Martin Montag ist Radiologe, wohnt mit seiner Petra in Berlin und führt ein „halbes Leben“. Als er ein kleiner Junge war, ist ihm etwas Schreckliches zugestoßen und seitdem versucht er nur noch in dieser Welt zu überleben — mit dem Freitod als ständigem Begleiter und möglichem Ausweg.
Doch dann sitzt plötzlich seine Nemesis — der Mann, der Martins Leben vor zwanzig Jahren halbiert hatte — in Martins Praxis. Mit einem Tumor in der Speiseröhre in der Form eines feuerroten Jojos, fleht er um Hilfe. Und Martin muss sich entscheiden, ob er seine persönlichen Motive beiseite lassen kann, um den Patienten zu retten, oder seinen Rachegedanken nachgeben soll.
Die isländische Autorin Steinunn Sigurðardóttir gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Autoren Islands. Für ihren Roman Herztod erhielt sie 1995 den Isländischen Literaturpreis und ihr Buch Der Zeitdieb wurde in Frankreich erfolgreich mit Emmanuelle Béart und Sandrine Bonnaire in den Hauptrollen verfilmt. Mit Jojo hat die Autorin nun erneut einen sehr gelungen Roman geschrieben.
Die Geschichte, die auf mehreren Ebenen in verschiedenen Zeiten spielt, entblößt sich dem Leser anfangs sehr langsam. Kleine Andeutungen führen zwar zu Mutmaßungen, doch erst auf den letzten Seiten entwirrt sich die ganze scheußliche Geschichte, von der man immer noch gehofft hatte, sie falsch interpretiert zu haben. Und obwohl Erzähler Martin wirklich kein netter Charakter ist, mit dem man sich identifizieren würde, und obwohl viele Seiten von Krebsgeschwüre und Todesstatistiken durchtränkt sind und trotz des schrecklichen Geheimnisses, ist Jojo ein wunderbarerer Roman, der, wenn begonnen, zu Ende gelesen werden will. Steinunn Sigurðardóttir versteht sich nämlich wunderbar darin Poesie in Romanform zu schreiben. Jeder Satz scheint wohl überlegt und fügt sich mühelos ins Ganze ein, wodurch das Erzählte nur noch als nebensächliche Plattform des ganzen Kunstwerkes zu dienen scheint.
Titel: Jojo (isl. Jójó)
Autorin: Steinun Sigurðardóttir
Erscheinungsjahr: 2014
Rowohlt Verlag, 187 Seiten
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