Als Johan eines Tages aus Versehen ein kleines Mädchen mit dem Auto überfährt, bricht für ihn seine Welt zusammen. Von Depressionen geplagt, hört auf zu arbeiten und vergräbt sich in seinem Kummer. Auch Anna, Mutter des toten Mädchens, scheint an ihrer Trauer zu zerbrechen. Sie flüchtet in eine Traumwelt, in der ihre Tochter lebt, spielt und altert. Diese beiden durch das Schicksal verbundene Menschen treffen sich eines Tages zufällig auf dem Stockholmer Ostbahnhof und kommen ins Gespräch. Zwar kennt Johan Anna, aber Anna nicht Johan und der richtige Moment, das Geheimnis zu lüften streicht vorüber. Anna und Johan lernen sich kennen und lieben und zusammen sehen sie eine Perspektive, sich dem Leben wieder zu öffnen. Doch jetzt muss Johan mit neuen Schuldgefühlen kämpfen und auch Anna merkt, dass etwas nicht stimmt.
Das Drama von Regisseur Simon Kaijser da Silva ist eine ruhige, intensive Menschenstudie geworden. Es geht nicht um den Tod, sondern um die menschliche Existenz und wie Menschen leben und überleben. Getragen wird der Film hauptsächlich von den Hauptdarstellern Mikael Persbrandt und Iben Hjejle. Die Chemie zwischen den beiden stimmt, so dass die seltsame Anziehung ihrer Rollen glaubhaft und nachvollziehbar ist. Ohne große Gestik gelingt es ihnen Gefühle authentisch darzustellen, eine einzelne Träne symbolisiert den Nervenzusammenbruch, ein angedeutetes Lächeln beschreibt Glückseligkeit. Viele Worte braucht der Film nicht, die Gedanken lassen sich von den Gesichtern ablesen, die Kamera macht das Übrige. Auch wenn es die Thematik eigentlich vermuten lässt, ist dieser Film kein tränenreiches Melodram. Der Tod des kleinen Mädchens ist zwar der Ausgangspunkt für die Geschichte, spielt dann allerdings nur noch indirekt eine Rolle. Die dargestellte Trauer überträgt sich glücklicherweise nicht auf den Zuschauer, wodurch Stockholm Ost zu einem wirklich sehbaren Film avanciert. Spannend bleibt auch bis zum Schluss, wie die Geschichte von Johan und Anna letztendlich ausgehen wird. Und das wahrscheinlich einzigartige Ende lässt den Zuschauer mit der Frage zurück: Wie viel könnte ich verzeihen?
Am Freitagabend läuft “Stockholm Ost” um 21.45 Uhr auf Arte! Wer allerdings Originalsprache bevorzugt, kann den Film auch auf DVD oder BluRay erstehen.
Trailer zum Film:
Info:Titel: Stockholm Ost (schwed. Stockholm Östra)
Regie: Simon Kaijser da Silva
Produktionsjahr: 2011
Produktionsland: Schweden
Darsteller: Mikael Persbrandt, Iben Hjeljle, Henrik Norén, Liv Mjönes