Hulda Hermannsdottir ist 65 Jahre alt und sie liebt ihre Arbeit bei der Kriminalpolizei in Reykjavik. Anderen Dinge — Männern oder gar Hobbies ‑räumt sie kaum Zeit ein. Doch dann eröffnet ihr ihr Chef, dass er sie gern frühzeitig in den Ruhestand schicken will, damit er einen jungen, neuen Kollegen ihrerstatt einstellen kann. Einen letzten Fall darf sie sich für die verbleibenden zwei Wochen allerdings noch aussuchen. Hulda will nun den Tod eines jungen russischen Mädchens wieder aufrollen, der damals vom Kollegen einfach als Selbstmord abgetan wurde.
Der Krimi „Dunkel“ von Ragnar Jónasson erschien bereits 2015 in Island und ist nur der erste Teil der rückwärts erzählten Hulda-Trilogie. Die britische Tageszeitung „The Times“ ernannte „Dunkel“ als einen der 100 besten Krimis und Thriller seit 1945. Jetzt ist er in deutscher Übersetzung erschienen, allerdings seltsamerweise nicht als Dirtektübersetzung aus dem Isländischen, sondern von der englischen Version ins Deutsche.
Die Hauptfigur Hulda macht es den Leser*innen nicht unbedingt einfach, sie gleich zu mögen. Sie ist kratzbürstig und dickköpfig und nicht sehr einsichtig. Doch man lernt sie mit der Zeit zu schätzen. Die Erzählkonstruktion ist klug und spannend und lässt einen das Buch nicht so schnell aus der Hand legen. Jónasson verwebt unterschiedliche Geschichten und Erzählstränge geschickt und die Leser*innen erfahren erst nach und nach immer mehr über Hulda und ihr düsteres Geheimnis. Besonders spannend ist, dass Dunkel ja der letzte Teil der Hulda-Trilogie ist, Band 2 und 3 spielen nämlich zeitlich vor Band 1. Somit steuert das Buch unausweichlich auf Huldas scheinbar tragisches Ende zu und als Leser*in kann man nur hoffen, dass sich dieses irgendwie durch ihre Vergangenheit (also in den nächsten 2 Bänden) relativieren wird.
Die Hulda-Trilogie ist schon besonders, ob Dunkel aber einer der besten Krimis seit 1945 ist, muss jede*r für sich entscheiden. Empfehlenswert ist das Buch jedenfalls!
Info:
Ragnar Jónasson: Dunkel
Aus dem Englischen von Kristian Lutze
btb Verlag; 2020, 384 Seiten