Morgen wird der Dalai Lama für drei Tage Norwegen besuchen. Das norwegische Nobelinstitut lud ihn ein seine Ehrung mit dem Friedensnobelpreises vor 25 Jahren in Norwegen zu feiern. Offiziell empfangen wird er aber nicht. “Wir müssen eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen Norwegen und China vermeiden”, so Norwegens Außenminister Børge Brende gegenüber der norwegischen Zeitung Aftenposten.
2010 hatte das Nobelkomitee den chinesischen Systemkritiker und Bürgerrechtler Liu Xiaobo ausgezeichnet. Seitdem ist das Verhältnis zwischen China und Norwegen gelinde gesagt schlecht, China ignoriert das skandinavische Land, Treffen mit Politikern werden abgesagt, norwegischen Würdenträgern keine Visa ausgestellt.
Die Kosten für dieses schlechte Verhältnis seien in erster Linie politischer und diplomatischer Natur, nicht so sehr wirtschaftlicher, sagt der Forscher und Diplomat Henrik Thune in der norwegischen Zeitung Aftenposten. So habe Norwegen zur Zeit nur indirekten Kontakt zu China, auch in wichtigen Fragen, wie zur UN, Handel, Klima und zur Arktis. Der norwegische Botschafter habe ein schlechtes Verhältnis zu den Chinesen. Dies sei diplomatisch ein hoher Preis. Dennoch plädiert der Forscher für einen offiziellen Empfang und führt drei Punkte an: “Erstens bricht es [den Dalai Lama nicht offiziell zu empfangen] mit dem Verständnis der meisten Norweger, von ihrem Land. Norwegen wird als die treibende Kraft für Begegnung und Dialog angesehen, auch mit Menschen, mit denen wir nicht einverstanden sind. Wir sollten vorsichtig sein, dies zu opfern. Zweitens ist die Beziehung zu China etwa so schlecht, wie sie sein kann. Eine weitere Verschlechterung ändert wenig. Drittens, und das sehe ich als am Wichtigsten an: Die Geschichte hat gezeigt, dass, wenn man dazu bereit ist, sich unter Druck setzten zu lassen, man die Erwartung schafft, dass der Druck wirkt. Dies ist keine gute Strategie von Seiten der Regierung, auch nicht für eine langfristige Beziehung zu China.”
Die Norweger scheinen ebenfalls mehrheitlich für einen Empfang zu sein: Die Tageszeitung Verdens Gang befragte über tausend Norweger: Sechs von zehn Befragten sprachen sich für einen Empfang des Dalai Lama seitens der Regierung aus. Die Hälfte war der Meinung, es sei feige die Begegnung zu vermeiden.
Der Dalai Lama wird dennoch einige Politiker treffen, laut der Süddeutschen Zeitung wurde dem Vorsitzenden des Tibet-Ausschusses im norwegischen Parlament Ketil Kjenseth aufgetragen, den Würdenträger für ein Treffen durch den Hintereingang des Parlaments zu schleusen.
Das chinesische Außenministerium zeigt sich mit der Absage eines offiziellen Empfangs des Dalai Lamas unterdessen zufrieden: Es unterstütze den Beschluss.