Dänemark wird auch in Sicherheitsfragen nicht enger mit der EU zusammenarbeiten. Das entschieden die Bürger des Landes am gestrigen Abend per Volksabstimmung. Nach der ersten Abstimmung im Jahre 1992, bei der sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen den Beitritt zur Währungsunion aussprach, ging es nun vor allem um die Sicherheitspolitik.
Dänemark hält sich bereits seit vielen Jahren alle Wege offen, um die eigene Souveränität zu wahren. In den Bereichen der Währungs‑, Innen‑, Justiz- und Sicherheitspolitik wurden bisher ausschließlich Sonderverträge mit der EU abgeschlossen. In der Politik bezeichnet man diese Ausnahmeregelungen als “Opt-Out”. Nachdem die Dänen sich also bereits vor Jahren dafür entschieden haben, ihre Kronen und Øre nicht gegen Euro und Cent einzutauschen, galt es nun über das nächste “Opt-Out” abzustimmen. Im Zentrum der Wahl stand insbesondere die Zusammenarbeit mit Europol.
Sowohl die linksorientierte Enhedslisten (Einheitsliste) als auch die eurokritische Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) weisen eine zentral geregelte Kooperation ab und beharren stattdessen auf die bisherigen Sonderverträge.
Die Gegenseite spricht sich deutlich für eine Zusammenarbeit mit Europol aus. Profitieren will man dadurch insbesondere in Hinblick auf die grenzüberschreitende Polizeiarbeit sowie Cyberkriminalität, um organisierte Verbrechen einzudämmen. Darüber hinaus werde allerdings auch eine politische Annäherung an die EU angestrebt. Im Falle einer Befürwortung durch das Volk, wolle die Führung deshalb gleich 22 Weisungen der Europäischen Union einführen. Ein “Ja” brächte die dänische Politik somit auf einen anderen Kurs. Denn seit der diesjährigen Regierungswahl und dem damit verbundenen Erfolgskurs der Dansk Folkeparti, welche bereits zahlreiche EU-kritischen Vorhaben umsetzen konnte, hatte sich Dänemark zunehmend von der Unionspolitik abgesondert.
Bereits im Sommer hatte der dänische Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen die Abstimmung angekündigt und befürwortende Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten. Die Uneinigkeit der europäischen Staaten in der Flüchtlingsdebatte führte allerdings in den vergangenen Monaten zu einer zunehmenden Skepsis, sodass sich immer mehr Dänen gegen das Abkommen aussprachen.
Letztendlich fiel das Ergebnis letzte Nacht erwartungsgemäß negativ aus. Die Wahlbeteiligung lag bei bescheidenen 37,5 Prozent, von denen mindestens 30 Prozent nötig waren, um die Abstimmung als rechtskräftig anerkennen zu können. 53,1 Prozent der abgegebenen Stimmen sprechen sich somit gegen die EU-Verträge und 46,9 Prozent dafür aus.
Welche Konsequenzen sich nun für Dänemark aus der Volksabstimmung ergeben bleibt abzuwarten. Die dänische Regierung wird sich allerdings zeitnah um einen neuen Sondervertrag bemühen müssen, um die Sicherheit des Landes langfristig wahren zu können.