweise in Finnisch und Samisch (und natürlich Deutsch). Für alle Kundigen des Finnischen hat UOMALAINEN PÄIVÄKIRJA ein Buch parat, das es zu lesen lohnt. Yösyöttö von Eve Hietamies ist ein “grundpositives Buch”, das einen Weinen und Lachen lässt und eine Gänsehaut zaubern kann. Finnweh schlägt außerdem Kalsarikänni von Miska Rantanen zum Lesen vor. Ein Buch, das wie kein anderes zu einem “entspannten Tête-à-Tête mit dem Sofa” einlädt und von dem seltsamen finnischen Hobby erzählt in Unterhose auf dem Sofa rumzuhängen. René von FinnTouch wagt sich dagegen gleich an das finnische Nationalepos Die Kaleva und empfiehlt die Angabe von Elias Lönnrot.
Dänemark
Die dänische Literatur hat so einige Größer hervorgebracht, u.a. Hans-Christian Andersen. Letztes Jahr erschien die wunderschön gestaltete Ausgabe Die kleine Meerjungfrau und andere Märchen von Hans-Christian Andersen. Die zwölf bekanntesten Andersen-Märchen haben die Londoner Künstler von MinaLima (auch für ihre grafische Beteiligung an Harry Potter und den Fantastischen Tierwesen bekannt) illustriert. Die Kapidänin empfiehlt gleicht 5 dänische Klassiker für die Adventszeit, u.a. Tania Blixen und Peter Hoeg. Ein weiterer Tipp von nordstein ist der Roman Rechts blinken, links abbiegen von Dorthe Nors.
Island
Eins der besten, aber verstörendsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, war Blackout Island. Die Autorin Sigríður Hagalín Björnsdóttir malt in dem Roman ein bedrückendes Endzeit-Szenario voller Einsamkeit, Härte und Hoffnungslosigkeit, das einen atemlos und erschreckt zurücklässt. Das Buch hing mir noch Wochen später nach und wollte mich einfach nicht loslassen. nordstein empfiehlt dafür den Roman Hoffnungsland von Kristín Steinsdóttir, der von einer jungen Tagelöhnerin erzählt, die hofft in der großen Stadt ihr Glück zu machen. Das Buch sein “poetisch und kraftvoll erzählt” und eine echte Leseempfehlung.
Ich hoffe, ihr seid inspiriert und findet für die dunklen Monate etwas Schönes zum Lesen. Was könnt ihr so empfehlen?
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