von Martina Sander
„… Finnland war als Ausgrabungsort für Archäologen
in etwa so interessant wie ein Katzenklo“
Als Voula ihren Freund und Kollegen zu einer Ausgrabung nach Finnland einlädt, nimmt Victor Allcock (da ist der Name Verpflichtung) den Job trotzdem an. Nicht, weil er hofft, sensationelle Entdeckungen zu machen, sondern vielmehr um Stella der Strahlenden nahe zu sein, die er sich als Assistentin ausbedungen hat. Die begehrt er nämlich schon lange – und über den Tod hinaus: Denn Victor erzählt über sich und die Geschehnisse in den finnischen Wäldern rückblickend aus dem Jenseits, ein profaner Taschenbügel hatte ihn unwiederbringlich zu Fall gebracht. Stella allerdings – sehr diesseitig und immer bereit, den maximalen Spaß aus dem Leben zu pressen – ist/(z)war durchaus zu körperlichen Spielen mit Viktor bereit, obwohl er alt, sexbesessen und egozentrisch ist. Sie liebt aber vielmehr Antti, der irgendwie auch Stella gern hat. Da er aber als Asperger Syndrom-Nerd ziemliche Probleme mit der Gefühlswelt hat, versteckt er sich am liebsten hinter dem Computer und seiner Zombie-App. Zum Showdown treffen sie sich trotzdem alle in der New-Age-Akademie, auf der Suche nach Waldgeistern, überirdischen Orgasmen und aufsehenerregenden Enthüllungen – oder einfach, weil sie nichts Besseres vorhaben.
„Drei ist keiner zu viel“ ist eine sehr moderne Geschichte, in der es eigentlich keine Grenzen gibt. Es findet sich ein geradezu unverfrorenes Konglomerat aus unterschiedlichsten Stilen, Szenerien und Handlungssträngen: Sinnsuche und Oberflächlichkeit, Wissenschaft und Glaube, Liebe und unverbindlicher Sex prallen inhaltlich aufeinander und fügen sich harmonisch zu den Zaubersprüchen, Schlafliedertexten, E‑Mail-Wechseln und Zeitungsreportagen, die den Text immer wieder erläuternd anreichern oder brechen. Mal berichtet Viktor aus dem Off, mal erzählt Stella, dann weitere Perspektivenwechsel und die Handlung fließt trotzdem stimmig voran. Vergnügt lässt die Autorin ihre männlichen Akteure über die Klinge springen, während ihre weiblichen Figuren charismatisch glänzen – womit sie natürlich auch hier dem Zeitgeist folgt.
Miina Supinen, die u. a. als Kolumnistin für das trendige finnische Magazin Image arbeitet, hat ein amüsantes, unkonventionelles und nicht sehr ernst gemeintes Buch geschrieben, das wie ein netter Sommerabend in Helsinkis City ist, mit Cocktails und gut gelaunten Freunden.
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Info:
Drei ist keiner zu viel (Finn. Säde)
von Miina Supinen
Erscheinungsjahr: 2014
Suhrkamp Taschenbuch, 299 Seiten