Tierschutzorganisationen setzen sich vehement für den Schutz von Robben ein und gegen die kommerzielle Jagd auf Robben, vor allem in Kanada. Die Regierungen von Norwegen und Kanada widersprechen vielen der Argumente dieser Tierschutzorganisationen. Hier eine (nicht vollständige) Gegenüberstellung der Argumente.
Der International Fund for Animal Welfare (IFAW) ging 1969 aus einer Gruppe, die gegen die kommerzielle Robbenjagd in Kanada kämpfte, hervor. Auf seiner Website schreibt er: “Sie [die Robbenjäger] müssen in einem unkalkulierbaren Umfeld schnell und ertragsorientiert arbeiten. Unter solchen Bedingungen ist ein möglichst schmerzloses Töten nahezu unmöglich.” Als Gründe werden unter anderem hoher Konkurrenz- und Zeitdruck angegeben, dies mache schnelles Töten wichtiger, als schmerzfreies Töten. Außerdem sei, laut IFAW, eine effektive Überwachung und Durchsetzung der Jagdvorschriften unmöglich. Auch würden unangemessen viele Tiere bei der Jagd nur verletzt und die Regelungen zur Robbenjagd würden zum Teil offen missachtet. Der IFAW setzt sich stark für das Handelsverbot mit Robbenprodukten ein.
Andere Organisationen, die Kampagnen für den Schutz von Robben leiten, sind Greenpeace, Peta, Sea Shepard oder der WWF. Die Gründe, die gegen die (kommerzielle) Robbenjagd sprechen, liegen für Greenpeace in einer “grausamen Massentötung” und darin, dass die Robben vor allem getötet würden, weil sie am Rückgang der Fischbestände schuld seien und wegen ihrer Felle. Während andere Robbenprodukte nur geringe Absatzmärkte hätten und kaum gebraucht würden. Auch auf der Seite von Peta heisst es, Jungtiere würden “auf grausamste Art und Weise getötet” Und: “Hat man die widerwilligen Mütter erst einmal beseitigt, töten und häuten die Jäger die völlig verängstigten Babys, die noch zu jung sind, um zu flüchten oder sich verteidigen zu können.” Auch hier heisst es, die Robbenjungen würden vor allem aufgrund ihres Felles gejagt. Der WWF dagegen sieht besonders den Klimawandel als Gefahr für die Robbenjungen an, die auf das Eis in der Arktis angewiesen sind. Die Gefährdung durch die Jagd wird auf der Seite auch erwähnt, allerdings beziehen sich die Autoren hauptsächlich auf die Vergangenheit. Sea Shepard dagegen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Robbenjagd, hier ein Auszug:
- The slaughter of seals is incredibly cruel (a post mortem survey has shown that 42% of these babies are skinned alive)
- It is a threat to the survival of the species
- It is a slaughter done mainly for unessential, vanity, and luxury items, and therefore, is unnecessary
Tierschutzorganisationen kämpfen zum Teil mit sehr emotionalisierenden Texten und Bildern gegen die Robbenjagd. Die meistgenannten Gründe für die Gegnerschaft sind Grausamkeit gegen die wehrlosen Jungtiere und die hauptsächliche Nutzung des Felles, während andere Teile der Robben kaum weiterverarbeitet würden.
Gegenargumente
Argumente, die diese Vorwürfe entkräften wollen, liefern vor allem die Regierungen von Kanada und Norwegen, sowie die Canadian Sealers Association.
In Norwegen werden nur Sattel- und Mützenrobben gejagt, während in Kanada auch Kegel‑, Ringel- und Bartrobben, sowie Seehunde gejagt werden, allerdings beschränkt sich die kommerzielle Jagd hauptsächlich auf Sattelrobben. Laut fisheries.no, einer offiziellen Seite des norwegischen Fischerei-Ministeriums, sind auf norwegischen Robbenjägerschiffen immer auch staatliche Tierärzte an Bord, die die Einhaltung der gesetzlichen Regeln überwachen. Auch in Kanada wird, laut der offiziellen Seite “Fisheries and Oceans Canada”, die Jagd durch Fischereiangestellte, durch regelmäßige Kontrollen (Inspektionen auf See, an Land und aus der Luft) mit Hilfe der Küstenwache und der örtlichen Polizei kontrolliert. In beiden Ländern gibt es Quoten für den Fang von Robben. Das Töten von Sattelrobbenjunge (“Whitecoats”), sowie den Junge von Mützenrobben (“Bluebacks”) ist sowohl in Norwegen als auch in Kanada verboten. Robben dürfen erst nach ihrem ersten Fellwechsel gejagt werden, zu diesem Zeitpunkt sind sie mindestens 25 Tage alt und vollständig unabhängig.
Die Canadian Sealers Association bestreitet zudem, dass Robben lebend gehäutet werden, auch wenn es nach der Tötung eines Tieres manchmal so aussehe, als ob das Tier noch lebe. Dies sei auf den Schwimmreflex der Robben zurückzuführen, dieser sei auch nach Eintreten des Todes noch aktiv. Außerdem gäbe es von der kanadischen Regierung keine Erlaubnis, tausende von Robben zu töten, damit sich die Fischbestände erholten. Dagegen seien andere Faktoren als Robben die Gründe für den Rückgang des Fischbestandes. Auch sei die Nutzung eines Knüppels oder eines Hakapik nicht, wie behauptet wird, “inhuman”. Vielmehr hätten wissenschaftliche Studien ergeben, dass es mit diesen Werkzeugen möglich sei, die Tiere schnell und “human” zu töten. Tatsächlich kommt die Studie “Animal welfare and the harp seal hunt in Atlantic Canada” aus dem Canadian Veterinary Journal zu dem Schluss, dass 98% der Robben, die bei den untersuchten Jagden getötet wurden, auf eine “akzeptabel humane Weise” gestorben sind. Auch eine unabhängige Arbeitsgruppe von Tierärzten befindet in ihrem Report “Improving Humane Practice in the Canadian Harp Seal Hunt”: “[…] harp seal hunt can be undertaken in a humane manner, if done by competent and skilled professionals using the guidelines provided.”
Befürworter der Robbenjagd gehen also teilweise auf die Argumente der Gegenseite ein und versuchen diese zu entkräften. Studien darüber, ob Robben bei der Tötung leiden oder nicht, die von beiden Seiten akzeptiert werden, gibt es unterdessen nicht. Klar ist aber, dass beide Seiten an der Robbenjagd verdienen, die Jäger durch den Verkauf von Robbenprodukten und die Tierschutzorganisationen mit den Spenden die sie für ihre Kampagnen sammeln.
Eine interessante Diskussion über die Robbenjagd in Kanda könnt ihr euch auch auf CBC radionoon anhören, der crosstalk beginnt bei 25.20 min.
Das EU-Handelsverbot für Robbenprodukte hat starke Auswirkungen für alle Beteiligten, auf die ich im nächsten Beitrag eingehen werde.
Teil 1 — Das EU-Handelsverbot für Robbenprodukte – eine politische Entscheidung?
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