Juliane Köhler und Liv Ullmann stehen sich in diesem packendem Thriller als Mutter und Tochter gegenüber.
Katrine lebt glücklich mit ihrer Familie in Norwegen. Ihr Leben ist perfekt konstruiert, es fehlt an nichts. Doch plötzlich fällt die Mauer in Berlin und Katrine wird von ihrer Vergangenheit eingeholt: Als Tochter einer norwegischen Mutter und eines deutschen Soldaten wurde sie 1945 als Baby nach Deutschland verschleppt, wo sie – als Kind „reinrassiger Züchtung“ – in einem Nazikinderheim aufwachsen sollte, während ihre Mutter als stigmatisierte „tyskerjente“ (Deutschenmädchen) in ein Arbeitslager gesteckt wurde. Erst 20 Jahre später lernen sich Mutter und Tochter endlich kennen.
Der junge Anwalt Sven Solbach will das Verbrechen, das diesen jungen Familien angetan wurde, nun – weitere 20 Jahre später – vor den Europäischen Gerichtshof bringen. Dazu braucht er allerdings die Aussagen Katrines und deren Mutter. Doch je mehr Katrine von damals enthüllt, desto weniger glaubhaft erscheinen ihre Erinnerungen. Ein Netz aus Lügen, Verrat und vertuschter Stasi-Spionage erscheint unaufhaltsam an der Oberfläche. Und langsam beginnt sich auch Katrines Familie zu fragen: Wer ist diese Frau wirklich?
Der Film „Zwei Leben“ von Regisseur und Autor Georg Maas ist ein spannender Spionage-Thriller über die sogenannten „Lebensborn“-Kinder. Noch immer ein Tabu in Deutschland und Norwegen, wird das Thema hier in den Fokus gerückt und einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Erst von den Nazis verschleppt, wurden viele dieser Kinder auch noch in den 1960er und 70er Jahren von der Stasi für ihre Zwecke missbraucht. So wurden Stasi-Agenten als vermeintliche Lebensborn-Kinder in norwegische Familien eingeschleust, während den „echten“ Kindern ihre Identität und ihre Familie vorenthalten wurde.
Maas erzählt deren Geschichte eindrucksvoll an den zwei Figuren der Katrine und deren Mutter Åse. Der Schmerz, den die ungewollte Trennung mit sich brachte, ist allgegenwärtig und für den Zuschauer immer noch spürbar. Besonders Liv Ullmann verkörpert die Rolle der gepeinigten Mutter perfekt. Hinter jedem Lachen verbirgt sich auch Trauer, in jedem Blick steckt Resignation. Ullmann spielt die Figur der Åse mit Bedacht. Sie spricht leise und bewegt sich langsam, als hätte Åse schon vor langer Zeit alle großen Gefühle aufgebraucht. Ihre Hilflosigkeit am Ende des Films, nachdem die ganze brutale Wahrheit offen vor ihr liegt, ist dann auch für die Zuschauer absolut nachvollziehbar und kaum mehr zu ertragen. Doch auch Juliane Köhler brilliert in der Rolle der Katrine, für die sie sogar extra Norwegisch lernte. Ob als verrohte Stasi-Agentin oder liebende Mutter, beide Parts spielt sie glaubwürdig.
Maas rollt die Geschichte keinesfalls gradlinig auf, vielmehr vermischen sich damals und heute übergangslos und einige Anfangsszenen erklären sich erst gegen Ende des Films. Als Mischung aus Familiendrama und Spionage-Thriller bleibt der Film durchgehend spannend und verliert sich nicht in seiner Komplexität.
Der Film ist also durchaus zu empfehlen – aber bitte im norwegisch-deutschen Original!
Info:
Titel: Zwei Leben
Idee: Georg Maas
Erscheinungsjahr: 2012
Produktionsland: Deutschalnd/Norwegen
Darsteller: Juliane Köhler, Liv Ullmann, Ken Duken, Sven Nordin