Nach der Parlamentswahl Dänemarks im Juni, haben am 1. September auch die Färöer-Inseln über ihr Parlament entschieden.
Der Wahlkampf, der bereits einen Monat zuvor begann, gestaltete sich so spannend, dass auch wenige Tage vor der Wahl noch kein eventueller Ausgang vorhersehbar war.
Zentrales Thema des Wahlkampfes war unweigerlich die Fischerei, die zur Zeit Dreh- und Angelpunkt für die färöische Wirtschaft ist und für Aufschwung sorgt. Das Parlament hatte in der letzten Wahlperiode darüber entschieden noch vor 2018 eine neue Fischereireform einzuführen. Daraus resultierend sollten bis dahin alle bestehenden Lizenzen gekündigt werden. Dies gestaltet sich auf Grund der vorherrschenden Probleme auf den Inseln allerdings schwierig. Aus dem Fischhandel profitieren aktuell drei große färöische Produzenten, welche sich ihre Lizenzen über die Nutzung der Fjorde vor Jahren billig gekauft hatten. Hinter den — mittlerweile — unzähligen internationalen Investoren und Abnehmern, die diese Produzenten fördern, verbirgt sich insbesondere die russische Regierung. Diese hatte sich auf Grund des EU-Boykotts in der Ukraine-Krise gegen den Export norwegischer und schottischer Fische entschieden und kauft nun ausschließlich färöischen Fisch ein. Aus diesem Grund müssen einige Fischereifamilien und Redereien zusehen, wie ihnen das Geld durch die Finger rinnt. Sie haben meist keine Chance gegen die großen Exporteure zu bestehen. Auch die Gesellschaft hat darunter zu leiden, denn das finanzielle Loch von sechs Milliarden Kronen, welches seit der Wirtschafts- und Finanzkrise in den 1990er Jahren besteht, muss irgendwie gestopft werden. Die Erhöhungen von Lizenzgebühren und staatlichen Steuern sind nur einige wenige Optionen, die im Wahlkampf aufgegriffen werden.
Ein weiteres stark diskutiertes Problem ergibt sich aus dem demografischen Wandel. Obwohl die Färöer prozentual eine jüngere Bevölkerung als Dänemark haben, ist der Zusammenbruch der Gesellschaft, durch stetige Abwanderung junger Erwachsener, absehbar. Diese suchen und finden ihre Zukunftsperspektiven meist im Ausland, da dort mehr Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine Rückkehr in das landwirtschaftlich geprägte Heimatland kommt für viele Färöer nicht in Frage. Langfristig sollen deshalb Alternativen für Jugendliche und junge Erwachsene geschaffen werden.
In den letzten Jahren wurde auch die Gleichstellung homosexueller Paare immer wieder stark diskutiert. Deshalb griffen einige Parteien die Thematik in ihrem Wahlkampf, mit dem Ziel der Eheschließung von Homosexuellen, auf.
Die Schlüsselrolle in der Wahl spielte letztendlich aber eine ganz andere Problematik: die Flüchtlingsdebatte.
Kurz vor dem Wahltag sprach sich die führende Sambandsflokkurin (liberale Unionisten-Partei) für die künftige Aufnahme von 60 Flüchtlingsfamilien aus. Dies sorgte für Unruhen und Unverständnis in der färöischen Gesellschaft und Politik und endete letztendlich mit einem Einbruch in den Meinungsumfragen.
Davon profitieren konnte die Javnaðarflokkurin (Sozialdemokratische Partei). Diese gewann die Wahl mit mehr als 25 Prozent der Stimmen. Ihr möglicher Koalitionspartner Tjóðveldi (Republikanische Partei), konnte ebenfalls unter den Gewinnern des Abends verbucht werden, sodass beide Parteien bereits 15 der 33 Sitze im Parlament einnehmen könnten. Zur Bildung der Regierung fehlt ihnen allerdings noch ein dritter Koalitionspartner, um die Mehrheit im Parlament zu erreichen. Die Verlierer Sambandsflokkurin und Fólkaflokkurin (liberalkonservative Volkspartei) büßten jeweils zwei Mandate ein und erlangten somit nur noch sechs Sitze.
Gespannt sein darf man in den kommenden Monaten und Jahren sowohl auf die politischen Maßnahmen und Lösungen zur Fischerei und Flüchtlingshilfe. Darüber hinaus steht eine mögliche Loslösung der Färöer-Inseln von Dänemark bevor. Tjóðveldi hatte bereits vor der Wahl angekündigt, bei Erhalt ausreichender Stimmen, eine Volksabstimmung durchzuführen, die spätestens 2016 über ein Färöisches Grundgesetz entscheiden soll.