Weihnachten steht vor der Tür und in dieser Zeit sind die skandinavischen Länder für viele vielleicht mehr denn je Sehnsuchtsländer – schließlich wohnt ja auch der Weihnachtsmann in Finnland. Oder wo war das jetzt? Naja, jedenfalls verspricht der Norden wunderschöne Winterlandschaften, Gemütlichkeit und schöne weihnachtliche Traditionen. Über die wollen wir in dieser kleinen Serie schreiben: darüber, welche Bräuche es in Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen und Island in der Weihnachtszeit gibt, was man isst und allgemein wie man diese Zeit des Jahres im Norden begeht. Und hoffentlich werden wir euch damit auch etwas in Weihnachtsstimmung versetzen.
Teil 5: Norwegen
In Norwegen schwebt das Wort jul lange vor dem ersten Adventssonntag in der Luft. Vieles, was sonst einen gewöhnlichen Namen trägt, bekommt plötzlich einen weihnachtlichen Klang und gewinnt an Bedeutung.
Man backt julekaker und nascht julemarsipan, trinkt julebrus (Weihnachtslimo) und juleøl, bastelt julekalender und strickt julekuler, ließt julehefter (Weihnachtscomics) versucht in julelotterier zu gewinnen, geht zu julekonserter und hängt julestjerner in den Fenstern auf. Die Advents- und Weihnachtszeit ist gekennzeichnet durch viele Treffen und Traditionen, die eine gemütliche julestemning schaffen. Und so übersteht man auch nördlich des Polarkreises die dunkelsten Wochen des Jahres meistens in guter Laune.
Am ersten Adventssonntag kommen in großen wie kleinen Orten oft viele beim feierlichen Erleuchten des Weihnachtsbaums zusammen. Es ist üblich, einen Kreis um den Weihnachtsbaum zu bilden und zu den Klängen bekannter norwegischer Weihnachtslieder darum herum zu gehen oder zu tanzen und mitzusingen. Vor allem Kinder, die oft in Wichtelkostümen gekleidet sind, genießen das Fest. Am 13. Dezember wird auch in norwegischen Schulen und Kindergärten das ursprünglich schwedische Lucia-Fest gefeiert. In der Vorweihnachtszeit werden sieben Sorten von Weihnachtsplätzchen gebacken, darunter oft lefse — eine Art Fladenbrot, mit Füllung aus Butter, Zucker, Zimt und getrocknetem brunost, einem süßen, karamellisierten Käse. Das Backen, Aufstellen und Dekorieren von Pfefferkuchenhäusern ist eine der süßesten vorweihnachtlichen Familientraditionen.
Freundeskreise und Arbeitskollegen verabreden sich im letzten Monat des Jahres gerne zum julebord — einem Fest, das meistens mit einem Abendessen anfängt und in ein Unterhaltungsprogramm oder eine Party übergeht. Serviert werden traditionelle Weihnachtsspezialitäten wie svineribbe (Rippchen), pinnekjøtt (gepökelte Lammrippchen), medisterpølse (Weihnachtswurst) und medisterkake (Boulette). Zum Dessert gibt es Karamellpudding oder riskrem — der norwegische Milchreis. In der Weihnachtszeit hat auch lutefisk — eins der traditionellsten norwegischen Gerichte seine Hochsaison.
O Lutefisk, O Lutefisk
O Lutefisk, O Lutefisk, how fragrant your aroma,
O Lutefisk, O Lutefisk, you put me in a coma.
You smell so strong, you look like glue,
You taste just like an overshoe,
But lutefisk, come Saturday,
I think I‘ll eat you anyway.
Die Worte von diesem umgedichteten Weihnachtslied sagen schon viel über diese Weihnachtsdelikatesse aus. Mit seinem Aroma und einer geleeartigen Konsistenz, die durch die Zubereitung entstehen, gehört lutefisk zweifelsohne auf eine Liste der merkwürdigen nordeuropäischen Fischgerichte. Getrockneten Kabeljau (Stockfisch) zuerst fünf bis sechs Tage im Wasser liegen lassen, dann für zwei Tage in eine Lösung von Ätznatron einlegen, danach nochmal für vier bis sechs Tage im sauberen Wasser auswaschen und zum Schluss im Ofen backen, fertig. Wobei, Lutefisk ist tatsächlich erst wirklich fertig, wenn er auf dem Teller zusammen mit allem “Zubehör” serviert wird. Das Lutefiskmuseum, welches jedes Jahr sogar den Tag des Lutefisk feiert, spricht von bis zu 30 zugelassenen Beilagen, die man beliebig mischen kann: Kartoffeln, Erbsenpüree, Senf, Speck und Sirup, oder sogar den braunen Käse brunost. Anstoßen darf man jedoch nur mit norwegischem Akevitt!
Weihnachten
Ähnlich wie in Dänemark kommen auch in Norwegen Familien schon am 23. Dezember, am lille julaften zusammen. Tagsüber soll das Haus geputzt und am Abend geschmückt werden. Gegen 20 Uhr schaut man das Programm Kvelden før kvelden — mit Musik, verschiedenen Gästen und weihnachtlichen Themen — das seit 2002 zu den meistgesehenen Fernsehprogrammen in Norwegen gehört.
Der wichtigste Weihnachtstag ist julaften - Heiligabend. Es sind die Glocken, die um 17 Uhr den heiligen Abend einläuten. Viele Familien gehen zum Weihnachtsgottesdienst. Danach gibt es ein feierliches Abendessen. Zum Nachtisch wird immer Milchreis serviert und wer eine Mandel in seiner Schüssel findet, bekommt ein Marzipanschwein oder ein kleines Geschenk. Eine Schüssel wird auch für den julenisse vor die Tür gestellt. Er ist es nämlich, der in Norwegen den Kindern Geschenke bringt und deswegen soll er an Weihnachten besonders gut behandelt werden. Nach dem Abendessen bekommt man Geschenke und singt Weihnachtslieder, während man oft wieder um den Weihnachtsbaum tanzt.
In romjul — der Zeit zwischen dem heiligen Abend und Silvester — gibt es weitere Traditionen. Am 25. Dezember wird ein Weihnachtsgottesdienst gefeiert und Kinder in Wichtelkostümen gehen von Tür zur Tür, singen Weihnachtslieder und bekommen dafür Süßigkeiten. Auf den Tisch kommt lutefisk, verschiedene Arten von eingelegtem Hering, Rauchfleisch und Wurst. Im Fernsehen läuft an jedem Tag das Programm Julenøtter — ein Quiz mit Geographiefragen, bei dem man Geld gewinnen kann.
Wenn ihr außerdem wissen wollt, wie in den anderen Ländern Weihnachten gefeiert wird, lest hier mehr:
Teil 1 – Weihnachten in Schweden: Lucia, Tomte und Julklappar
Teil 2 – Weihnachten in Island: Stinkender Fisch und die gefährliche Weihnachtskatze
Teil 3 – Weihnachten in Finnland: Joulu und die Weihnachtssauna
Teil 4 – Weihnachten in Dänemark: Julebryg, Nisser und Hygge
Teil 5 – Weihnachten in Norwegen: Geselligkeit und Lutefisk
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